Krebs: Neue Therapiemöglichkeiten bei Prostatakrebs
Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebserkrankung. Laut Fachleuten erkranken jährlich rund 60.000 Männer in Deutschland an einem Prostatakarzinom. Die Therapie wird heute individuell auf die eigene Situation angepasst. Forschende berichten nun über neue Möglichkeiten für eine wirksamere Behandlung dieser Krebsart.
Wie die Deutsche Krebshilfe auf ihrer Webseite schreibt, handelt es sich bei Prostatakrebs um die häufigste Krebsart beim Mann. In Deutschland erkranken nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) jedes Jahr etwa 61.200 Männer neu daran. Mit der neuartigen PSMA-gerichteten Therapie kann die Erkrankung wirksam behandelt werden.
Neuartige 177Lu-PSMA-Radioliganden-Therapie
Zwei internationale Studien, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen sowie des Universitätsklinikums Essen beteiligt waren, zeigen neue Möglichkeiten für eine wirksamere Behandlung von Prostatakrebs: Die neuartige 177Lu-PSMA-Radioliganden-Therapie.
Die Arbeiten wurden vor kurzem in den renommierten Fachjournalen „New England Journal of Medicine“ und „Lancet Oncology“ veröffentlicht.
Lebenszeit verlängern
Laut den Studien kann die 177Lu-PSMA-Radioliganden-Therapie bei Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs die Zeit bis zu einem Fortschreiten der Erkrankung, also das progressionsfreie Überleben, und auch die Lebenszeit der Patienten verlängern.
Diese kürzlich im „New England Journal of Medicine“ publizierten Ergebnisse werden voraussichtlich zur Zulassung dieser neuen Therapie führen, heißt es in einer Mitteilung.
„Die Ergebnisse sind ein Meilenstein für die Prostatakrebstherapie“, sagt Prof. Ken Herrmann, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin.
Gezielte Betabestrahlung des Tumors
Den Angaben zufolge ist 177Lu-PSMA ein niedermolekularer Inhibitor, der an das prostataspezifische Membranantigen (PSMA) bindet und eine gezielte Betabestrahlung des Tumors ermöglicht.
Kandidaten für die gezielte 177Lu-PSMA-Behandlung werden in der Regel mit einem PSMA-PET-Scan untersucht. Bei dieser neuen Technik kommt die Positronen-Emissions-Tomographie in Verbindung mit einem PET-sensitiven Medikament zum Einsatz, um Prostatakrebs im ganzen Körper zu erkennen sowie die PSMA-Expression in den Tumoren zu überprüfen.
Individuelle Erfolgswahrscheinlichkeit berechnen
In „Lancet Oncology“ berichten Forschende aus sechs Einrichtungen, darunter auch das Universitätsklinikum Essen, über ein neues Prognoseinstrument, sogenannte Nomogramme, mit deren Hilfe die individuelle Erfolgswahrscheinlichkeit einer 177Lu-PSMA Behandlung berechnet werden kann.
„Diese Berechnungen werden dazu beitragen, die am besten geeigneten Patienten für die 177Lu-PSMA-Therapie zu identifizieren“, erläutert Prof. Wolfgang Fendler, Leitender Oberarzt in der Klinik für Nuklearmedizin.
„So sprechen Patienten mit einer höheren PSMA-Expression des Tumors mit größerer Wahrscheinlichkeit auf 177Lu-PSMA an, was sich durch eine längere Lebenszeit des Patienten und längere Dauer der Kontrolle seiner Krankheit zeigt.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: Prostatakrebs wirksam behandeln: PSMA-gerichtete Therapie, (Abruf: 22.08.2021), Universität Duisburg-Essen
- Oliver Sartor, M.D., Johann de Bono, M.B., Ch.B., Ph.D., Kim N. Chi, M.D., Karim Fizazi, M.D., Ph.D., Ken Herrmann, M.D., Kambiz Rahbar, M.D., Scott T. Tagawa, M.D., Luke T. Nordquist, M.D., Nitin Vaishampayan, M.D., Ghassan El-Haddad, M.D., Chandler H. Park, M.D., Tomasz M. Beer, M.D., et al.: Lutetium-177–PSMA-617 for Metastatic Castration-Resistant Prostate Cancer; in: New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 23.06.2021), New England Journal of Medicine
- Andrei Gafita, MD, Jeremie Calais, MD, Tristan R Grogan, MSc, Prof Boris Hadaschik, MD, Hui Wang, MSc, Manuel Weber, MD, Prof Shahneen Sandhu, MBBS, Clemens Kratochwil, MD, Rouzbeh Esfandiari, MD, Robert Tauber, MD, Anna Zeldin, BSc, Hendrik Rathke, MD, Wesley R Armstrong, BSc, Andrew Robertson, MBChB, Pan Thin, BSc, Calogero D'Alessandria, PhD, Prof Matthew B Rettig, MD, Ebrahim S Delpassand, MD, Prof Uwe Haberkorn, MD, Prof David Elashoff, PhD, Prof Ken Herrmann, MD, Prof Johannes Czernin, MD, Prof Michael S Hofman, MBBS, Wolfgang P Fendler, MD, Prof Matthias Eiber, MD: Nomograms to predict outcomes after 177Lu-PSMA therapy in men with metastatic castration-resistant prostate cancer: an international, multicentre, retrospective study; in: Lancet Oncology, (veröffentlicht: 08.07.2021), Lancet Oncology
- Deutsche Krebshilfe: Prostatakrebs, (Abruf: 22.08.2021), Deutsche Krebshilfe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.