Wie lassen sich Depressionen optimal behandeln?
Viele ältere Menschen leiden unter leichten bis mittelschweren Depressionen, die ihre Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. In einer aktuellen Forschungsarbeit wurde nun untersucht, wie Betroffenen besser geholfen werden kann, mit Medikamenten (Antidepressiva) oder mit körperlicher Bewegung?
Ältere Menschen kämpfen häufig mit Depressionen
Depressionen sind tatsächlich die am häufigsten diagnostizierte psychische Störung bei älteren Menschen. Dabei weisen acht bis 16 Prozent der älteren Menschen klinisch signifikante depressive Symptome auf, berichten die für die neue Untersuchung verantwortlichen Fachleute der University of Castile-La Mancha in Spanien. Die Ergebnisse ihrer Studie können in dem englischsprachigen Fachblatt „Annals of Family Medicine“ nachgelesen werden.
347 ältere Erwachsene untersucht
Für die randomisierte klinische Studie wurden insgesamt 347 älteren erwachsene Personen mit leichter bis mittelschwerer Depression untersucht. Die Teilnehmenden wurden zunächst in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt.
Eine dieser Gruppen betätigte sich körperlich, um die Symptome von Depressionen zu reduzieren, die andere Gruppe wurde mit der Hilfe von Antidepressiva hausärztlich behandelt.
Kaum Unterschiede nach einem Monat Behandlung
Es zeigte sich, dass nach einem Zeitraum von einem Monat bei den Teilnehmenden noch keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen auftraten, so das Team. Nach einem längeren Zeitraum seien allerdings deutliche Unterschiede in der Wirksamkeit der Art der Behandlung zu erkennen gewesen.
Antidepressiva halfen besser als körperliche Aktivität
Nach drei bis sechs Monaten wurde deutlich, dass die Anzahl der teilnehmenden Personen, welche Verbesserungen ihrer depressiven Symptome erzielte, in der Antidepressiva verwendenden Gruppe signifikant höher ausfiel, als es in der Gruppe mit körperlicher Betätigung der Fall war, berichten die Forschenden.
Die Anzahl der Teilnehmenden, welche die Studie vorzeitig abbrachen, war in der Gruppe mit der körperlichen Aktivität höher, verglichen mit der Antidepressiva-Gruppe, so das Team in einer Pressemitteilung der American Academy of Family Physicians. Allerdings hätten die Teilnehmenden in der Antidepressiva-Gruppe häufiger über unerwünschte Nebenwirkungen berichtet.
Rolle von funktionellen Einschränkungen
Als Erklärung dafür, dass mehr Menschen in der Gruppe mit körperlicher Betätigung die Untersuchung abbrachen, sehen die Fachleute vor allem das fortgeschrittene Alter der Teilnehmenden. Dieses und auftretende Gesundheitsprobleme und/oder funktionellen Einschränkungen, welche häufig bei älteren Menschen zu beobachten sind, könnten die Einhaltung des sechsmonatigen Programms für körperliche Aktivität negativ beeinflusst haben, erläutert die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jesús López-Torres Hidalgo, Joseba Rabanales Sotos and DEP-EXERCISE Group: Effectiveness of Physical Exercise in Older Adults With Mild to Moderate Depression; in: Annals of Family Medicine (veröffentlicht 12.07.2021), Annals of Family Medicine
- American Academy of Family Physicians: Medication or exercise? What works best for seniors with mild to moderate depression? (veröffentlicht 14.07.2021), American Academy of Family Physicians
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.