Diabetes: Prävention durch gesunde Ernährung und Bewegung
In Deutschland leben derzeit rund acht Millionen Menschen mit Diabetes. Bis zum Jahr 2040 wird nach Einschätzung von Fachleuten mit bis zu zwölf Millionen Zuckerkranken gerechnet. Eine gesunde Ernährung und mehr Bewegung können dazu beitragen, der Stoffwechselerkrankung vorzubeugen. Durch einen solchen Lebensstil wird auch das Klima geschützt.
Wie die Deutsche Diabetes-Hilfe auf ihrem Internetportal „diabetesde.org“ erklärt, gibt es in Deutschland aktuell circa acht Millionen Menschen mit Diabetes. Pro Jahr kommen mehr als 600.000 Neuerkrankungen hinzu. Bei gleichbleibender Entwicklung wird damit gerechnet, dass hierzulande bis zum Jahr 2040 bis zu zwölf Millionen Menschen an der sogenannten Zuckerkrankheit erkrankt sein werden. Eine gesunde Lebensführung mit körperlicher Bewegung und frischen heimischen Lebensmitteln ist die beste Vorbeugung gegen Diabetes Typ 2 – und schützt gleichzeitig das Klima.
Derzeitiges Nahrungsmittelsystem schadet der Umwelt
Das gegenwärtige energieintensive Nahrungsmittelsystem ist laut wissenschaftlichen Berechnungen nicht nur für etwa ein Viertel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, die den Klimawandel vorantreiben, sondern schadet auch unserer Gesundheit, schreibt die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) in einer aktuellen Mitteilung.
„Unser Nahrungsmittelsystem verleitet zum Überkonsum von verarbeiteten, hochkalorischen und tierischen Produkten mit viel Salz, Zucker und gesättigten Fetten“, sagt Professorin Dr. med. Diana Rubin, Vorsitzende des DDG-Ausschusses Ernährung.
Der übermäßige Konsum von gesättigtem Fett, Salz und Zucker trägt zur Entstehung von Diabetes mellitus Typ 2, Übergewicht, Krebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei und verursacht damit Folgen, die das deutsche Gesundheitssystem laut einer Studie jährlich mehr als 16,8 Milliarden Euro kosten.
Nachhaltige und gesundheitsfördernde Ernährungsweise
Deswegen empfiehlt DDG-Expertin Rubin eine Ernährungsweise, die sich an der planetaren Gesundheitsdiät der EAT-Lancet Kommission orientiert und ebenso nachhaltig wie gesundheitsfördernd ist.
„Der Speiseplan ist unkompliziert“, so die Ernährungsmedizinerin. „Es sollten pro Woche ein bis zwei Eier sein, ein Stück Fleisch und ein Stück Fisch, Milch und Milchprodukte dürfen sich auf 250 Gramm pro Tag belaufen. Den Rest sollten vor allem Gemüse, Obst und Getreide beisteuern“, erklärt die Leiterin des Zentrums für Ernährungsmedizin am Vivantes Klinikum Spandau und Humboldt-Klinikum Berlin.
Denn Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte und Nüsse werden in Deutschland zu wenig verzehrt, Fleisch aber zu viel. So zeigen beispielsweise Daten des Lancet Countdown Berichts 2020, dass die Haltung von Wiederkäuern – in diesem Fall hauptsächlich Rinder – im Jahr 2017 für 62 Prozent der Treibhausgasemissionen des Landwirtschaftssektors in Deutschland verantwortlich war.
„Es mag interessant sein, Alternativen zu Fleisch oder Kuhmilch auszuprobieren“, sagt die Medizinerin. „Tofu, pürierte Kidney-Bohnen oder Seitan schmecken mit entsprechender Würze recht fleischähnlich, und wer Kaffee leicht süß mag, kommt vielleicht mit Hafermilch gut zurecht.“
Frisch, regional und saisonal
Mindestens so wichtig wie der Proporz der Nahrungsmittel ist auch ihr Bezug. „Die Produkte sollten frisch sein, regional und saisonal hergestellt“, betont Prof. Rubin.
Solche Lebensmittel sind im Allgemeinen ökologisch nachhaltiger als Produkte, die eingeflogen oder in mit fossilen Brennstoffen beheizten Treibhäusern angebaut werden – wobei man nur zu unverpackten Produkten greifen sollte, um keinen Plastikmüll zu produzieren.
„Vermeiden Sie generell Fertiglebensmittel mit leeren Kalorien, Zusatzstoffen, zu viel Salz und verstecktem Zucker“, fügt die Expertin hinzu. „Behalten Sie die Kontrolle, indem Sie selbst kochen.“
Der Verkehrssektor ist für ein weiteres Viertel der Treibhausgasemissionen in Europa verantwortlich. Damit treibt unsere auf fossilen Brennstoffen basierende Mobilität laut wissenschaftlichen Untersuchungen nicht nur den Klimawandel an; sie ist auch die Hauptursache für Luftverschmutzung im urbanen Raum und fördert einen bewegungsarmen Lebensstil, der wiederum Adipositas (Fettleibigkeit) begünstigt und damit nichtübertragbare Krankheiten wie Typ-2-Diabetes.
„Alles gute Gründe, im Verkehr den Umstieg vom passiven auf aktiven Transport zu fördern, etwa mit sicheren und begrünten Rad- und Fußgängerwegen oder Umweltzonen“, so Professorin Dr. Annette Peters, Direktorin des Instituts für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München.
Gesunde Lebensmittel von der Mehrwertsteuer befreien
Für die Gesundheit hätte das erhebliche Vorteile. „Von weniger Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid würden fast alle Organe, Systeme und Prozesse des menschlichen Körpers profitieren“, hebt die Epidemiologin Peters hervor.
Konkret wäre nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eine Reduktion von Luftschadstoffen und Hitzestress mit einem Rückgang von Atemwegs-, Herzkreislauf- sowie Tumorerkrankungen, insbesondere bei Menschen mit Diabetes, verbunden.
Regelmäßige körperliche Aktivität wiederum senkt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, psychische Krankheiten, Übergewicht und Adipositas – und damit auch für Diabetes mellitus Typ 2.
„Klimaschutz und Diabetesprävention sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten täglich mit ihren Entscheidungen Einfluss auf das Klima und ihre Gesundheit nehmen. Allerdings müssten auch die politisch Verantwortlichen endlich gesundheitsfördernde Lebensverhältnisse schaffen, kritisiert die Expertin.
„Es ist dringend notwendig, gesunde Lebensmittel von der Mehrwertsteuer zu befreien und gleichzeitig die Mehrwertsteuer für ungesunde Produkte anzuheben, Rad- und Fußwege auszubauen, Kindern und Jugendlichen täglich eine Stunde Bewegung in Kita und Schule zu ermöglichen und – wie es bereits internationaler Konsens ist – Kinder vor Werbung für gesundheitsgefährdende Produkte durch ein entsprechenden Verbot zu schützen“, sagt Bitzer. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Diabetes Gesellschaft: „Diabetesprävention und Klimaschutz sind zwei Seiten einer Medaille“, (Abruf: 07.09.2021), Deutsche Diabetes Gesellschaft
- diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe: Diabetes in Zahlen, (Abruf: 07.09.2021), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
- Meier, T. et al.: Healthcare Costs Associated with an Adequate Intake of Sugars, Salt and Saturated Fat in Germany: A Health Econometrical Analysis; in: PLoS One, (veröffentlicht: 09.09.2015), PLoS One
- EAT Forum: The EAT-Lancet Commission on Food, Planet, Health, (Abruf: 07.09.2021), eatforum.org
- Watts, N. et al.: The 2020 report of The Lancet Countdown on health and climate change: responding to converging crises; in: The Lancet, (veröffentlicht: 09.01.2021), The Lancet
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.