Studie: Neues Ergebnis zu Thrombosen nach Corona-Impfung
Nach Impfungen gegen die durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachte Erkrankung COVID-19 sind bei einigen Personen Thrombosen aufgetreten. Diese endeten teilweise tödlich. Betroffen waren vor allem jüngere Menschen. Forschende haben nun neue Erkenntnisse zum Zusammenspiel zwischen der Impfung und dem seltenen Krankheitsbild gewonnen.
Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie in einer Mitteilung schreibt, treten in sehr seltenen Fällen im Zusammenhang mit COVID-19-Impfungen potenziell lebensbedrohliche Ereignisse aufgrund von Gerinnungsstörungen auf; meist zerebrale Sinus- beziehungsweise Hirnvenenthrombosen, aber auch andere Thrombosen oder Embolien, wie Pfortaderthrombose, Lungenembolien und Schlaganfälle. Nun gibt es neue Studienergebnisse zu Thrombosen nach SARS-CoV-2-Impfungen.
Potenziell gefährliche Nebenwirkung
Laut einer aktuellen Mitteilung untersucht ein Forschungsteam um Professor Dr. Tamam Bakchoul vom Zentrum für Klinische und Experimentelle Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Tübingen in mehreren Studien die Entstehung, Diagnose und mögliche Behandlungsmethoden der vakzin-induzierten immunthrombotischen Thrombozytopenie (VITT).
Diese Erkrankung ist eine seltene, jedoch potenziell gefährliche Nebenwirkung von vektorbasierten SARS-CoV-2-Impfstoffen. Patientinnen und Patienten mit VITT entwickeln innerhalb von bis zu sechs Wochen nach der Impfung Blutgerinnsel, häufig an ungewöhnlichen Stellen wie den Venen im Gehirn oder im Bauch, und leiden gleichzeitig unter einer verminderten Anzahl von Blutplättchen.
Nun wurde ein Studienergebnis in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Zusammenhang bislang nicht geklärt
Bereits in vorangehenden Untersuchungen hat die Tübinger Forschungsgruppe gezeigt, dass die Bildung von Antikörpern gegen ein Protein namens „Plättchen-Faktor 4 (PF4)“ die Ursache von VITT ist.
Den Angaben zufolge sind diese Antikörper in der Lage, die Blutplättchen zu aktivieren, Blutgerinnsel und eine Verringerung der Blutplättchenzahl zu verursachen. Der Zusammenhang zwischen einer Impfung und der Bildung von Anti-PF4-Antikörpern ist aber bislang nicht geklärt.
Als möglicher Grund wurde die Kreuzreaktivität zwischen Antikörpern, die nach einer Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 entwickelt werden und Antikörpern gegen PF4 vermutet.
Immunantwort führt nicht zur Bildung von Anti-PF4-Antikörpern
In der aktuellen Studie untersuchten die Forschenden den Zusammenhang zwischen der Immunantwort auf den Impfstoff und der Entwicklung von Anti-PF4-Antikörpern.
Bei geimpftem medizinischen Personal (n=101) sowie bei Patientinnen und Patienten (n=59) mit klinischem Verdacht auf VITT nach Impfung mit Vaxzevria (AstraZeneca) verglichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Anti-PF4-Antikörper und die Antikörper gegen verschiedene antigenische Punkte des SARS-CoV-2-Spike-Proteins (Spike-Trimer, Receptor Binding Domain [RBD], S1, S2).
Die Fachleute fanden keine Korrelation zwischen der Menge an Anti-PF4 – und Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern in allen Gruppen. Darüber hinaus unterschieden sich die Werte der Anti-SARS-CoV-2-Antikörper laut der Mitteilung nicht signifikant zwischen geimpften Personen ohne Komplikation und Patientinnen und Patienten mit VITT.
Daher kommen die Autorinnen und Autoren zu dem Schluss, dass die Immunantwort gegen SARS-CoV-2-Proteine nicht zur Bildung von Anti-PF4-Antikörpern bei VITT führt.
Laut den Forscherinnen und Forschern hat diese Studie zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels zwischen der Impfung und dem seltenen Krankheitsbild der VITT beigetragen. Jetzt ist es notwendig, die Therapieansätze für diese Krankheit weiter zu erforschen. Dazu untersucht das Forschungsteam aktuell die unterschiedlichen Wirkungen von Antikoagulantien (Blutverdünnern). (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Tübingen: Neues Studienergebnis zur Thrombose nach SARS-CoV-2-Impfung, (Abruf: 20.09.2021), Universitätsklinikum Tübingen
- Uzun G, Althaus K, Bakchoul T.: No Correlation between Anti-PF4 and Anti–SARS-CoV-2 Antibodies after ChAdOx1 nCoV-19 Vaccination; in: New England Journal of Medicine, (veröffentlicht: 25.08.2021), New England Journal of Medicine
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie: Zerebrale Sinus- und Venenthrombosen nach Corona-Impfung sind nicht Folge einer globalen Gerinnungsstörung, (Abruf: 20.09.2021), Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Wichtiger Hinweis:
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