Blinddarmentzündungen können schnell gefährlich werden
Wenn sich der Blinddarm entzündet und nicht umgehend medizinische Hilfe gesucht wird, kann es für die Betroffenen schnell gefährlich werden. Der Chirurg Dr. William O’Brien von der Cleveland Clinic (USA) erläutert, woran man eine Blinddarmentzündung erkennt und was in einem solchen Fall unternommen werden sollte.
Generell ist es zwar möglich ohne Blinddarm zu überleben, wenn sich das Organ allerdings infiziert und eine Blinddarmentzündung auftritt, benötigen betroffene Personen sofort ärztliche Hilfe. Eine Blinddarmentzündung ist eine ernste Erkrankung, die immer einen Notfall darstellt, so der Experte in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Woran bemerkt man eine Blinddarmentzündung?
Eine Blinddarmentzündung kann sich anfangs wie Bauchschmerzen anfühlen. Letztendlich wird sich der Schmerz bei einer Blinddarmentzündung in den rechten unteren Quadranten zwischen Rippen und Hüftknochen verlagern. In einem solchen Fall sollte laut dem Mediziner sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen oder im Zweifelsfalls direkt eine Notaufnahme aufgesucht werden. Bei schwangeren Frauen treten die Schmerzen in der oberen rechten Seite des Bauchs auf, fügt Dr. O’Brien hinzu.
Es sei schnell klar, dass es sich um eine Blinddarmentzündung handelt, wenn auf dem Weg in die Notaufnahme jede Unebenheit oder Bewegung schmerzt, erläutert der Mediziner.
Wie hoch ist das Risiko einer Blinddarmentzündung?
Jeder Mensch habe ein geringes Risiko, das bei etwa acht Prozent liegt, im Laufe seines Lebens an einer Blinddarmentzündung zu erkranken. Am häufigsten trete die Blinddarmentzündung bei Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren und bei Kindern im Alter zwischen 10 und 19 Jahren auf. Eine Blinddarmentzündung stellt laut Dr. O’Brien den häufigsten Grund für eine Notoperation bei Kindern dar.
Eine Blinddarmentzündung könne nicht vererbt oder an andere Menschen übertragen werden. Aber es gebe auch keine Möglichkeit, der Erkrankung vorzubeugen oder das Risiko zu reduzieren.
Was verursacht Blinddarmentzündungen?
Die Entzündung entsteht nicht direkt im Blinddarm, sondern im sogenannten Wurmfortsatz (Appendix), wobei eine Verstopfung zwischen Blinddarm und Wurmfortsatz meist die Ursache ist, so Dr. O’Brien. Diese Verstopfungen wiederum würden oft verursacht durch:
- Entzündungen,
- Bakterien,
- Viren,
- verhärtete Fäkalien,
- Parasiten,
- vergrößertes Gewebe,
- Geschwüre,
- Risse oder Einrisse im Bauchraum.
Bleibt die Entzündung unbehandelt, könne der Blinddarm platzen. Dadurch breite sich die Infektion aus und es droht eine lebensgefährliche Entzündung in der Bauchhöhle, erläutert der Experte.
Wo verspürt man Schmerzen im Blinddarm?
Selbst wenn man annimmt, dass lediglich Bauchschmerzen vorliegen, sollte darauf geachtet werden, wo genau der Schmerz im Bauchraum auftritt. Im Falle einer Blinddarmentzündung spüre man zunächst einen dumpfen Schmerz im rechten unteren Quadranten. Wenn der Schmerz nach unten in die rechte Seite wandert und über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Stunden anhält, steige die Wahrscheinlichkeit einer Blinddarmentzündung, erläutert Dr. O’Brien.
Es sei zu beachten, wie stark die auftretenden Schmerzen sind. Dies gelte besonders, wenn es sich um eine Art von Schmerzen handelt, welche bisher noch nicht aufgetreten sind. „Wir alle haben hin und wieder Unterleibsschmerzen, und das ist nicht unbedingt eine Blinddarmentzündung“, berichtet der Chirurg. Im Falle einer Blinddarmentzündung werden die Schmerzen jedoch immer schlimmer und gehen nicht von alleine wieder weg.
Auf welche Symptome sollte geachtet werden?
Glücklicherweise zeigen sich die Symptome einer Blinddarmentzündung schnell, normalerweise innerhalb der ersten 24 Stunden, betont der Experte. So sei es besonders wichtig, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn folgende Symptome auftreten:
- Fieber,
- Appetitlosigkeit mit Übelkeit oder Erbrechen,
- Mangel an Energie,
- die Unfähigkeit zu pupsen.
Eine Blinddarmentzündung hat ähnliche Symptome wie einige andere Erkrankungen. Deshalb sei es wichtig, dass ärztlich festgestellt wird, welches Problem genau vorliegt. Es sei möglich, dass die Symptome einer Blinddarmentzündung folgenden gesundheitlichen Problemen ähneln:
- Morbus Crohn,
- Colitis ulcerosa,
- Probleme mit der Gallenblase,
- Harnwegsinfektionen,
- Beckenentzündungen,
- Magenbeschwerden,
- Verstopfung des Darms.
Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es?
Es gibt keinen Bluttest, um eine Blinddarmentzündung festzustellen. Eine Blutprobe könne jedoch einen Anstieg der weißen Blutkörperchen anzeigen, was auf eine Infektion hinweist, so der Experte. Es könne eine CT-Untersuchung des Abdomens oder des Beckens oder eine Röntgenuntersuchung ärztlich angeordnet werden, um eine Blinddarmentzündung zu identifizieren. Bei Kindern werde eine Blinddarmentzündung dagegen in der Regel mit der Hilfe von Ultraschall diagnostiziert.
Behandlungsoptionen bei einer Blinddarmentzündung
Eine Blinddarmentzündung kann auf zwei Arten behandelt werden: In weniger schweren Fällen können Antibiotika verwendet werden, in den meisten Fällen sei jedoch eine Operation (Appendektomie) erforderlich, um den Wurmfortsatz aus dem Körper zu entfernen. Solange der Blinddarm nicht geplatzt ist, könne er durch einen kleinen Schnitt im Bauchnabel, eine sogenannte Laparoskopie, entfernt werden. Dieses Verfahren eigne sich für Menschen jeden Alters. Die Genesung dauere dabei in der Regel zwischen zwei und vier Wochen, erläutert der Mediziner.
Ein Blinddarmdurchbruch erfordere dagegen oft eine längere Erholungszeit. Der Bauchraum müsse in einem solche Fall von Infektionen befreit werden, die sich dort ausgebreitet haben können.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei möglichen Anzeichen einer Blinddarmentzündung nicht gezögert werden sollte, sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. „Die besten Behandlungsergebnisse werden erzielt, wenn eine Blinddarmentzündung frühzeitig erkannt wird”, fügt Dr. O’Brien hinzu. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Appendix Pain? See Your Doctor Right Away (veröffentlicht 23.09.2021), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.