Entzündungen im Mundraum: Auswirkungen auf den ganzen Körper
Schon seit Jahrzehnten sind Zusammenhänge zwischen Mundhygiene und chronischen Erkrankungen wissenschaftlich belegt. Entzündungen im Mund können sich laut Forschungsergebnissen auf den gesamten Körper auswirken und an Allgemeinerkrankungen wie beispielsweise Blinddarmentzündungen, Infektionen mit dem Keim Helicobacter pylori oder bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes beteiligt sein.
Zum Tag der Zahngesundheit am 25. September macht Prof. Dr. Christian Hirsch, Direktor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe am Universitätsklinikum Leipzig (UKL), in einer Mitteilung auf die Zusammenhänge von Entzündungen im Mund und Erkrankungen des Körpers aufmerksam. Er verweist darauf, dass gutes Zähneputzen auch der allgemeinen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen dient.
Nicht nur Auswirkungen auf die Mundgesundheit
Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KZBV) auf ihrer Webseite erklärt, ist Parodontitis, umgangssprachlich manchmal auch „Parodontose“ genannt, eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates. Diese führt ohne Behandlung oft zur Lockerung und dem Verlust von Zähnen, auch solchen, die frei von Karies oder Füllungen waren.
Doch es drohen nicht nur Auswirkungen auf die Zahngesundheit. Denn parodontitisauslösende Bakterien und Entzündungsstoffe können über das Zahnfleisch in den Blutkreislauf gelangen und damit weiteren Schaden anrichten.
So sind etwa bereits seit längerem negative Wechselwirkungen zwischen Parodontitis und Diabetes bekannt. Einerseits erhöht die sogenannte Zuckerkrankheit das Risiko, an Parodontitis zu erkranken. Andererseits reduzieren akute Entzündungen die Wirkung von Insulin, so dass die Parodontitis die Einstellung des Blutzuckers bei Menschen mit Diabetes deutlich erschweren kann.
Und die Entzündungen können dem Körper noch mehr schaden.
Schäden durch Entzündungen im Mundraum
„In diesem Jahr steht beim Tag der Zahngesundheit die Parodontitis im Mittelpunkt – eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates, durch die sich Zähne lockern oder verloren gehen“, so Prof. Dr. Christian Hirsch.
„Dabei ist die Argumentation meist die: Wer sich nicht ordentlich die Zähne putzt, lässt bakteriellen Zahnbelag entstehen. Der ist der ‘Zündstoff’ für akute Entzündungen, die dann später am Zahnbett chronisch werden, so dass die Zähne nicht mehr festsitzen“, sagt der Zahnmediziner.
„Wir sehen das Thema mittlerweile aber weiter: Entzündungen im Mundraum schädigen nicht nur das Zahnbett, sondern können nach unseren Forschungen auch an Allgemeinerkrankungen wie Blinddarmentzündungen, der Infektion mit dem Keim Helicobacter pylori oder bei Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes beteiligt sein.“
Helicobacter pylori versteckt sich an Milchzähnen
Wie der Leipziger Klinikchef erklärt, untersuchte eine interdisziplinäre Forschungsgruppe des UKL, ob Bakterien der Mundhöhle bei der Entstehung einer Blinddarmentzündung bei Kindern eine Rolle spielen könnten.
Den Angaben zufolge wurden dabei verschiedene Bakterienarten als mögliche Erreger genetisch identifiziert – darunter ein Keim, der für verschiedene Erkrankungen der Zähne und des Zahnhalteapparates verantwortlich ist und sich oft in den untersuchten entzündeten Wurmfortsätzen des Blinddarmes von Kindern fand.
Auch das Stäbchenbakterium Helicobacter pylori – Hauptverdächtiger für Magenerkrankungen vom Sodbrennen bis zum Magengeschwür – scheint laut den Fachleuten auf seinem noch unklaren Weg in den Menschen hinein von Entzündungen im Mund zu profitieren.
Wie es in der Mitteilung heißt, fanden die Leipziger Kinderzahnärzte um Prof. Hirsch mit Wissenschaftlern aus Erlangen heraus, dass sich der Keim gern in und an abgestorbenen, entzündeten Milchzähnen versteckt.
„Es zeigt sich an diesen Beispielen also: Die Gesunderhaltung der Mundhöhle wirkt sich positiv auf die Vermeidung, den Verlauf und die Behandlung von Allgemeinerkrankungen aus. Prophylaktische Maßnahmen für orale Erkrankungen, wie ein gutes Zähneputzen, dienen also auch der allgemeinen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, erläutert Prof. Hirsch. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Leipzig: Entzündungen im Mund können sich auf den gesamten Körper auswirken, (Abruf: 25.09.2021), Universitätsklinikum Leipzig
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.