Diabetes: Richtige Ernährung & Gewichtsabnahme ermöglichen Remission

Wie lässt sich bei Typ-2-Diabetes eine Remission erreichen?

Bei Typ-2-Diabetes kann oftmals durch eine Anpassung der Ernährung und eine Gewichtsabnahme ein vollständiges Abklingen (Remission) der Erkrankung erreicht werden. So sollte zunächst versucht werden, auf diesem Wege die Behandlung anzugehen.

Für eine aktuelle Untersuchung, welche sich mit Remission bei Typ-2-Diabetes befasste, wurde eine kritische, narrative Überprüfung von über 90 Forschungsarbeiten durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass durch eine Umstellung der Ernährung und Maßnahmen zur Gewichtsabnahme eine Remission bei Typ-2-Diabetes eingeleitet werden kann, was das Hauptziel der Behandlung durch medizinisches Fachpersonal sein sollte. Die Ergebnisse der Studie können in dem englischsprachigen Fachblatt „Journal of Human Nutrition & Dietetics“ nachgelesen werden.

Diabetes in Deutschland

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) leiden aktuell in Deutschland 7,2 Prozent der erwachsenen Personen (4,6 Millionen) im Alter von 18 bis 79 Jahren an diagnostizierter Diabetes. Bei etwa weiteren 1,3 Millionen Menschen müsse davon ausgegangen werden, dass diese unter noch unentdeckter Diabetes leiden. Etwa 90 Prozent aller Diabeteserkrankungen seien dabei dem Typ-2-Diabetes zuzuordnen.

Ursachen von Typ-2-Diabetes bekämpfen

„Traditionell hat man sich bei Typ-2-Diabetes auf die medikamentöse Behandlung des Blutzuckerspiegels konzentriert, doch dieser Ansatz geht nicht auf die zugrunde liegenden Ursachen von Typ-2-Diabetes ein“, erläutert Studienautor Dr. Adrian Brown in einer Pressemitteilung vom University College London.

Es gibt laut dem Experten inzwischen eine wachsende Anzahl von Forschungsergebnissen, welche zeigen, dass eine erhebliche Gewichtsabnahme von zehn bis 15 kg, entweder durch eine chirurgische Gewichtsreduktion oder durch Diät und Ernährungsumstellung, zu einer Remission des Typ-2-Diabetes (nicht-diabetische Blutzuckerwerte) führen kann.

Shakes und Riegel gegen Typ-2-Diabetes?

Bei der aktuellen Studie zeigte sich, dass sogenannte Mahlzeitenersatzdiäten (beispielsweise Shakes oder Riegel mit Eiweiß, Kohlenhydraten und Fett, welche noch zusätzlich mit Vitaminen und Mineralien angereichert sind) etwa jeder dritten Person (36 Prozent) zu einer erfolgreichen Remission verhalfen.

Wirksamkeit einer kohlenhydratarmen Ernährung

Eine kohlenhydratarme Ernährung half dagegen nur etwa jeder fünften Person (17,6 Prozent) eine Remission zu erreichen und mindestens zwei Jahre lang zu halten. Menschen, welche am meisten Gewicht abnahmen und ihr Gewicht mit diesen beiden Maßnahmen halten konnten, blieben in Remission, so das Team.

Remission durch mediterrane Ernährung

Auch eine kalorienreduzierte und mediterrane Ernährung konnten den Menschen helfen, eine Remission zu erreichen – allerdings mit deutlich geringeren Raten. Nur etwa fünf Prozent der Personen, die eine kalorienreduzierte Ernährung zu sich nahmen, blieben nach einem Jahr in Remission, während 15 Prozent der Personen, welche eine mediterrane Ernährung einhielten, nach einem Jahr in Remission waren.

Es gebe Berichte, wonach eine kohlenhydratarme Ernährung den Blutzuckerspiegel auch ohne Gewichtsabnahme normalisieren kann. Dies geschieht, weil Kohlenhydrate beim Verzehr in Zucker aufgespalten werden, der den Blutzuckerspiegel ansteigen lässt. Bei einer kohlenhydratarmen Ernährung gelangt weniger Blutzucker in den Blutkreislauf, was zu einer besseren Blutzuckerkontrolle führt. Wenn jedoch keine Gewichtsabnahme erzielt wird, die Betroffenen aber dennoch einen nicht-diabetischen Blutzuckerwert erreichen können, sollte dies nach Ansicht der Fachleute eher als Milderung bezeichnet werden, da die zugrunde liegenden Mechanismen von Typ-2-Diabetes nicht angegangen werden.

Gewichtsabnahme Hauptfaktor für Remission

„Es gibt eindeutige Belege dafür, dass der Hauptfaktor für die Remission das Ausmaß der Gewichtsabnahme ist, die eine Person erreicht. Daher gehen wir davon aus, dass es sich bei denjenigen, die keine Gewichtsabnahme, aber einen nicht-diabetischen Blutzuckerwert erreichen, nicht um eine Remission an sich handelt, sondern eher um eine Milderung ihres Diabetes“, erläutert Dr. Brown.

„Unter Berücksichtigung aller Erkenntnisse legt unsere Untersuchung nahe, dass die Remission als primäres Behandlungsziel mit Menschen mit Typ-2-Diabetes diskutiert werden sollte“, so Studienautor Dr. Duane Mellor. Es gebe mehrere Ernährungsansätze, welche nachweislich zu einer Remission führen, wobei der Ersatz von Mahlzeiten derzeit die qualitativ besten Belege liefere. Eine kohlenhydratarme Ernährung habe sich als äußerst wirksam erwiesen und sollten ebenfalls als ernährungsbedingter Ansatz zur Remission in Betracht gezogen werden, fügt der Mediziner hinzu.

Rolle von Fettverlust in Bauchspeicheldrüse und Leber

Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass eine Gewichtsabnahme zwar der beste Prädiktor für den Erfolg einer Remission zu sein scheint, dass sie aber einen Fettverlust in der Bauchspeicheldrüse und der Leber voraussetzt. Zukünftige Studien sollten außerdem untersuchen, wie sich die analysierten Formen der Ernährung auf verschiedenen ethnische Gruppen auswirken.

Nicht jeder wird in der Lage sein, eine Remission zu erreichen, aber Menschen, welche unter 50 Jahren alt, männlich und seit weniger als sechs Jahren an Typ-2-Diabetes erkrankt sind, haben durch eine höhere Gewichtsabnahme eine höhere Wahrscheinlichkeit, erfolgreich eine Remission einzuleiten, erläutert Dr. Mellor.

„Dies könnte daran liegen, dass diese Menschen in der Lage sind, die Ursachen ihrer Zuckerkrankheit zu bekämpfen und somit die Fähigkeit der Bauchspeicheldrüse, Insulin zu produzieren, und die Fähigkeit der Leber, es zu verwerten, wiederherzustellen. Das heißt aber nicht, dass andere nicht auch erfolgreich sein können, wenn sie ihre Ernährung und ihren Lebensstil verbessern und abnehmen“, fügt der Experte hinzu.

Senkung des Blutzuckerspiegels verhindert Komplikationen

„Unabhängig davon, ob eine Remission erreicht wird oder nicht, ist die Senkung des Blutzuckerspiegels wichtig, um die negativen Auswirkungen des Typ-2-Diabetes in den Griff zu bekommen und das Risiko von Komplikationen zu verringern“, so Dr. Mellor.

Das Wichtigste bei der Auswahl der zu sich genommenen Ernährung sei jedoch, dass sie zu den Erkrankten passt, da sich Betroffene wahrscheinlich langfristig an diese Veränderung der Ernährung halten werden. (as)