Neues Tool soll Pflegebedarf am Lebensende und den Tod vorhersagen
Wenn die verbleibende Lebenserwartung und der Pflegebedarf am Ende des Lebens vorhersagbar wären, könnten gegebenenfalls entsprechende Vorkehrungen getroffen werden und auch die Angehörigen könnten sich mental besser auf die bevorstehende Situation vorbereiten. Dies soll ein neuer Online-Rechner nun ermöglichen.
Wie sich der Pflegebedarf älterer Erwachsener mit zunehmendem Alter verändert und wann sie sich möglicherweise dem Ende ihres Lebens nähern, soll das „Risk Evaluation for Support: Predictions for Elder-Life in the Community Tool“ (RESPECT) vorhersagen. Entwickelt wurde der Online-Rechner von einem Forschungsteam der University of Ottawa (Kanada) und in einer ersten Studie konnte das Tool durchaus überzeugen. Veröffentlicht wurden die entsprechenden Studienergebnisse in dem „Canadian Medical Association Journal“ (CMAJ).
Daten von 500.000 Erwachsenen berücksichtigt
Die Zuverlässigkeit des Tools haben die Forschenden anhand der Daten von rund 500.000 Erwachsenen aus Ontario (Kanada) im Alter von 50 Jahren und älter untersucht. Primäres Ziel war eine verlässliche Vorhersage der Sterblichkeit für sechs Monate nach Nutzung des Tools. Zudem wurden 61 verschiedene Risikogruppen gebildet, deren geschätzte mediane verbleibende Lebensdauer von etwa drei Wochen bei Erwachsenen mit hohem Risiko und bis mehr als drei Monaten bei Erwachsenen mit geringerem Risiko reicht.
Hilfe beim Planen
„Der RESPECT-Rechner ermöglicht es Familien und ihren Angehörigen zu planen“, betont Dr. Amy Hsu von der Universität Ottawa. Zum Beispiel könne das Tool „einem erwachsenen Kind helfen, zu planen, wann es sich von der Arbeit freistellen lassen sollte, um bei einem Elternteil zu sein, oder zu entscheiden, wann es den letzten gemeinsamen Familienurlaub antreten soll“, erläutert die Forscherin.
Alltagsfähigkeiten mit hoher Aussagekraft
Bei der Analyse der Datensätze für die Entwicklung des Online-Rechners haben die Forschenden auch einige überraschende Erkenntnisse gewonnen. So fanden sie beispielsweise heraus, dass die Verschlechterung der Fähigkeit einer Person, ihre Alltagsaktivitäten wie Hygiene, Toilettengänge und Fortbewegung auszuführen, eine stärkere Vorhersagekraft für die 6-Monats-Mortalität hat als die vorliegenden Krankheiten.
Behandlungsschwerpunkt verschiebt sich
„Zu wissen, wie lange eine Person noch zu leben hat, ist wichtig, um fundierte Entscheidungen darüber zu treffen, welche Behandlungen sie erhalten und wo sie sie erhalten sollte“, sagt Dr. Peter Tanuseputro von der University of Ottawa. Je näher eine Person dem Tod kommt, desto mehr verschiebe sich das Gleichgewicht von einer kurativen Versorgung als primäres Ziel hin zu einer Versorgung, die die verbleibende Lebensqualität maximiert.
Online-Rechner liefert wichtige Informationen
Der neue Online-Rechner könne in der Palliativmedizin, aber auch in der hausärztlichen Betreuung und der häuslichen Pflege genutzt werden und wichtige Informationen für die Versorgung der Patientinnen und Patienten liefern, resümieren die Forschenden. Sie finden das RESPECT-Tool hier. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Amy T. Hsu, Douglas G. Manuel, Sarah Spruin, Carol Bennett, Monica Taljaard, Sarah Beach, Yulric Sequeira, Robert Talarico, Mathieu Chalifoux, Daniel Kobewka, Andrew P. Costa, Susan E. Bronskill, Peter Tanuseputro: Predicting death in home care users: derivation and validation of the Risk Evaluation for Support: Predictions for Elder-Life in the Community Tool (RESPECT); in: Canadian Medical Association Journal (veröffentlicht 05.07.2021), cmaj.ca
- Canadian Medical Association Journal: New online calculator can help predict death and end-of-life care needs for older adults (veröffentlicht 05.07.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.