Entstehung von Leberkrebs auf molekularbiologischer Ebene analysiert
Leberkrebs entwickelt sich in der Regel aus vorbestehenden Lebererkrankungen, wobei die nicht-alkoholische Fettleber in den meisten Fällen ursprünglicher Auslöser ist. Aber auch Virusinfektionen und daraus resultierende Leberschäden können zu Leberkrebs führen. Die zugrundeliegenden molekularbiologischen Prozesse der Leberkrebsentstehung hat eine Forschungsgruppe um Professor Dr. Jens Marquardt von der Universität zu Lübeck bzw. dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) nun untersucht.
Die Entwicklung von primärem Leberkrebs ist ein mehrstufiger Prozess und ein detailliertes Verständnis der sequenziellen epigenetischen Veränderungen fehlt bislang weitgehend, erläutert das Forschungsteam. Hier biete die neue Studie jetzt einen tiefen Einblick in die molekularen Veränderungen der Entstehung und des Voranschreitens von Leberkrebs, was auch die Ableitung neuer Therapieansätze ermöglichen könnte. Veröffentlicht wurden die Studienergebnisse in dem Fachmagazin „JCI Insight“.
Erforschung der Lebererkrankungen
Die Arbeitsgruppe zur experimentellen und translationalen Hepatologie und hepatobiliären Onkologie um Professor Dr. Marquardt sowie Dr. Carolin Czauderna und Dr. Castven von der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz befasst sich mit der Erforschung von akuten und chronischen Lebererkrankungen, der Leberzirrhose und Komplikationen wie der Leberkrebsentstehung, berichtet die Universität zu Lübeck.
Der Fokus liege dabei auf den molekularen, metabolischen und immunologischen Aspekten der Tumorentstehung und Tumorprogression. Denn ein Einblick in die Molekularbiologie könne das Verständnis der Leberkrebsentstehung verbessern und den Weg zu neuartigen prognostischen und therapeutischen Ansätzen für Patientinnen und Patienten ebnen.
Veränderungen auf molekularer Ebene untersucht
In der aktuellen Studie haben die Forschenden nun an acht Personen mit chronischer Hepatitis-B-Infektion und hepatozellulären Karzinomen untersucht, welche Veränderungen auf molekularer Ebene in der Leber zu welchem Zeitpunkt auftreten. Über mehrere Jahre wurden die Veränderungen in den jeweiligen Stadien der Lebererkrankung und Tumorentstehung auf verschiedenen molekularen Ebenen erfasst und erforscht, berichtet die Universität zu Lübeck.
So konnte das Forschungsteam die Veränderungen bei der Leberkrebsentwicklung umfangreich charakterisieren und entschlüsselte frühe epigenetische Veränderungen, welche auch zur Prognose des Krankheitsverlaufs genutzt werden können. Zudem wurde deutlich, dass die epigenetischen Veränderungen Einfluss auf weitere molekulare Ebenen haben, welche die Tumorprogression fördern.
Epigenetische Treiber der Krebsentstehung identifiziert
Anhand eine größeren Gruppe von 887 Personen mit hepatozellulären Karzinomen wurden die epigenetisch bedingten molekularen Veränderungen überprüft und es konnten sogenannte epigenetische Treiber der Krebsentstehung identifiziert werden. Dies eröffne auch neuartige präzisionsmedizinischen Ansätze in der Behandlung des Leberkrebs, berichtet das Team.
Insgesamt tragen die Studienergebnisse zu einem besseren Verständnis der Leberkrebsentwicklung bei und weisen auf neue mögliche Ansatzpunkte für die Prognoseabschätzung und für zielgerichtete Therapien hin, resümieren die Forschenden. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität zu Lübeck: Studie zu Leberkrebs: neue therapeutische Ansätze (veröffentlicht 27.08.2021), uni-luebeck.de
- Carolin Czauderna, Alicia Poplawski, Colm J. O´Rourke, Darko Castven, Benjamín Pérez-Aguilar, Diana Becker, Stefanie Heilmann-Heimbach, Margarete Odenthal, Wafa Amer, Marcel Schmiel, Uta Drebber, Harald Binder, Dirk A. Ridder, Mario Schindeldecker, Beate K. Straub, Peter R. Galle, Jesper B. Andersen, Snorri S. Thorgeirsson, Young Nyun Park, Jens U. Marquardt: Epigenetic modifications precede molecular alterations and drive human hepatocarcinogenesis; in: JCI Insight (veröffentlicht 10.08.2021), insight.jci.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.