Wie Migräne die Schlafphasen beeinflusst
Menschen mit Migräne haben einen schlechteren REM-Schlaf als Personen, welche nicht unter Migräne leiden. Bei Kindern mit Migräne wurde zusätzlich festgestellt, dass diese insgesamt weniger schlafen als gesunde Kinder im gleichen Alter. Dafür benötigen sie aber weniger Zeit zum Einschlafen.
Der sogenannte REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) ist die Schlafphase mit der höchsten Gehirnaktivität und den lebhaftesten Träumen. Diese Form des Schlafs ist besonders wichtig für das Lernen und die Gedächtnisfunktion. In einer aktuellen Studie wurde festgestellt, dass Kinder und Erwachsene mit Migräne einen schlechteren REM-Schlaf aufweisen. Die Forschungsarbeit wurde in dem englischsprachigen Fachblatt „Neurology“ publiziert.
Schlechter Schlaf durch Migräne oder umgekehrt?
Verursacht Migräne eine schlechte Schlafqualität oder verursacht eine schlechte Schlafqualität Migräne? Diese Frage sollte eine aktuelle Meta-Analyse unter Beteiligung des King’s College London klären.
„Wir wollten die jüngsten Forschungsergebnisse analysieren, um ein klareres Bild davon zu erhalten, wie Migräne das Schlafverhalten der Betroffenen und die Schwere ihrer Kopfschmerzen beeinflusst. Auf diese Weise können Kliniker Menschen mit Migräne besser unterstützen und wirksamere Schlafbehandlungen anbieten“, berichtet Studienautor Jan Hoffmann vom King’s College London in einer Pressemitteilung der American Academy of Neurology.
Mehr als 10.000 Teilnehmende
Für die neue Meta-Analyse werteten die Fachleute 32 Studien mit 10.243 Teilnehmenden aus. Die teilnehmenden Personen füllten einen Fragebogen aus, um ihre eigene Schlafqualität zu bewerten. In dem Fragebogen wurde nach den Schlafgewohnheiten, unter anderem nach der Dauer des Einschlafens, der Gesamtschlafdauer und der Verwendung von Schlafmitteln gefragt. Teilnehmende, welche höhere Punktezahlen erreichten, litten unter einen schlechteren Schlafqualität, erläutert Hoffmann.
Studie bezog Schlaflabor mit ein
Bei vielen der Studien verbrachten die Teilnehmenden auch Nächte in einem Schlaflabor, das zur Diagnose von Schlafstörungen eingesetzt wird. Bei diesen Schlafstudien wurden Gehirnströme, der Sauerstoffgehalt im Blut, die Herzfrequenz und die Augenbewegungen aufgezeichnet, berichtet das Team.
Die Forschenden stellten fest, dass Erwachsene mit Migräne insgesamt höhere Durchschnittswerte im Fragebogen aufwiesen als Menschen ohne Migräne, wobei ein mäßiger Teil des Unterschieds auf die Migräne zurückzuführen war. Bei Menschen mit chronischer Migräne war der Unterschied noch größer.
Weniger REM-Schlaf bei Migräne
Als die Forschenden die Daten aus den Schlaflaborstudien analysierten, stellten sie fest, dass Erwachsene und Kinder mit Migräne prozentual weniger REM-Schlaf aufwiesen, als es bei gesunden Teilnehmenden der Fall war.
Bei Kindern mit Migräne war zudem zu beobachten, dass sie weniger Gesamtschlafzeit, mehr Wachzeiten und eine kürzere Einschlafzeit hatten als Kinder ohne Migräne. Studienautor Hoffmann erklärt hierzu, es sei möglich, dass Kinder mit Migräne schneller einschlafen, weil sie möglicherweise unter Schlafmangel leiden.
„Unsere Analyse ermöglicht ein klareres Verständnis der Migräne und ihrer Auswirkungen auf das Schlafverhalten und veranschaulicht die Auswirkungen, die diese Muster auf die Fähigkeit einer Person haben können, gut zu schlafen”, so Hoffmann.
Die Meta-Analyse beweise keinen kausalen Zusammenhang zwischen Schlaf und Migräne. Und eine weitere Einschränkung sei, dass Medikamente, welche den Schlafzyklus beeinflussen, nicht berücksichtigt wurden, fügt der Experte hinzu. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Emily Charlotte Stanyer, Hannah Creeney, Alexander David Nesbitt, Philip Robert Robert Holland, Jan Hoffmann: Subjective Sleep Quality and Sleep Architecture in Patients With Migraine: A Meta-analysis; in: Neurology (veröffentlicht 22.09.2021), Neurology
- American Academy of Neurology: How do migraines affect the sleep cycle? (veröffentlicht 22.09.2021), American Academy of Neurology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.