Lebensmittelgesetz dämmte ungesunde Ernährung ein
Zwischen den Jahren 2016 und 2019 wurde in Chile ein neues Lebensmittelgesetz umgesetzt, mit dem Ziel, den Konsum ungesunder Lebensmittel wie gezuckerter Getränke zu senken. Ein internationales Forschungsteam wertete nun den Erfolg der Maßnahme aus.
Forschende der University of North Carolina at Chapel Hill, der University of Chile sowie des National Institute of Public Health of Mexico zeigten, dass Warnhinweise auf Lebensmitteln den Kauf von ungesunden Produkten senken kann. Die Ergebnisse wurden nun im renommierten Fachjournal „The Lancet Planetary Health“ vorgestellt.
Ungesunde Ernährung reduziert
Chiles Maßnahmenpaket gegen ungesunde Lebensmittel hat nach Angaben der Arbeitsgruppe bereits in der ersten Umsetzungsphase erfolgreich den Kauf von ungesunden Lebensmitteln und Getränken verringert. Durch Warnhinweise auf den Produkten konnte ein Rückgang des Konsums von zuckerhaltigen Getränken sowie von Lebensmitteln mit hohem Natriumgehalt und gesättigten Fettsäuren erzielt werden.
Ein „big deal“
„Das ist eine große Sache“, betont Ernährungsexpertin und Studien-Co-Autorin Lindsey Smith Taillie. Chile sei der erste Staat der Welt, der ein Gesetz dieser Art umgesetzt hat und die Auswertung zeige, dass die Maßnahme das gesamte Kaufverhalten in der Bevölkerung beeinflusst. Dem Vorbild von Chile wollen nun andere Länder folgen. Beispielsweise stehe Indien kurz vor der Durchführung ähnlicher Maßnahmen.
Warnhinweise auf ungesunden Lebensmitteln
Im Juni 2016 setzte die chilenische Regierung das Gesetz zur Lebensmittelkennzeichnung und -werbung um. Zu den Maßnahmen gehörten obligatorische Warnhinweise auf der Vorderseite von Verpackungen ungesunder Lebensmittel und Getränke. Zudem wurde die auf Kinder ausgerichtete Vermarktung von ungesunden Lebensmittel und Getränken eingeschränkt. An Schulen wurde der Verkauf ungesunder Produkte verboten.
Kaufverhalten in der Bevölkerung beobachtet
In drei Phasen, die zwischen den Jahren 2016 und 2019 umgesetzt wurden, verschärfte die Regierung in Chile die Grenzwerte, ab denen ein Produkt als ungesund eingestuft wird. Die aktuelle Auswertung zeigt, wie sich durch die Maßnahme das Kaufverhalten in der Bevölkerung bereits nach der ersten Phase veränderte.
Die Forschenden analysierten Daten zum Kaufverhalten, die aus 2.300 Haushalten gesammelt wurden. Die Beobachtung der Teilnehmenden begann vor der Maßnahme im Januar 2015 und endete im Dezember 2017 nach der Durchsetzung der ersten Phase.
Was geschah in der ersten Phase?
In der ersten Phase wurden Lebensmittel mit Warnhinweisen gekennzeichnet, die einen hohen Gehalt an Kalorien, Zucker, gesättigten Fette und/oder Salz enthielten. Gleichzeitig wurde der Verkauf dieser Produkte an Schulen verboten.
Wie veränderte sich das Essverhalten?
Die Daten zum Kaufverhalten zeigen einen signifikanten Rückgang beim Kauf der gekennzeichneten Waren nach der Umsetzung der ersten Phase des Lebensmittelgesetzes. Die Kalorienaufnahme der beobachteten Personen sank im Durchschnitt um 24 Prozent, der Zuckerkonsum um 27 Prozent, der Konsum von gesättigten Fetten um 16 Prozent und der Natriumkonsum um 37 Prozent.
Einen besonders starken Rückgang verzeichneten die Forschenden beim Kauf von industriell hergestellten Obst- und Gemüsesäften, gezuckerten Getränken und Ersatzprodukten auf Milchbasis, Gewürzen, Soßen, Fleisch, Geflügel, Fleischersatzprodukten, Frühstücksflocken, Süßigkeiten und Desserts ohne Getreide.
Phase 2 und 3 nicht ausgewertet
Wie die Forschenden betonen, wurde bislang nur der Erfolgs von Phase 1 des chilenischen Lebensmittelgesetzes überprüft. Es sei wahrscheinlich dass die strengeren Nährstoffgrenzwerte von Phase 2 und Phase 3 noch größere Auswirkungen hatten.
Warnhinweise auf Lebensmitteln setzen sich durch
„Bislang haben Brasilien, Israel, Mexiko und Peru bereits ähnliche Warnhinweise für Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt eingeführt, und mindestens fünf weitere große Länder in Afrika und Asien erwägen die Verwendung solcher Warnhinweise“, bestätigt Studien-Co-Autor Barry Popkin. Warnhinweise auf Lebensmitteln haben der Auswertung zufolge einen signifikanten Einfluss auf das Kaufverhalten in der Bevölkerung. Die Studie unterstreiche das Potenzial einer gesunden Ernährungspolitik, die öffentliche Gesundheit erheblich zu beeinflussen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of North Carolina at Chapel Hill: Sugary drink consumption plunges in Chile after new food law (veröffentlicht: 11.08.2021), eurekalert.org
- Lindsey Smith Taillie, Maxime Bercholz, Barry Popkin, et al.: Changes in food purchases after the Chilean policies on food labelling, marketing, and sales in schools: a before and after study; in: The Lancet Planetary Health, 2021, thelancet.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.