Lebenserwartung: Viele in Deutschland unterschätzen die Dauer
Die Lebenserwartung in Deutschland ist in den letzten Jahren bei Männern und Frauen erheblich gestiegen. Laut Fachleuten wird die Hälfte der 1960 Geborenen, sofern sie die 65 Jahre erreichen, deutlich älter als 80 Jahre werden. Eine aktuelle Umfrage zeigt jetzt aber, dass viele Menschen hierzulande ihre eigene Lebenserwartung niedriger einschätzen.
Seit langem steigt die Lebenserwartung in Deutschland: Die Hälfte der 1960 Geborenen wird, sofern sie die 65 überschritten hat, voraussichtlich 86 Jahre (Männer) beziehungsweise 90 Jahre (Frauen) alt werden, heißt es in einer Mitteilung der Universität Duisburg Essen (UDE) von 2019. Doch viele Deutsche unterschätzen ihre Lebenserwartung.
Durchschnittlich vier Jahre zu wenig geschätzt
Viele Deutsche haben falsche Erwartungen an die Dauer ihres Ruhestands. Dies zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unter den ab 1964 Geborenen, die nach aktuellem Stand alle mit 67 Jahren in Rente gehen würden.
Laut einer aktuellen Mitteilung des GDV schätzen die Befragten im Schnitt ihre Lebenserwartung auf 83,4 Jahre, woraus sich eine Rentendauer von 16,4 Jahren ergäbe. Statistisch können sie aber mit 87,5 Jahren rechnen – also gut vier Jahren mehr.
Die Abweichungen sind teilweise extrem: So setzt rund jede beziehungsweise jeder fünfte Befragte (19 Prozent) ihre oder seine Lebenserwartung und damit die Rentendauer um mehr als zehn Jahre zu niedrig an. Die Diskrepanz ist bei den Frauen größer: Während sie ihre Lebenserwartung im Schnitt um 5,8 Jahren unterschätzen, liegen die Männer mit ihrer Prognose um durchschnittlich 2,8 Jahre darunter.
Jede Generation lebt fünf Jahre länger
Angesichts der teils deutlichen Abweichungen dringt der GDV auf einen Ausweis der Lebenserwartung im geplanten Online-Rentenportal, das zukünftig allen Bürgerinnen und Bürgern einen Überblick über ihre Alterseinkünfte geben soll.
„Das Rentenportal wäre der geeignete Ort, um die Menschen über ihre statistische Lebenserwartung aufzuklären“, so Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV. Die Information sei für die Planung des Ruhestands wichtig. „Wer die Rentendauer unterschätzt, sorgt möglicherweise unzureichend vor“, sagt Schwark.
Ein Grund für die unterschätzte Lebenserwartung seien falsche Referenzpunkte. So orientiert sich über die Hälfte (55 Prozent) der Deutschen am Alter der Großeltern, vier von zehn blicken auf die Eltern.
Diese Vergleiche führen aber in die Irre, weil die Lebenserwartung weiter steigt – unter anderem wegen des medizinischen Fortschritts. „Jede Generation lebt ungefähr fünf Jahre länger als die vorangegangene“, erklärt Schwark.
Rentenbezugsdauer zu niedrig geschätzt
Die Befragten haben auch Schwierigkeiten damit, abzuschätzen, wie lang die aktuellen Ruheständlerinnen und Ruheständler Rente beziehen. So tippen sie die Rentenbezugsdauer auf 18,6 Jahre, tatsächlich liegt sie jedoch bei 20,2 Jahren.
Der Wert bemisst sich aber nicht an der regulären Regelaltersgrenze, sondern am tatsächlichen Rentenzugangsalter, das aufgrund von Ausnahmen zum Beispiel für langjährig Versicherte oder Erwerbsunfähige niedriger ist. 2019 lag es bei gut 64 Jahren. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg Essen: Arbeitsleben beeinflusst die Lebenserwartung, (Abruf: 08.09.2021), Universität Duisburg Essen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.