COVID-19: Zahl der Erkrankten auf Intensivstationen gestiegen
In den vergangenen Wochen war die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ständig angestiegen. Längst nicht alle Menschen, die sich mit dem Erreger anstecken, erkranken. Doch bei einigen Personen verläuft COVID-19 so schwer, dass sie auf einer Intensivstation behandelt werden müssen. Erstmals gibt es nun wieder über 1.000 dieser Patientinnen und Patienten.
Laut Fachleuten droht im Herbst trotz der steigenden Impfquoten gegen SARS-CoV-2 aufgrund saisonaler Veränderungen und der damit verbundenen erhöhten Infektionsraten eine erneute Infektionswelle mit einhergehender erneuter möglicher starker Belastung der Intensivmedizin. Schon jetzt sind wieder mehr als 1.000 COVID-19-Erkrankte auf Intensivstationen.
Überlastung der Intensivstationen vermeiden
Einer Mitteilung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
(DIVI) zufolge werden erstmals seit dem 18. Juni wieder mehr als 1.000 COVID-19-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen in Deutschland behandelt. Dies geht aus der aktuellen Datenerfassung des DIVI-Intensivregisters hervor.
„Seit gut einem Monat steigen die Patientenzahlen wieder an – noch ist die Situation auf den Intensivstationen aber zu bewältigen“, sagt Professor Gernot Marx, Präsident der DIVI. Mit Sorge sei jedoch zu beobachten, dass es regional bereits jetzt zu erheblichen Belastungen der Intensivmedizin mit Patientinnen und Patienten komme, die nicht an COVID-19 erkrankt sind.
„Damit es aber nicht zu einer Überlastung der Stationen und des Personals kommt, müssen wir aufs Impftempo drücken. Wir wissen mittlerweile aus der Forschung, dass die Steigerung der Impfquote – und sei es nur um wenige Prozentpunkte – schon eine große Auswirkung auf die Zahl intensivpflichtiger COVID-19-Patienten haben kann“, erklärt Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener Universitätsklinikums.
Steigerung der Impfquoten
Die jetzt in der Fachzeitschrift „Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin“ veröffentlichte Arbeit von DIVI-Wissenschaftlern zeigt in einer Simulation, dass der Effekt von Impfungen eine wesentliche Rolle spielen kann.
„Im Unterschied zu den vorangegangenen Pandemiewellen braucht es in diesem Herbst eine höhere Inzidenz, bis die Intensivbetten vergleichbar stark belegt sind“, erläutert Studienautor und Mathematiker Professor Andreas Schuppert, Leiter des Instituts für Computational Biomedicine an der RWTH Aachen.
„Und nur eine zehnprozentige Steigerung der Impfquoten bei den über 35-Jährigen sowie den über 60-Jährigen führt zu einer erheblich verringerten Intensivbettenbelegung.“
Impfakzeptanz steigern
Den Studienautoren zufolge ist die Bandbreite der möglichen Intensivbettenbelegung groß, und stark abhängig von der Impfquote.
„Nur wenige Prozentpunkte in der Impfquote haben eine erhebliche Auswirkung auf die potenzielle Intensivbelegung im Herbst“, erklären auch Professor Christian Karagiannidis, Leiter des ARDS- und ECMO-Zentrums der Lungenklinik Köln-Merheim, und Professor Steffen Weber-Carstens, Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Die beiden Wissenschaftler sind Mitautoren der vorliegenden Arbeit sowie medizinisch-wissenschaftliche Leiter des DIVI-Intensivregisters. „Für die Intensivmedizin ist die Impfquote der über 35-Jährigen von entscheidender Bedeutung. Deswegen müssen wir alles daransetzen, die Impfakzeptanz in den kommenden Wochen deutlich zu steigern“, so die Mediziner.
Pandemiegeschehen unter Kontrolle bekommen
Im Unterschied zum letzten Jahr habe es nun jede einzelne Bürgerin und jeder einzelne Bürger selbst in der Hand, wie stark die Auswirkungen durch die Virusverbreitung sein werden und ob es zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen könnte.
„Jeder kann durch eine Impfung dazu beitragen, das Pandemiegeschehen und dessen Auswirkungen unter Kontrolle zu bekommen“, sagt DIVI-Präsident Marx.
„Wer sich jetzt impft, kann die Mortalitäts- und Morbiditätsraten verringern – also die Häufigkeit der Erkrankungen, die Zahl der schweren Verläufe und die daraus resultierenden Todesfälle“, erläutert der Mediziner. „Leben retten zu können oder schwere COVID-19-Fälle zu verhindern, das ist ein sinnvoller Anreiz für eine Impfung.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin: PM: Erstmals wieder mehr als 1.000 COVID-19-Patienten auf Intensivstationen – weiter steigende Impfquote wirkt Überlastung entgegen, (Abruf: 31.08.2021), Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin
- Andreas Schuppert, Steffen Weber-Carstens, Christian Karagiannidis: Intensivbettenbedarf für COVID-19 im Herbst/Winter 2021; in: Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin, (veröffentlicht: 09.08.2021), Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
Wichtiger Hinweis:
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