Spinnenangst: Neue App kann Betroffenen helfen
Angst vor Spinnen ist weit verbreitet – eine der häufigsten Phobien überhaupt. Manche Betroffene müssen nicht einmal auf ein lebendes Exemplar treffen, sondern schon das Betrachten von Fotos kann ausreichen, um körperliche Symptome auszulösen. Die gute Nachricht: Eine neu entwickelte App kann bei Spinnenangst helfen.
Sie haben starke Angst vor Spinnen? Dann sind Sie mit diesem Problem nicht allein. Spinnenphobie ist weit verbreitet. Doch Betroffenen kann geholfen werden. Laut einer aktuellen Mitteilung haben Forschende der Universität Basel eine Augmented-Reality-App für Smartphones entwickelt, um Angst vor Spinnen zu reduzieren. Diese App hat sich schon in einer klinischen Studie bewährt: Bereits nach wenigen Trainingseinheiten zuhause empfanden die Teilnehmenden weniger Angst vor realen Spinnen.
App mit realistischem 3D-Spinnenmodell
Spinnenangst gehört zu den häufigsten Phobien. Betroffene versuchen, Situationen mit Spinnen zu vermeiden und leben deshalb oft mit einer Vielzahl von Einschränkungen. Sie verzichten zum Beispiel auf soziale Anlässe in der Natur, Zoobesuche oder bestimmte Reiseziele; sie kontrollieren Räume exzessiv auf Spinnen, oder meiden bestimmte Räume wie Keller oder Estrich komplett.
Eine wirksame Behandlung gegen Spinnenphobie stellt zum Beispiel die sogenannte Expositionstherapie dar, bei der sich Betroffene therapeutisch angeleitet den gefürchteten Situationen aussetzen. Die Angst wird dabei schrittweise abgebaut. Da sich Betroffene aber nur ungern echten Tieren aussetzen wollen, wird diese Therapie nur selten in Anspruch genommen.
Das interdisziplinäre Forschungsteam um Prof. Dr. Dominique de Quervain hat nun Abhilfe geschaffen und die Smartphone-basierte Augmented-Reality-App Phobys entwickelt. Im Fachmagazin „Journal of Anxiety Disorders“ berichten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von vielversprechenden Ergebnissen mit dieser App gegen Spinnenphobie.
Den Angaben zufolge basiert Phobys auf der Expositionstherapie und verwendet ein realistisches 3D-Spinnenmodell, welches in die reale Welt projiziert wird. „Für Menschen, die Angst vor Spinnen haben, ist es leichter, sich einer virtuellen Spinne auszusetzen als einer echten“, erläutert Anja Zimmer, Erstautorin der Studie.
Deutlich weniger Angst und Ekel
Die Forschenden untersuchten die Wirksamkeit von Phobys in einer klinischen Studie mit 66 Teilnehmenden. Die an Spinnenangst leidenden Probandinnen und Probanden absolvierten während zwei Wochen entweder sechs halbstündige Trainingseinheiten mit Phobys oder bekamen als Kontrollgruppe keine Intervention angeboten.
Vor und nach der Behandlung näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer echten Spinne in einer durchsichtigen Box so weit, wie es ihre Spinnenangst zuließ. Die Gruppe, die mit Phobys trainiert hatte, zeigte laut den Forschenden deutlich weniger Angst und Ekel in der realen Spinnensituation und war in der Lage, näher an die Spinne zu gelangen als die Kontrollgruppe.
Wie in der Mitteilung erklärt wird, bietet die App Phobys neun verschiedene Levels, um der virtuellen Spinne näher zu kommen und mit ihr zu interagieren. Mit jedem Level werden die Aufgaben intensiver und damit auch schwieriger.
Jedes Level endet mit einer Bewertung der eigenen Angst sowie des Ekels, und die App entscheidet, ob das Level wiederholt werden sollte oder zum nächsten fortgeschritten werden kann. Zudem verwendet die App spielerische Elemente, wie belohnende Feedbacks, Animationen und Soundeffekte, um die Motivation hoch zu halten.
App ist bereits erhältlich
Die App ist bereits in den App Stores für iPhones und Android-Smartphones erhältlich. Betroffene mit leichten Formen der Spinnenangst können sie in Eigenregie benutzen. Bei Menschen mit einer ausgeprägten Spinnenangst empfehlen die Forschenden die Nutzung der App jedoch nur in Begleitung einer Fachperson. Ob man Angst vor einer virtuellen Spinne hat, kann in der App kostenlos getestet werden. Das Training zur Reduktion der Spinnenphobie ist in der App erwerbbar. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Basel: Mit Augmented Reality Spinnenangst bekämpfen, (Abruf: 21.09.2021), Universität Basel
- Anja Zimmer, Nan Wang, Merle K Ibach, Bernhard Fehlmann, Nathalie S Schicktanz, Dorothée Bentz, Tanja Michael, Andreas Papassotiropoulos, Dominique JF de Quervain: Effectiveness of a smartphone-based, augmented reality exposure app to reduce fear of spiders in real-life: A randomized controlled trial; in: Journal of Anxiety Disorders, (veröffentlicht online: 02.07.2021 und in: Volume 82, August 2021), Journal of Anxiety Disorders
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.