Krebs-Fehlinformationen auf Social-Media-Seiten weit verbreitet
Jede dritte Nachricht über Krebs, die auf Social-Media-Webseiten kursiert, enthält Fehlinformationen. Manche davon sind sogar eine potenzielle Gefährdung für Betroffene. Zu diesem Ergebnis kommt ein Krebsforschungsteam, welches Krebs-Artikel im Netz auf den evidenzbasierten Informationsgehalt überprüfte.
Forschende des Huntsman Cancer Institut in Utah (USA) überprüften 200 der populärsten Artikel über Krebs, die in sozialen Medien verbreitet werden. Die Expertinnen und Experten stellten dabei fest, dass 33 Prozent der Berichte Fehlinformationen über Krebs enthielten. 77 Prozent der Artikel mit Fehlinformationen hatten das Potenzial, eine Krebsbehandlung negativ zu beeinflussen, berichtet die Arbeitsgruppe im „Journal of the National Cancer Institute“.
Fehlinformationen über Krebs erhalten viel Aufmerksamkeit
Die Studie zeigte darüber hinaus auch, dass die Artikel, die Fehlinformationen enthalten, mehr Aufmerksamkeit erlangen als Artikel mit evidenzbasierten Informationen. In einigen der Falschmeldungen wurden Ansätze verbreitetet, die sich nach Einschätzung der Krebsfachleute negativ auf die Behandlung und die Überlebenschancen auswirken könnten.
Das Internet als Gesundheitsinformationsquelle
Da das Internet zu einer der wichtigsten Quellen für Gesundheitsinformationen geworden ist, können Falschmeldungen in dem Bereich einen erheblichen Schaden auslösen, vor allem, wenn Leserinnen und Leser die Informationen nicht ausreichend überprüfen.
Der Arzt und Wissenschaftler Dr. Skyler B. Johnson ist Forschungsleiter der Studie. Er wurde auf das Thema aufmerksam, nachdem er zuvor an einer Untersuchung mitarbeitete, die zu dem Ergebnis kam, dass alternative Krebsbehandlungen mit einem höheren Sterberisiko verbunden sind, als konventionelle und evidenzbasierte Therapien. Nach Gesprächen mit Fachleuten aus Medizin, Wissenschaft und Presse kristallisierte sich schnell heraus, dass sozialen Medien bei der Verbreitung von Krebs-Falschmeldungen eine zentrale Rolle zu spielen scheinen.
Krebs-Artikel auf den Zahn gefühlt
Dies bestätigt der Forschungsleiter aus eigener Erfahrung in der klinischen Praxis. Oft werde er von Patientinnen und Patienten mit Fragen zu Themen konfrontiert, die sie zuvor in den sozialen Medien gelesen haben. Um das genaue Ausmaß der Falschmeldungen zu erfassen, überprüften die Krebsfachleute um Johnson 200 der erfolgreichsten Krebs-Beiträge auf den Wahrheitsgehalt. Die Forschenden konzentrierten sich auf Beiträge zu den Themen Brust-, Prostata-, Lungen- und Darmkrebs.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zeigen, wie häufig Leserinnen und Leser mit Fehlinformationen konfrontiert werden. Von 200 analysierten Artikeln enthielten 33 Prozent Fehlinformationen. Von den Falschmeldungen enthielten 77 Prozent Informationen, die das Ergebnis einer Krebsbehandlung negativ beeinflussen könnten. Die Artikel mit fehlerhaften Informationen waren zum Teil sehr gut aufbereitet, weshalb es für Laien schwer sei, zu unterscheiden, welche Artikel zuverlässig sind und welche nicht.
Das Informationsbedürfnis ist bei Krebsbetroffenen hoch
„Krebs zu haben ist eine einzigartige und verletzliche Situation“, betont Johnson. Vor diesem Hintergrund versteht der Studienleiter, warum Betroffene so häufig nach Informationen oder weiteren Behandlungsmöglichkeiten suchen – auch auf Social-Media-Plattformen. Die Suche habe oft mit einem Gefühl der Kontrolle zu tun oder spende neue Hoffnung. Auch Familie und Freunde der Betroffenen steigen nicht selten in die Suche nach der besten Behandlung ein.
Eine Flut von (Falsch-)Meldungen
Wer sich über Krebs im Netz informiert, wird von einer regelrechten Flut von Informationen überschwemmt. Johnson macht seine Patientinnen und Patienten mittlerweile darauf aufmerksam, dass sie bei der Informationsbeschaffung im Internet zu dem Thema wahrscheinlich auf Falschinformationen stoßen werden. Zu dieser Vorgehensweise rät er auch anderen Ärztinnen und Ärzten.
Falschinformation dürfen nicht ignoriert werden
Johnson verdeutlicht, dass die Untersuchung nur die Spitze des Eisberges ist. Sein Team unterstreicht die Notwendigkeit, Fehlinformationen im Gesundheitsbereich besser und schneller aufzudecken. Zudem müssten sowohl Ärztinnen und Ärzte als auch Patientinnen und Patienten besser für dieses Thema sensibilisiert werden. „Als medizinische Gemeinschaft können wir das Problem der Krebs-Fehlinformationen in sozialen Medien nicht ignorieren oder unsere Patienten bitten, es zu ignorieren“, resümiert der Forschungsleiter. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Skyler B Johnson, Matthew Parson, Tanya Dorff, et al.: Cancer Misinformation and Harmful Information on Facebook and Other Social Media: A Brief Report; in: Journal of the National Cancer Institute, 2021, academic.oup.com
- Huntsman Cancer Institute: Study shows cancer misinformation common on social media sites (veröffentlicht: 22.07.2021), healthcare.utah.edu
- Yale School of Medicine: Replacing Conventional Medicine for Complementary Therapy Can Decrease Survival (veröffentlicht: 19.07.2019), medicine.yale.edu
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.