Stressreduzierung dank Smartwatch?
Stress im Alltag kann die Gesundheit erheblich belasten. Viele Betroffene sind sich ihrer Stressbelastung jedoch nicht bewusst. Hier könnten spezielle Smartwatches helfen, die die physiologischen Stresssignale erfassen und betroffene Personen informieren, so dass diese Stress reduzierende Maßnahmen ergreifen können.
Die Fachleute der University of Houston nutzten in einer aktuellen Forschungsarbeit Schweiß, welcher beispielsweise bei Nervosität auf der Oberlippe auftritt (wissenschaftlich als sogenannte Skin Conductance Response (SCR) bezeichnet), um auftretenden Stress zu überwachen. Auf Basis kontinuierlicher Messungen könnten nach Aussage des Teams auch Maßnahmen gegen den Stress ergriffen werden. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „IEEEXplore“.
Jede dritte Person leidet unter Stress
Stress ist ein weltweites Problem, welches zu katastrophalen gesundheitlichen und finanziellen Komplikationen führen kann. Laut den Forschenden ergab eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Gallup Organization, dass mehr als jede dritte erwachsene Person (35 Prozent) in den USA nach eigenen Angaben einen großen Teil des Tages unter Stress steht.
Frauen leiden häufiger unter Stress
Laut dem Robert Koch-Institut (RKI)leiden auch in Deutschland viele Menschen unter Stress, wobei die Prävalenz starker Stressbelastung mit steigendem sozioökonomischem Status abnimmt und Frauen in Deutschland allgemein signifikant häufiger unter einer starken Stressbelastung (13,9 Prozent) leiden als Männer (8,2 Prozent). Eine starke Belastung durch chronischen Stress ist laut RKI zudem häufig mit depressiver Symptomatik, einem Burnout-Syndrom oder Schlafstörungen verbunden.
Stresssignale durch Closed-Loop-Technologie erfassen
Um die physiologischen Stresssignale zu erfassen und den Stress messbar zu machen, entwickelte das Team der University of Houston eine neue sogenannte Closed-Loop-Technologie, bei der zwei Elektroden auf Smartwatch-ähnlichen Wearables angebracht werden. Sobald das Gerät ein Stresssignal identifiziert, wird eine Benachrichtigung gesendet, damit passende Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Auf diese Weise wird der Kreislauf geschlossen, erläutern die Forschenden.
Stresszustand im angenehmen Bereich halten
Die Studie sei ein erster Schritt in Richtung des ultimativen Ziels, die Reaktionen des Gehirns mit Hilfe von tragbaren Geräten zu überwachen, um den Stresszustand einer Person in einem angenehmen Bereich zu halten, betont die Studienautorin Rose Faghih von der University of Houston.
Die sogenannte elektrodermale Aktivität (also die elektrische Leitfähigkeit der Haut) liefere wichtige Informationen über den kognitiven Stress des Gehirns und die Studienergebnisse veranschaulichen die Effizienz des vorgeschlagenen Ansatzes und bestätigen, dass er auch in der Praxis umsetzbar ist, erläutern die Forschenden.
„Soweit wir wissen, ist diese Forschung eine der ersten, die den kognitiven Stresszustand mit den Veränderungen der SCR-Ereignisse in Verbindung bringt und einen Kontrollmechanismus entwickelt, um den Regelkreis in einem Echtzeit-Simulationssystem zu schließen”, erklärt Studienautor Fekri Azgomi in einer Pressemitteilung der University of Houston.
Kognitive Störungen mit Smartwatch behandeln?
Mit den aktuellen Studienergebnissen und der zunehmendne Verbreitung von tragbaren Geräten, welche in der Lage sind, kognitive Stressvariablen zu messen, rücke die Behandlung kognitiver Störungen durch nicht-invasive Dekodierung des Gehirnzustands ein Stück näher. Die Messung von SCR habe großes Potenzial für die Implementierung in ein am Handgelenk getragenes Gerät, das im täglichen Leben eingesetzt werden kann, resümieren die Forschenden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Houston: Using Your Smartwatch to Reduce Stress (veröffentlicht 24.08.2021), University of Houston
- Robert Koch-Institut: Chronischer Stress bei Erwachsenen in Deutschland (veröffentlicht 27.05.2013), RKI
- Hamid Fekri Azgomi, Iahn Cajigas, Rose T. Faghih: Closed-Loop Cognitive Stress Regulation Using Fuzzy Control in Wearable-Machine Interface Architectures; in: IEEEXplore (veröffentlicht), ieeexplore.ieee.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.