Stuttgart. Als österreichische Forscher im letzten Jahr die Feinstaubbelastung in EU-Städten für das Jahr 2030 berechneten, zeigte die Modellrechnung, dass Stuttgart unter den besonders stark belasteten Orten liegen wird. In der baden-württembergischen Landeshauptstadt geht man nun ganz neue Wege: Ab Montag wird dort Feinstaubalarm ausgelöst. Pendler sollen ihr Auto stehen lassen.
Nirgends ist die Luft so belastet wie in Stuttgart
Stuttgart wird im Jahr 2030 eine von Europas Städten mit der größten Feinstaubbelastung sein. Das haben Forscher aus Österreich im vergangenen Jahr berechnet. Schon jetzt gilt die Luft nirgends sonst in Deutschland als so stark belastet. Der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft wird in der baden-württembergischen Landeshauptstadt regelmäßig überschritten. Die Stadt hatte im Dezember entschieden, zukünftig Alarm zu geben, wenn für mindestens zwei Tage vorhergesagt wird, dass der Luftaustausch im Stuttgarter Kessel eingeschränkt ist. Nun ist es soweit: Ab Montag wird in Stuttgart Feinstaubalarm ausgelöst.
Eigenes Fahrzeug zu Hause stehen lassen
Den Angaben zufolge stützt sich die Stadt auf Berechnungen und Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes. Dass es hohe Feinstaubwerte im Winter geben kann, ist auch aus anderen Gegenden bekannt. Die Verkehrsteilnehmer sind von Mitternacht an aufgefordert, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) appellierte an die Bürger, ihr Auto an den Alarmtagen möglichst stehen zu lassen. Fahrverbote gibt es jedoch nicht.
Kamine nicht mehr befeuern
Wie der Süd-West-Deutsche Rundfunk auf seiner Webseite „swr.de“ berichtet, sollen sogenannte Komfortkamine bereits von Sonntagnachmittag (18.00 Uhr) an nicht mehr befeuert werden. Der Feinstaubalarm gilt zunächst für 24 Stunden, kann bei Bedarf jedoch um weiter 24 Stunden verlängert werden, falls sich die Wetterlage nicht ändern sollte. Die Bevölkerung wird auf Hinweistafeln an Straßen, auf Brückenbannern und über Verkehrsmeldungen im Radio über den Feinstaubalarm informiert. Die Initiative der Stadt löst auch Kritik aus. So hält etwa die Deutsche Umwelthilfe wenig von einer Freiwilligkeit und forderte Fahrverbote – ebenso wie der Bund für Umwelt und Naturschutz.
Gesundheitsrisiko eindämmen
Luftverschmutzung stellt ein enormes Gesundheitsrisiko dar. Bekannt ist beispielsweise, dass die eingeatmeten winzigen Staubpartikel die Lunge schädigen und das Risiko für Krebs, Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich steigern. Eine hohe Feinstaubbelastung erhöht das Herzinfarkt-Risiko, wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigten. Zudem erhöht sich das Risiko für Arteriosklerose (Arterienverkalkung). Und es gibt Hinweise darauf, dass durch Feinstaub auch Diabetes begünstigt wird. Also genügend Gründe, um mehr Maßnahmen gegen die hohe Luftverschmutzung zu unternehmen. (ad)
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