15 neue Biomarker für Demenz entschlüsselt
Über 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenzerkrankungen – die meisten an Alzheimer. Aufgrund der älter werdenden Bevölkerung wird die Prävalenz der Erkrankung bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf das Zwei- bei Dreifache ansteigen. Bislang gibt es keine heilende Behandlung für Demenz. Unter anderem liegt dies daran, dass die Krankheit oftmals erst in einem späten Stadium diagnostiziert wird. Eine internationale Forschungsgruppe entschlüsselte nun 15 Biomarker, mit denen ein erhöhtes Demenzrisiko bereits 20 Jahre vor dem Ausbruch vorhergesagt werden kann.
Eine internationale Arbeitsgruppe der University of Helsinki (Finnland) und des University College London (Großbritannien) entdeckte 15 Proteine, die als Biomarker ein erhöhtes Risiko für Demenz vorhersagen können. Die Proteine seien mit dem kognitiven Abbau verbunden und könnten so bereits 20 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome auf ein erhöhtes Risiko hinweisenm, berichten die Forschenden. Die Ergebnisse wurden im „Alzheimer’s & Dementia – The Journal of the Alzheimer’s Association“ vorgestellt.
Proteine weisen auf Fehlfunktionen hin
Das Vorhandensein der Proteine steht laut den Forschenden im Zusammenhang mit Fehlfunktionen im Immunsystem, einer Störung der Blut-Hirn-Schranke, Insulinresistenz sowie mit Gefäßpathologien. Sechs dieser Proteine könnten nach heutigem Forschungsstand mit Wirkstoffen beeinflusst werden. Bei Demenz kommen solche Medikamente derzeit aber nicht zum Einsatz.
Neue Ansätze bei Demenzerkrankungen
„Diese Ergebnisse bieten neue Möglichkeiten für weitere Studien, um zu untersuchen, ob Medikamente, die auf diese Proteine abzielen, die Entwicklung von Demenz verhindern oder verzögern könnten“, betont Studienhauptautor Joni Lindbohm.
Fokus auf Amyloid-Beta und Tau reicht nicht aus
Bislang dominierten sogenannte Amyloid-Beta- und Tau-Proteine die Demenzforschung. Präventions- und Behandlungsversuche, die auf diese Biomarker abzielten, blieben jedoch erfolglos. Dies hat die Demenzforschung dazu veranlasst, nach weiteren potenziellen Mechanismen zu suchen, die eine Demenz begünstigen könnten. Die aktuelle Forschungsarbeit erweitert das Spektrum der zirkulierenden Proteine, die mit der Entstehung von Demenz in Zusammenhang gebracht werden.
15 Proteine sind mit geistigem Abbau verknüpft
Das Team wertete den Einfluss von 5.000 Proteinen in Plasmaproben aus, die im Laufe von 20 Jahren bei einer groß angelegten Studie gesammelt wurden. In der Studie wurde auch der kognitive Verfall der britischen und amerikanischen Probandinnen und Probanden über Screenings in Abstand von fünf Jahren festgehalten. Dabei waren vor allem 15 Proteine mit dem geistigen Abbau verbunden.
Kausaler Zusammenhang muss noch bestätigt werden
Die Ergebnisse seien aber nur der erste Schritt in dem fünfjährigen Forschungsprogramm. „Als nächstes werden wir untersuchen, ob die identifizierten Proteine in einem kausalen Zusammenhang mit Demenz stehen, ob sie wahrscheinlich veränderbar sind und mit Medikamenten behandelt werden können“, fasst Professor Mika Kivimäki aus dem Forschungsteam zusammen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joni V. Lindbohm, Nina Mars, Keenan A. Walker, et al.: Plasma proteins, cognitive decline, and 20-year risk of dementia in the Whitehall II and Atherosclerosis Risk in Communities studies; in: Alzheimer's & Dementia, 2021., alz-journals.onlinelibrary.wiley.com
- University of Helsinki: A study identified 15 novel biomarkers for diseases predisposing to dementia (veröffentlicht: 03.08.2021), helsinki.fi
Wichtiger Hinweis:
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