Haarausfall durch ungesunde Ernährung?
Fettleibigkeit oder eine fettreiche Ernährung scheinen durch bestimmte Entzündungssignale dazu beizutragen, dass die natürliche Regeneration von Haarfollikeln blockiert wird, was schließlich zu einem Haarverlust führt.
In einer aktuellen Studie wurde festgestellt, dass Fettleibigkeit durch die Induktion bestimmter Entzündungssignale zu einer Verarmung der sogenannten Haarfollikel-Stammzellen (HFSC) führen kann, wodurch die Regeneration der Haarfollikel blockiert wird und es schließlich zum Verlust von Haarfollikeln kommt. Die Ergebnisse der Untersuchung können in der englischsprachigen Fachzeitschrift „Nature“ eingesehen werden.
Krankheiten durch fettreiche Ernährung
Eine fettreiche Ernährung führt mit der Zeit zu einer Gewichtszunahme und allerlei gesundheitlichen Problemen. Beispielsweise treten Herzkrankheiten und Diabetes bei fettleibigen Menschen extrem häufig auf, so das Team.
Auswirkungen von Fettleibigkeit auf die Organe
Bisher sei es nicht völlig klar gewesen, wie sich die Körperorgane bei chronischer Fettleibigkeit konkret verschlechtern und ihre Funktion verlieren. In der neuen Studie wurde nun anhand von Mausmodellen untersucht, wie sich eine fettreiche Ernährung oder genetisch bedingte Fettleibigkeit auf das Haarwachstum auswirken kann.
Haarverlust durch Adipositas
Die Fachleute stellten fest, dass Adipositas durch die Induktion bestimmter Entzündungssignale zu einer Verarmung der Haarfollikel-Stammzellen (HFSC) beitragen kann. Dies blockiert die natürliche Regeneration der Haarfollikel, was letztendlich den Verlust der Haarfollikel bewirkt.
Warum tritt im Alter Haarverlust auf?
Normalerweise erneuern sich Haarfollikel-Stammzellen in jedem Haarfollikelzyklus selbst. Dies sei Teil des Prozesses, welcher bewirkt, dass das Haar kontinuierlich immer wieder nachwächst. Im Laufe des Lebens gelingt es den Haarfollikel-Stammzellen mit zunehmendem Alter allerdings nicht mehr, sich selbst zu erneuern und dies führt zu einer geringeren Anzahl von Haarfollikel-Stammzellen, die zur Folge hat, dass das Haar weniger wird, erläutert die Forschungsgruppe.
Höheres Risiko für androgene Alopezie dank Übergewicht
Laut den Fachleuten ist schon länger bekannt, dass übergewichtige Menschen ein höheres Risiko für sogenannte androgene Alopezie haben. Trotzdem war bisher weitgehend unbekannt, ob und wie Fettleibigkeit das Ausdünnen der Haare beschleunigt und welche molekularen Mechanismen dafür verantwortlich sind. Die neue Studie helfe einige der beteiligten Mechanismen zu erklären, so das Team.
Warum eine fettreiche Ernährung den Haaren schadet
„Eine fettreiche Ernährung beschleunigt die Ausdünnung der Haare, indem sie die HFSCs, die die reifen Zellen für das Haarwachstum nachbilden, vor allem bei alten Mäusen dezimiert“, erläutert Studienautor Hironobu Morinaga in einer Pressemitteilung. Die Forschungsgruppe verglich die Genexpression in HFSC zwischen Mäusen, welche mit einer fettreichen Ernährung gefüttert wurden, und Tieren, die eine Standardernährung zu sich nahmen. Die Fachleute überwachten dann das Schicksal dieser HFSC nach ihrer Aktivierung.
Das Team stellte fest, dass sich die HFSC bei fettleibigen Mäusen mit fettreicher Ernährung nach ihrer Aktivierung in Korneozyten oder Sebozyten der Hautoberfläche verwandeln, welche Talg absondern. Diese Tiere zeigen einen schnelleren Haarausfall und kleinere Haarfollikel zusammen mit einer Verarmung der HFSC, so die Forschenden. Schon bei einer Fütterung mit einer fettreichen Ernährung an vier aufeinanderfolgenden Tagen hätten die HFSC erhöhten oxidativen Stress und Anzeichen einer epidermalen Differenzierung gezeigt.
Rolle entzündlicher Zytokine?
Die Genexpression in den HFSC der mit hohem Fettgehalt gefütterten Mäuse deute laut Studienautorin Emi K. Nishimura auf die Aktivierung entzündlicher Zytokine in den HFSC hin. Die Entzündungssignale in den HFSC unterdrücken auffallend die sogenannte Sonic-Hedgehog-Signalgebung, welche eine entscheidende Rolle bei der Regeneration der Haarfollikel in den HFSC spielt.
Wie kann Haarausfall verhindert werden?
Das Team bestätigt, dass die Aktivierung des Sonic-Hedgehog-Signalwegs in diesem Prozess die Erschöpfung der HFSC beheben könnte, was nach Ansicht von Nishimura den durch die fettreiche Ernährung verursachten Haarausfall verhindern würde.
Die aktuelle Studie biete interessante neue Einblicke in die spezifischen zellulären Schicksalsveränderungen und Gewebedysfunktionen, welche nach einer fettreichen Ernährung oder genetisch bedingter Fettleibigkeit auftreten können, so die Forschenden. Dies könne in Zukunft zu neuen Möglichkeiten für die Prävention und Behandlung von Haarausfall führen. Zusätzlich werde die neue Untersuchung das Verständnis von Krankheiten im Zusammenhang mit Fettleibigkeit verbessern. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hironobu Morinaga, Yasuaki Mohri, Marina Grachtchouk, Kyosuke Asakawa, Hiroyuki Matsumura, et al.: Obesity accelerates hair thinning by stem cell-centric converging mechanisms; in: Nature (veröffentlicht 23.06.2021), Nature
- Tokyo Medical and Dental University: Eating less fat may save your hair (veröffentlicht 21.09.2021), Tokyo Medical and Dental University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.