Fettleibigkeit durch beeinträchtigte Fettverbrennung?
Die sogenannte metabolische Flexibilität spielt eine wichtige Rolle dabei, aus welcher Quelle der Körper seine Energie bezieht. Ein unflexibler Stoffwechsel während des Schlafs scheint dazu zu führen, dass mehr Kohlenhydrate als Fett verbrannt werden und die Entstehung von Fettleibigkeit begünstigt wird.
Der menschliche Körper kann die Energiequellen des Stoffwechsels als Reaktion auf Veränderungen des Ernährungszustands wechseln. Im Laufe des Tages werden Kohlenhydrate, Fette und Proteine durch den Stoffwechselprozess abgebaut. Unmittelbar nach einer Mahlzeit wird die meiste Energie aus Kohlenhydraten gewonnen, während nach dem Fasten die meiste Energie aus Fetten gewonnen wird, berichtet Fachleute der University of Tsukuba von ihren aktuellen Studienergebnissen. Die entsprechende Studie wurde in dem englischsprachigen Fachjournal „Nature“ nachzulesen.
Was ist die metabolische Flexibilität?
Die Fähigkeit des Körpers, Energiequellen des Stoffwechsels als Reaktion auf Veränderungen des Ernährungszustands zu wechseln, beispielsweise nach den Mahlzeiten und während des Schlafs, wird als metabolische Flexibilität bezeichnet, so die Forschenden.
Krankheiten durch gestörte metabolische Flexibilität
Eine gestörte metabolische Flexibilität wird mit Krankheiten, wie beispielsweise Fettleibigkeit und Diabetes, in Verbindung gebracht. In der neuen Studie wurde nun insbesondere der Stoffwechsel während des Schlafs untersucht.
„Wir waren daran interessiert, wie sich der Stoffwechsel während des Schlafs verändert und ob wir bei Menschen mit einem unflexiblen Stoffwechsel Unterschiede im Stoffwechsel feststellen können”, erläutert Studienautor Professor Kumpei Tokuyama in einer Pressemitteilung.
Was wird als Energiequelle verwendet?
Das Team wendete bei der Untersuchung als grundlegende Methode eine Messung an, welche als respiratorischer Quotient (RQ) bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um das Verhältnis zwischen ausgeatmetem CO2 (Kohlendioxid) und vom Körper aufgenommenen O2 (Sauerstoff). Sind die beiden Mengen gleich (ein RQ gleich 1), signalisiere dies, dass die Energiequelle Kohlenhydrate sind. Ist das Verhältnis niedriger (etwa 0,8) deute dies dagegen darauf hin, dass Fette oder Proteine als Energiequelle verwendet werden, erklären die Fachleute.
Um die Veränderungen des Stoffwechsels im Laufe der Zeit zu charakterisieren, maßen die Forschenden alle fünf Minuten über einen Zeitraum von 24 Stunden das Kohlendioxid-Sauerstoff-Verhältnis von insgesamt 127 Personen.
Gleicht Schlaf einer Fastenperiode?
Da Schlaf eigentlich einer Fastenperiode gleicht, könne man erwarten, dass die RQs die ganze Nacht hindurch abnehmen, was darauf hindeute, dass mit fortschreitendem Schlaf immer mehr Fett verbrannt wird, so das Team.
Die Fachleute stellten stattdessen allerdings fest, dass die RQ-Werte zu Beginn des Schlafs zwar stetig sanken, aber nach Erreichen eines Tiefpunkts nach Mitternacht wieder anstiegen und bis zum Aufwachen weiter zunahmen.
Danach wurden die Teilnehmenden in zwei unterschiedliche Gruppen unterteilt, je nachdem, wie stark ihre RQ-Werte schwankten. Eine hohe Variabilität bedeute, dass der Stoffwechsel flexibel ist und die RQ-Werte je nach Bedarf des Körpers im Laufe des Tages steigen und fallen, erläutern die Forschenden.
Schlechtere Fettverbrennung dank unflexiblem Stoffwechsel
Nach der Einteilung der teilnehmenden Personen in eine Gruppe mit flexiblem und eine Gruppe mit unflexiblem Stoffwechsel stellte das Team schließlich fest, dass, obwohl die durchschnittlichen RQ-Werte über 24 Stunden zwischen den Gruppen gleich ausfielen (ebenso wie ihr Alter, ihr BMI und ihr Körperfettanteil), die RQ-Werte in der Nacht bei den Teilnehmenden mit weniger flexiblem Stoffwechsel höher waren, was darauf hindeute, dass diese Personen mehr Kohlenhydrate als Fett verbrannten.
Vorbeugung von Fettleibigkeit und Diabetes
Genau diese Erkenntnisse könnten sich nach Ansicht der Fachleute in Zukunft als sehr nützlich erweisen, da die Vorbeugung von Krankheiten wie beispielsweise Fettleibigkeit und Diabetes viel besser sei als deren Behandlung. „Jährliche Kontrolluntersuchungen, die sich auf die Messung der Schlaf-RQ-Werte konzentrieren, könnten dabei helfen, Menschen mit einem Risiko für die Entwicklung von Stoffwechselkrankheiten aufzuspüren, und so rechtzeitige Interventionen ermöglichen“, fügt Professor Tokuyama hinzu. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Simeng Zhang, Yoshiaki Tanaka, Asuka Ishihara, Akiko Uchizawa, Insung Park, et al.: Metabolic flexibility during sleep; in: Nature (veröffentlicht 08.09.2021), Nature
- University of Tsukuba: Potential indicator for obesity risk detected during sleep (veröffentlicht 08.09.2021), University of Tsukuba
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.