Unpasteurisierte Milchprodukte als Gesundheitsrisiko?
Unpasteurisierte (rohe) Milch und Milchprodukte werden nicht selten mit einem erhöhten Nährstoffgehalt, positiven Effekten auf Allergien und allgemeinen Vorteilen für die menschliche Gesundheit in Zusammenhang gebracht. Auf der anderen Seite warnt beispielweise das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ausdrücklich vor den Risiken. Die Expertin Dr. Erin Rossi von der Cleveland Clinic erläutert, ob tatsächlich Vorteile bestehen und welche Gefahren Rohmilchprodukte mit sich bringen.
Pasteurisierung tötet gefährliche Bakterien ab
Das Pasteurisieren von Milch, also das Erhitzen der Milch auf 161 Grad für lediglich 20 Sekunden, töte alle Bakterien ab, so Rossi. Zu diesen gefährlichen Bakterien gehören beispielsweise Salmonellen, E. coli und Listerien. Es sei bereits mehr als 120 Jahre her, dass Louis Pasteur dieses Verfahren zur Abtötung der Bakterien in Rohmilch erfunden hat, und die Verarbeitung helfe, mit dem Konsum von Rohmilch verbundenen Krankheiten zu verhindern.
Keine Gefahr für gesunde Personen?
In Rohmilch und Rohmilchprodukten sind die Bakterien jedoch gegebenenfalls noch vorhanden, was zu einem erhöhten Risiko für verschiedene lebensmittelbedingte Erkrankungen führt, die schlimmstenfalls zu einem Krankenhausaufenthalt führen und bei manchen Personen sogar lebensbedrohlich verlaufen können, so die Expertin Cleveland Clinic.
Zwar erholen sich gesunde Menschen meist schnell von den drohenden Gesundheitsbeschwerden nach dem Rohmilchkonsum wie beispielsweise Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und grippeähnlichen Symptomen. Wenn allerdings ältere Personen, Kinder, schwangere Frauen und Menschen mit einem schwachen Immunsystem durch diese Bakterien krank werden, können die Infektionen durchaus gefährlich werden, erläutert Rossi.
Die Expertin rät, umgehend ärztliche Beratung zu suchen, falls nach dem Verzehr eines Rohmilchprodukts Symptome einer Erkrankung auftreten. Dies gelte insbesondere für schwangere Frauen, da Listerien Fehlgeburten auslösen und sogar zum Tod von Föten oder Neugeborenen führen können.
Welche Produkte können Rohmilch enthalten?
Die meisten Milchprodukte enthalten pasteurisierte Milch oder Sahne oder sie wurden auf eine Art und Weise behandelt, die möglicherweise vorhandene Bakterien abtötet. Manche Produkte basieren jedoch ausdrücklich auf Rohmilch, wie beispielsweise Rohmilchkäse in Form von Weichkäse (z.B. Brie, Camembert) oder Hartkäse (z.B. Allgäuer Emmentaler, Parmesankäse).
Auch kann Rohmilch direkt an einigen Hofstellen (sogenannte Milchtankstellen) erworben werden, wobei jedoch ein Hinweis darauf erfolgen muss, dass die Milch vor dem Verzehr abzukochen ist. Zudem gibt es sogenannte Vorzugsmilch, die ebenfalls nicht pasteurisiert wurde und im Einzelhandel erhältlich ist. Sie unterliegt besonders strengen Vorgaben, um das Risiko einer Kontamination mit schädlichen Bakterien zu reduzieren.
Wenn sich die Frage stellt, wie man Produkte mit Rohmilch identifizieren kann, hilft der Blick auf das Etikett eines Produkts. Hier muss ein Hinweis auf die enthalte Rohmilch erfolgen.
Pasteurisierung reduziert nicht die Nährstoffe
Die Expertin der Cleveland Clinic betont, dass eine Pasteurisierung entgegen der Mythen nicht die vorhandenen Nährstoffe in Milch reduziert. „Der Nährwert ist für alle Milch gleich, nur dass pasteurisierte Milch nicht das Risiko von Bakterien birgt”, erklärt Rossi in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Milch muss gekühlt werden
Weiterhin enthalte sowohl rohe als auch pasteurisierte Milch Proteine, welche bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen oder Laktoseintoleranz auslösen können. Zudem sei durch die Pasteurisierung nicht automatisch gewährleistet, dass die Milch keimfrei bleibt. Wird diese über einen längeren Zeitraum nicht gekühlt, können sich auch hier Krankheitserreger vermehren. Dies gelte insbesondere, wenn die Milch bereits geöffnet wurde.
Milch stärkt die Knochen und die Muskeln
Milch bietet laut Rossi gundsätzlich viele Vorteile. Das in Milch enthaltene Kalzium trage zum Aufbau starker Knochen und Zähne bei und sorge zusätzlich dafür, dass das Herz schlägt, das Blut gerinnt und Muskeln und Nerven richtig funktionieren. Milch enthalte außerdem Eiweiß, welches zur Stärkung der Muskeln beitrage und deren Abbau verhindere. Zudem sind „lebensmittelbedingte Krankheiten bei richtiger Handhabung und Verarbeitung vermeidbar – einschließlich Pasteurisierung, die Risiken minimiert und gleichzeitig lebenswichtige Nährstoffe bewahrt“, resümiert die Expertin der Cleveland Clinic. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: The Dangers of Raw Milk: What You Should Know (veröffentlicht 02.07.2021), Cleveland Clinic
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Fragen und Antworten zum Verzehr von Rohmilch (Abruf 05.07.2021), bfr.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.