Mischen von Biontech/Pfizer- und Astrazeneca-Vakzin
Eine neue Studie zeigt, das Erwachsene, die als zweite Dosis einen Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer erhielten, nachdem sie als erste Dosis das Vakzin von Astrazeneca bekamen (oder umgekehrt), eine bessere Immunität gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ausbildeten, als Personen, die zwei Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs erhielten.
Forschende der Oxford University belegen, dass Personen von einem gemischten Impfschema mit den Vakzinen von Astrazeneca und Biontech/Pfizer profitieren können. Die Studienergebnisse werden in dem renommierten medizinischen Fachjournal „The Lancet“ präsentiert und sind derzeit als Preprint einsehbar.
Wechsel des Corona-Impfstoffs
Aufgrund des Impfstoffmangels und geänderten Empfehlungen der Impfkommissionen erhalten viele Menschen Corona-Impfungen mit zwei verschiedenen Vakzinen. In Deutschland erhalten beispielsweise einige Personen unter 60 Jahren, die als erste Dosis den Impfstoff Vaxzevria von Astrazeneca bekamen, eine zweite Dosis mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty von Biontech/Pfizer.
Starker Immunschutz nach Wechsel des Impfstoffes
Die aktuellen Forschungsergebnisse der Oxford University zeigen nun, dass ein solcher Impfstoff-Wechsel zwischen den Dosen in einer guten Immunität resultiert. Das gemischte Impfschemata erzeugt laut der Studie eine starke Immunantwort gegen das SARS-CoV2-Spike-Protein. Die beiden Impfungen wurden im Abstand von vier Wochen verabreicht.
Die beste Immunantwort im gemischten Schema erzeugte ein Wechsel von Astrazeneca auf Biontech/Pfizer. Ein Wechsel von Biontech/Pfizer auf Astrazeneca erzeuge aber auch einen verlässlichen Immunschutz. Unter Strich halten die Forschenden alle Kombinationen der beiden Impfstoffe für empfehlenswert. Dies eröffne eine höhere Flexibilität bei der Durchführung der Impfkampagne.
Gemischte Impfung besser als reine Astrazeneca-Impfung
Die Studie belegt, dass die Reihenfolge der Impfstoffe einen Unterschied macht. Das Astrazeneca-Vakzin gefolgt von dem Biontech-Pfizer-Impfstoff führte zur Bildung von mehr Antikörpern und einer stärkeren T-Zell-Antwort als die umgekehrte Kombination.
Das Team um Professor Matthew Snape von der Oxford University zeigte auch, dass beide Kombinationsvarianten eine Immunantwort induzieren, die über dem Schwellenwert der Impfung liegen, bei der beide Impf-Dosen von Astrazeneca stammen.
Was wurde genau untersucht?
Für die Studie erhielten 463 Teilnehmende zwei unterschiedliche Impfdosen im Abstand von vier Wochen. Als Kontrollgruppe dienten Personen, die zwei Impfdosen mit dem Astrazeneca-Vakzin erhielten. Zum Vergleich der Gruppen wurde die geometrische Mittelkonzentration der IgG-Antikörper 28 Tage nach der zweiten Impfung ermittelt.
Antikörper-Bildung bis zu zehn mal höher
Bei denjenigen, die von Astrazeneca auf Biontech-Pfizer wechselten, wurden der Studie zufolge rund zehnmal so viele Antikörper (14.080 ELU/ml) gemessen, wie bei Personen, die beide Impfstoff-Dosen von Astrazeneca erhielten (1.392 ELU/ml). Der Wechsel von Biontech-Pfizer auf Astrazeneca war mit einer 9,2-fach höheren Antikörper-Bildung verbunden (12.906 ELU/ml).
Einschränkungen der Studie
Nicht untersucht wurde, ob der Anstieg der Antikörper zwangsläufig mit einer höheren Schutzwirkung gegen COVID-19 verbunden ist. Dies kann nur durch Langzeit-Daten ermittelt werden.
Vier oder 12 Wochen?
„Diese Ergebnisse sind ein wertvoller Leitfaden für den Einsatz von gemischten Dosis-Schemata, allerdings ist das hier untersuchte Intervall von vier Wochen kürzer als das acht- bis zwölfwöchige Schema, das für den Impfstoff von Oxford-AstraZeneca am häufigsten verwendet wird“, erläutert Professor Snape. Ein längeres Intervall zwischen den Impfungen führe wahrscheinlich zu einer noch besseren Immunantwort. Die Ergebnisse der Personengruppe, die mit einem 12-wöchigen Intervall geimpft wurden, werden in Kürze vorliegen, so der Studienleiter.
„Die heutigen Daten sind ein wichtiger Schritt nach vorne und zeigen, dass ein gemischtes Impfschema den Menschen nach vier Wochen eine schützende Immunität gegen COVID-19 verleiht“, ergänzt Professor Jonathan Van-Tam. Zusammen mit den noch ausstehenden Ergebnissen für das 12-Wochen-Intervall werde die Studie eine wichtige Rolle bei der Entscheidung des zukünftigen Impfprogramms spielen.
Win-Win-Situation beim Mischen der Impfstoffe?
Die Ergebnisse könnten zudem für Länder entscheidend sein, die mit dem Impfprogramm noch nicht so weit fortgeschritten sind und möglicherweise mit Lieferschwierigkeiten umgehen müssen. Das Mischen der Dosen eröffne eine größere Flexibilität und führe gleichzeitig zu einer besseren Immunität. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Xinxue Liu, Robert H. Shaw, et al.: Safety and Immunogenicity Report from the Com-COV Study – a Single-Blind Randomised Non-Inferiority Trial Comparing Heterologous And Homologous Prime-Boost Schedules with An Adenoviral Vectored and mRNA COVID-19 Vaccine; in: The Lancet, 2021, papers.ssrn.com
- Oxford University: Mixed Oxford/Pfizer vaccine schedules generate robust immune response against COVID-19, finds Oxford-led study (veröffentlicht: 28.06.2021), ox.ac.uk
- Deutsches Ärzteblatt: SARS-CoV-2: Wechsel des Impfstoffs kann Immunität verbessern (veröffentlicht: 29.06.2021), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.