Verbesserte Bluthochdruck-Behandlung durch Apps?
Der Einsatz von ärztlich überwachten mobilen Apps zur Überwachung des Blutdrucks kann dazu beitragen, die Auswirkungen von chronischem Bluthochdruck einzudämmen und die Kommunikation zwischen betroffenen Personen und ärztlichen Personal deutlich zu verbessern.
Für eine aktuelle Studie unter Beteiligung von Forschenden der Binghamton University und der California State University East Bay wurden über 1.600 Personen untersucht, welche in einer auf Bluthochdruck spezialisierten Privatpraxis behandelt wurden. Dabei wurde analysiert, wie sich der Einsatz von speziellen mobilen Apps zur Überwachung des Blutdrucks auswirkt. Die Ergebnisse können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Journal of Hypertension“ nachgelesen werden.
Verbesserte Kommunikation dank Apps
„Richtig eingesetzt können diese Apps die Koordination zwischen Patienten und Leistungserbringern verbessern und eine individuelle Betreuung ermöglichen”, erläutert Studienautor Professor Saligrama Agnihothri von der Binghamton University School of Management.
Während frühere Studien zur Nutzung von mobilen Gesundheitsanwendungen (mHealth) in kontrollierten Umgebungen durchgeführt wurden, wollten die Forschenden bei ihrer aktuellen Untersuchung herausfinden, wie sich die Nutzung in einer realen Umgebung auswirkt.
Was kann die neue App?
Für die neue Studie wurde eine benutzerfreundliche mHealth-App entwickelt, mit der Menschen auf einfache Weise regelmäßig Blutdruckwerte hochladen konnten. Die App umfasste zusätzlich auch eine Chat-Funktion, welche eine direkte Kommunikation zwischen dem ärztlichen Personal und den Teilnehmenden ermöglichte.
Die über 1.600 Teilnehmenden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe nutzte die neue App, die andere Gruppe verwendete die App nicht. In der ersten Gruppe wurde ermittelt, wie oft die App verwendet wurde und zusätzlich wurde festgehalten, ob die Teilnehmenden trotzdem regelmäßig zur Kontrolle zum Arzt gingen.
Signifikante Senkung des Blutdrucks
Mögliche Veränderungen des Blutdrucks wurden über einen Zeitraum von vier Jahren gemessen. Dabei stellten die Fachleute eine signifikante Senkung des Blutdrucks bei den Teilnehmenden fest, welche die App nutzten. Bei Teilnehmenden, welche unter schwerem Bluthochdruck litten, fiel der gemessene Effekt sogar noch größer aus, so das Team.
Sofortige Interventionen dank der App
Professor Agnihothri ist der Meinung, dass die regelmäßige Kommunikation und die gemeinsame Entscheidungsfindung von entscheidender Bedeutung waren, da das ärztliche Fachpersonal in der Lage sei, rechtzeitig Informationen über die betroffenen Personen zu erhalten und direkt über die App Interventionen anzubieten. Der Experte vermutet weiter, dass dies die Teilnehmenden auch dazu ermutigte, die Appnutzung nicht bereits nach wenigen Anwendungen abzubrechen.
Was machte die App so effektiv?
„Es ist wichtig zu wissen, dass die App allein nichts bewirkt. Was sie effektiv macht, ist, dass sie zu einem zeitnahen Kommunikationsmittel zwischen dem Patienten und dem Anbieter wird. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Intervention und Koordination”, erklärt der Experte.
Der Fachmann fügt hinzu, dass die Vorteile von mHealth große Auswirkungen auf die Gesundheitsbranche haben könnte, vor allem, weil eine individuellere Versorgung ermöglicht werde.
Individuellere Betreuung
„Durch die Verbesserung der Koordination zwischen Ärzten und Patienten wird eine individuellere Betreuung ermöglicht, was bei der Blutdruckkontrolle sehr wichtig ist. Man verlässt sich nicht mehr nur auf persönliche Termine im Abstand von mehreren Monaten, sondern es findet eine kontinuierliche Kommunikation statt”, erläutert Studienautor Dr. Ramanujapuram Ramanujan.
Aktive Verwaltung der Gesundheit
Die App steigere das Engagement der nutzenden Personen, indem sie ihnen die Möglichkeit gibt, eine aktive Rolle bei der Verwaltung ihrer Gesundheit zu übernehmen. Die App gebe den nutzenden Menschen ein Gefühl der Selbstverantwortung und ermutige sie, sich selbst um ihre Gesundheit zu kümmern, was oft ein wichtiger Faktor für bessere Ergebnisse ist, fügt der Experte hinzu.
App entlastet Fachpersonal
„Wir haben herausgefunden, dass die meisten Eingriffe und Überwachungen über die App vom Hilfspersonal durchgeführt werden können, was den Ärzten mehr Zeit verschafft. Das könnte letztendlich Geld für den Patienten sparen, während der Arzt mehr Patienten behandeln kann”, erklärt Dr. Ramanujan in einer Pressemitteilung der Binghamton University.
Apps helfen unterversorgten Bevölkerungsgruppen
Der Studienautor ist der Meinung, dass benutzerfreundliche mHealth-Apps insbesondere unterversorgten Bevölkerungsgruppen helfen könnten, wie Familien mit einem geringen Einkommen und erwachsenen Menschen im Alter über 65 Jahren. Dies gelte beispielsweise für mobilitätseingeschränkte Menschen, die nicht zu ständigen ärztlichen Terminen kommen können. Für diese Zielgruppen könnte die Nutzung von mHealth-Apps eine billigere und effektivere Alternative zur Behandlung chronischer Erkrankungen darstellen, so der Experte. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Saligrama, Agnihothri, Leon, Cui, Rajan et al.: Mobile health application usage and quality of care at a hypertension clinic; in: Journal of Hypertension (veröffentlicht 01.07.2021), Journal of Hypertension
- Binghamton University: Mobile apps can help those suffering from hypertension, improve communication between patients and providers (veröffentlicht 01.06.2021), Binghamton University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.