Die Pille scheint das Risiko für Glaukome zu erhöhen
Das Glaukom, im Volksmund auch als Grüner Star bezeichnet, ist eine schwerwiegende Augenerkrankung mit fortschreitendem Verlauf, die oftmals durch einen erhöhten Augendruck gekennzeichnet ist. Während der Erkrankung wird zunehmend der Sehnerv beschädigt. Wird ein Glaukom nicht behandelt, kann es zur Blindheit führen. Eine aktuelle Studie liefert nun Hinweise darauf, dass die Einnahme von hormonellen Verhütungsmittel wie der Anti-Baby-Pille das Risiko für Glaukome erhöht.
Forschende der University of British Columbia in Kanada zeigen, dass Frauen, die derzeit hormonelle Verhütungsmittel wie beispielsweise die Pille, den Vaginalring, das Verhütungspflaster oder die Hormonspirale verwenden, ein mehr als doppelt so hohes Risiko haben, ein Glaukom zu entwickeln wie Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmittel nutzen. Die Ergebnisse wurden im „British Journal of Clinical Pharmacology“ vorgestellt.
Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms
Bekannte Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms sind beispielsweise das Lebensalter, ein erhöhter Augeninnendruck oder Fälle in der Familie. Auch bestimmte Vorerkrankungen wie zum Beispiel hoher Blutdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, hohe Cholesterinwerte, Diabetes, Arteriosklerose, Gerinnungsstörungen, Migräne oder niedriger Blutdruck können das Glaukom-Risiko erhöhen. Die Arbeitsgruppe der University of British Columbia liefert nun Hinweise darauf, dass die Einnahme von hormonellen Verhütungsmitteln ebenfalls das Risiko steigert.
Die Pille scheint das Glaukom-Risiko zu erhöhen
Die Arbeitsgruppe analysierte die Daten von 2.366 Frauen, die ein Glaukom entwickelten sowie von 9.464 Kontrollpersonen. Die Teilnehmerinnen waren im Alter von 15 bis 45 Jahren. Die medizinischen Daten wurden in den Jahren 2008 bis 2018 erhoben.
Die Auswertung dieser Daten zeigt, dass Nutzerinnen von hormonellen Verhütungsmitteln ein höheres Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms haben, als Frauen, die keine Verhütungsmittel auf Hormonbasis einnehmen. Wenn Frauen in der Vergangenheit solche Verhütungsmittel nutzen, diese aber absetzten, sank ihr Risiko für Grünen Star wieder auf das durchschnittliche Niveau.
Risiko stieg mit der Menge
Das höchste Risiko für die Entwicklung eines Glaukoms hatten Frauen mit mehr als vier Verschreibungen für hormonelle Verhütungsmittel innerhalb der letzten zwei Jahren. Diejenigen die im gleichen Zeitraum nur ein oder zwei Verschreibungen für hormonelle Verhütungsmittel bekamen, hatten nur ein leicht erhöhtes Risiko.
Insgesamt ist das Glaukom-Risiko gering
Auch wenn das Risiko für Glaukome bei der Einnahme von hormonellen Verhütungsmittel höher ist als bei Frauen, die solche Verhütungsmethoden nicht nutzen, ist die Gefahr, Grünen Star zu entwickeln, insgesamt gering, betonen die Forschenden.
„Das Risiko eines Glaukoms bei hormonellen Verhütungsmitteln ist gering und sollte Frauen nicht von der Einnahme dieser Medikamente abhalten“, resümiert Studienerstautor Mahyar Etminan von der University of British Columbia in Kanada. Sollten Frauen, die diese Verhütungsmittel einnehmen, Sehveränderungen bemerken, sei es jedoch ratsam, die Symptome bei einer Augenärztin beziehungsweise einem Augenarzt abklären zu lassen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of British Columbia: Do hormonal contraceptives impact glaucoma risk? (veröffentlicht: 23.06.2021), eurekalert.org
- Kate Hogden, Frederick Mikelberg, Mohit Sodhi, et al.: The association between hormonal contraceptive use and glaucoma in women of reproductive age; in: British Journal of Clinical Pharmacology, 2021, bpspubs.onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
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