Die richtige Ernährung gegen Migräne
Eine Ernährungsumstellung kann die Schwere von Kopfschmerzen lindern, berichtet ein amerikanisches Forschungsteam. Besonders ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren soll dabei eine Schlüsselrolle spielen. Wer über die Ernährung ausreichend Omega-3 aufnimmt, könne möglicherweise die Häufigkeit von Kopfschmerzen reduzieren.
Forschende der University of North Carolina School of Medicine zeigten im Rahmen einer Studie, wie eine Umstellung der Ernährung mit Fokus auf einen ausgewogenen Fettsäure-Konsum die Kopfschmerzen von Migräne-Betroffenen über einen Zeitraum von 16 Wochen verringerte. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „The BMJ“ vorgestellt.
Ernährung kann Migräne beeinflussen
Migräne zählt weltweit zu den häufigsten regelmäßig auftretenden Beschwerden. Zur Verfügung stehende Behandlungen reichen oft nicht aus, um Betroffenen eine vollständige Linderung zu verschaffen. Die Ernährung kann laut dem Forschungsteam eine zusätzliche Möglichkeit bieten, mit der Migräne-Betroffene die Schwere und Häufigkeit der Kopfschmerzen beeinflussen können.
Zu viel Linolsäure, zu wenig Omega-3
Viele Menschen nehmen über die Ernährung mehr Omega-6-Fettsäuren (Linolsäure) als Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure) auf. Das liegt unter anderem daran, dass Linolsäure in pflanzlichen Ölen enthalten ist, die für zahlreiche verarbeitete Produkte verwendet werden.
Lebensmittel mit viel Omega-3-Fettsäuren wie fettreicher Meeresfisch (beispielsweise Hering oder Lachs) werden im Vergleich weniger konsumiert. Das richtige Verhältnis der Fettsäuren ist jedoch wichtig für den Körper, da beide Fettsäuren Vorläufer für Signalmoleküle sind, die Schmerzen entweder verstärken oder lindern.
Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft Linolsäure
„Unsere Vorfahren haben ganz andere Mengen und Arten von Fetten gegessen als die Menschen von heute“, erklärt Studienerstautorin Daisy Zamora. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die unser Körper nicht selbst herstellt, haben der Wissenschaftlerin zufolge erheblich zugenommen, da Öle mit Linolsäure in vielen verarbeiteten Lebensmitteln wie Chips, Crackern und Müsli enthalten sind.
Wie Omega-3 und Omega-6 im Körper wirken
Nach Angaben der Forschenden haben Omega-6 und Omega-3 wichtige Funktionen im menschlichen Körper. Im besten Fall stehen die Fettsäuren in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Omega-6 scheint chronische Schmerzen zu fördern, während Omega-3 nachweislich Entzündungen hemmt. Da viele Menschen große Mengen von verarbeiten Lebensmitteln konsumieren, nehmen sie wesentlich mehr Linolsäure zu sich als Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA).
Ernährungsumstellung bei Migräne
Um herauszufinden, ob man mit einer Ernährungsumstellung einen Einfluss auf die Kopfschmerzen ausüben kann, wurden 182 Migräne-Betroffene über einen Zeitraum von 16 Wochen bei einer Umstellungsmaßnahme beobachtet. Geleitet wurde die Studie von Doug Mann, einem Professor für Neurologie und Innere Medizin an der University of North Carolina School of Medicine.
Drei Diäten im Vergleich
Die Teilnehmenden wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt eine Diät, die die durchschnittliche Menge an Omega-3 und Omega-6 enthielt, die eine in den USA lebende Person zu sich nimmt. Die zweite Gruppe ernährte sich mit einem erhöhten Anteil von Omega-3, der Omega-6-Anteil wurde nicht angepasst. In der dritten Gruppe wurde der Omega-3-Anteil erhöht und der Omega-6-Anteil verringert.
Zwei Drittel des täglichen Nahrungsergänzungsmittelbedarfs wurde im Rahmen der Studie gestellt. Alle Probandinnen und Probanden mussten ein elektronisches Tagebuch führen, in dem die Häufigkeit und Intensität von Kopfschmerzen festgehalten wurde.
Vielversprechende Ergebnisse
„Die Ergebnisse sind recht vielversprechend“, betont Zamora. Die Teilnehmenden, die sich an eine der beiden Diäten hielten, in der der Anteil von Omega-3 erhöht war, hatten weniger Schmerzen als Personen in der Kontrollgruppe. Am deutlichsten war der Effekt in der Gruppe, bei der der Anteil von Omega-3 hoch und der Anteil an Omega-6 niedrig war.
Viele Teilnehmende, die mehr Omega-3 aufnahmen, dokumentierten, dass sie pro Monat zwei bis vier Tage weniger unter Kopfschmerzen litten. Zudem verringerte sich an den Tagen mit Kopfschmerzen die Kopfschmerzzeit um 1,3 bis 1,7 Stunden. Einige Teilnehmende reduzierten ihre Schmerzmedikamente.
Wirkung mit Medikamenten vergleichbar
„Ich denke, dass diese Ernährungsumstellung eine große Wirkung haben könnte“, betont Zamora. Der beobachtete Effekt sei vergleichbar mit einigen Medikamenten, die regelmäßig bei Migräne zum Einsatz kommen.
Es wurden keine Nahrungsergänzungsmittel untersucht
„In dieser Studie stammten die Omega-3-Fettsäuren aus Fischen und nicht aus Nahrungsergänzungsmitteln“, ergänzt Studienmitautorin Keturah Faurot. Die Ergebnisse könnten deshalb nicht ohne weiteres auf die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln übertragen werden.
Konzept bei weiteren Schmerzsyndromen anwendbar?
Die Hypothese, dass bestimmte Fettsäuren Schmerzen im Körper verringern oder verstärken, ist nach Ansicht von Zamora möglicherweise auch auf andere chronische Schmerzen übertragbar und beschränke sich nicht allein auf Kopfschmerzen. Die Arbeitsgruppe will Ernährungsumstellungen nun auch bei anderen Betroffenen mit chronischen Schmerzsyndromen testen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of North Carolina School of Medicine: Changing Consumption of Certain Fatty Acids Can Lessen Severity of Headaches (veröffentlicht: 01.07.2021), news.unchealthcare.org
- Christopher E Ramsden, Daisy Zamora, Keturah R Faurot, et al.: Dietary alteration of n-3 and n-6 fatty acids for headache reduction in adults with migraine: randomized controlled trial; in: thebmj, 2021, bmj.com
- Bundeszentrum für Ernährung (BZfE): Omega-3-Fettsäuren gegen Kopfschmerzen? (veröffentlicht: Juli 2021), bzfe.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.