Gefahren durch eine niedrigere Herzfrequenz
Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen eine niedrige Herzfrequenz (Bradykardie) entwickeln. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente und verschiedene Vorerkrankungen können zu einer Bradykardie führen. Der Kardiologe Dr. Jose Baez-Escudero von der Cleveland Clinic (USA) erklärt, wann eine niedrige Herzfrequenz Grund zur Sorge ist und welche Anzeichen und Symptome beachtet werden sollten.
Eine Bradykardie tritt besonders häufig bei älteren erwachsenen Personen auf. „Wenn Menschen älter werden, kommt es gelegentlich zu einer normalen Abnutzung des elektrischen Systems des Herzens”, erklärt Dr. Baez-Escudero in einer Pressemitteilung. Als Folge verlangsame sich der normale Rhythmus tendenziell.
Ab wann spricht man von einer Bradykardie?
Wenn Menschen eine Ruheherzfrequenz von 60 Schlägen pro Minute (bpm) oder weniger aufweisen, wird in der medizinischen Fachwelt als Bradykardie eingestuft. Denn normalerweise sollte das Herz im wachen Zustand 60 bis 100 Schlägen pro Minute machen, so der Experte. Allerdings können auch gesunde, gut trainierte Menschen wie beispielsweise Ausdauersportler eine niedrigere Herzfrequenz aufweisen und im Schlaf verlangsame sich die Herzfrequenz ebenfalls auf 40 bis 60 Schläge pro Minute, erläutert der Mediziner.
Fehlfunktion des Herzens
Die möglichen Ursachen für eine Bradykardie sind vielfältig, doch am häufigsten sei eine Fehlfunktion des natürlichen Schrittmachers des Herzens, des sogenannten Sinusknotens, der Auslöser. Dieser steuert, wie schnell die oberen und unteren Herzkammern das Blut durch den Körper pumpen, erläutert der Kardiologe.
Eine weitere Ursache für Bradykardie sei der sogenannte atrioventrikuläre Block (AV-Block). Bei diesem kommunizieren die obere und die untere Herzkammer nicht gut miteinander, wodurch die Herzfrequenz sinkt.
Alter und Medikamente
Das Alter ist ein entscheidender Risikofaktor für die Entwicklung einer Bradykardie. Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Männern und Frauen im Alter über 65 Jahren auf, erläutert Dr. Baez-Escudero. „Es ist, als hätte man virtuelle elektrische Kabel und Drähte im Inneren des Herzens. Diese verschlechtern sich mit zunehmendem Alter. Und gängige Medikamente, die bei älteren Menschen eingesetzt werden, können eine Bradykardie oft verstärken“, so der Experte.
Bradykardie durch Vorerkrankungen
Verschiedene Vorerkrankungen und manche anderen Faktoren können ebenfalls eine Bradykardie verursachen, wie beispielsweise:
- Herzinfarkte aufgrund einer koronaren Herzkrankheit,
- eine bakterielle Infektion im Blut, die das Herz angreift,
- Entzündungen des Herzmuskels,
- Schilddrüsenunterfunktion,
- ein Ungleichgewicht der Elektrolyte,
- zu viel Kalium im Blut,
- bestimmte Medikamente, einschließlich Betablocker und Antiarrhythmika,
- angeborene Herzfehler,
- Diabetes,
- langjähriger Bluthochdruck.
Symptome einer niedrigen Herzfrequenz?
Menschen können durchaus eine langsame Herzfrequenz aufweisen und trotzdem keine Symptome verspüren. Liegen jedoch Symptome vor und werden diese ignoriert, kann das laut dem Experten durchaus ernstere Probleme zur Folge haben. So sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden, wenn eine langsame Hezfrequenz gemeinsam mit folgenden Symptomen auftritt:
- Mangel an Energie,
- geringe Ausdauer,
- Schwindelgefühl,
- Schwäche,
- Schmerzen in der Brust,
- Verwirrung/Gedächtnisprobleme,
- Herzklopfen oder -flattern.
Muss eine Bradykardie behandelt werden?
Wenn der Herzschlag langsam abläuft, aber keine Symptome vorliegen, bestehe kein Grund zur Sorge. Es ist jedoch ratsam, die Anzeichen für Probleme zu kennen, da die Bradykardie in einigen Fällen eine Behandlung erfordert, betont der Kardiologe.
Wenn die Herzfrequenz absinkt, werde das Gehirn möglicherweise nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Dies könne zu Ohnmacht, Schwindel und Kurzatmigkeit führen. Zusätzlich könne sich das Blut in den Herzkammern stauen und eine Herzinsuffizienz verursachen.
Überwachung der Herzfrequenz
Bei Verdacht auf eine niedrige Herzfrequenz können ärztliche Untersuchungen Klarheit schaffen. Mit der Hilfe eines Elektrokardiogramms (EKG) können die elektrische Signale im Herzen gemessen werden und ein tragbarer Herzmonitor kann helfen zu verstehen, wie das Herz im Laufe der Zeit arbeitet, erläutert der Experte.
Wird eine behandlungsbedürftige Bradykardie diagnostiziert, ist anschließend zunächst festzustellen, ob bestimmte Medikamente oder andere Vorerkrankungen die Ursache bilden. In diesem Fall könne teilweise ein Wechsel der Medikamente oder eine ähnliche Strategie zur Lösung führen, so Dr. Baez-Escudero.
Wenn dies nicht der Fall ist, bleibe die Implantation eines Herzschrittmachers mittels eines minimalinvasiven Eingriffs die einzige Möglichkeit, um die Herzfrequenz zu beschleunigen. Der Experte weist jedoch darauf hin, dass es sich bei der Bradykardie häufig nicht um einen Notfall handelt, so dass genügend Zeit bleibt, um die richtige Behandlung zu wählen.
„Bei einer Bradykardie haben wir in der Regel Zeit, den Zustand zu beurteilen und auszuschließen, dass eine andere Erkrankung dafür verantwortlich ist. Dann können wir die Medikamente anpassen oder andere Maßnahmen ergreifen, wenn es nötig ist“, fügt Dr. Baez-Escudero hinzu. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Is a Slow Heart Rate Good or Bad for You? (veröffentlicht 17.09.2021), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.