Vitamin D: Gesundheitsrisiko durch Nahrungsergänzung?
Vitamin D wird auch als „Sonnenvitamin“ bezeichnet, weil der menschliche Körper es zum größten Teil unter dem Einfluss des Sonnenlichts bildet. Daher kommt es vor allem in der kalten und dunklen Jahreszeit gehäuft zu einem Vitamin-D-Mangel. Viele Menschen wollen dem entgegenwirken, indem sie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Kann diese künstliche Zufuhr aber auch der Gesundheit schaden?
Für den menschlichen Organismus ist Vitamin D lebenswichtig. Allerdings wird das Vitamin zum größten Teil über das Sonnenlicht gewonnen. Gerade im Herbst und Winter reicht der Sonnenschein aber nicht aus, um den Tagesbedarf zu decken. Daher greifen viele Menschen zu Supplementen. Können solche Nahrungsergänzungsmittel aber auch gefährlich werden?
Negative Auswirkungen auf die Knochengesundheit
Wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auf ihrer Webseite schreibt, nimmt Vitamin D unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein. Im Gegensatz zu anderen Vitaminen kann es aus Vorstufen, die im Körper vorhanden sind, selbst gebildet werden.
Die körpereigene Bildung erfolgt durch Sonnenlichtbestrahlung der Haut (UVB-Lichtexposition) und leistet im Vergleich zur Zufuhr über die Nahrung den deutlich größeren Beitrag für die Versorgung des Menschen mit diesem Vitamin.
Vitamin D regelt den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und fördert so die Härtung des Knochens. Es ist aber auch noch an anderen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und hat außerdem Einfluss auf die Muskelkraft.
Ein Vitamin-D-Mangel kann daher schlecht für die Gesundheit sein und insbesondere bedeutsame Auswirkungen auf die Knochengesundheit haben, erklärt das Robert Koch-Institut (RKI).
Speicher ab dem Frühjahr auffüllen
Von einem Vitamin-D-Mangel wird bei Serumkonzentrationen des Markers 25-Hydroxyvitamin-D unterhalb von 30 Nanomol pro Liter Serum (30 nmol/l) gesprochen. Der DGE zufolge ist es in den Sommermonaten möglich, durch die körpereigene Bildung die gewünschte Serumkonzentration des 25-Hydroxyvitamin-D von 50 nmol/l zu erreichen.
In Deutschland reicht es laut den Fachleuten für ungefähr die Hälfte des Jahres für Erwachsene aus, pro Tag ein Viertel der Körperoberfläche (Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen) zwischen 12 und 15 Uhr je nach Hauttyp und Jahreszeit fünf bis 25 Minuten der Sonne auszusetzen.
In den Monaten von Oktober bis März ist die Sonnenbestrahlung hierzulande zwar nicht stark genug, um eine ausreichende Vitamin-D-Bildung zu gewährleisten, doch Vitamin D kann im Körper gespeichert werden. Diese Speicher tragen dann zur Vitamin-D-Versorgung im Winter bei. Die über die Wintermonate reduzierten Speicher können ab dem Frühjahr wieder aufgefüllt werden.
Nur wenig Vitamin D in Lebensmitteln
Leider gibt es nur wenige Lebensmittel, meist tierischer Herkunft, die Vitamin D in nennenswerten Mengen enthalten. Dazu gehören insbesondere Fettfische (beispielsweise Lachs, Hering, Makrele) und in deutlich geringerem Maße Leber, Margarine (mit Vitamin D angereichert), Eigelb und einige Speisepilze. Über die Ernährung mit den üblichen Lebensmitteln werden in Deutschland nur zwei bis vier Mikrogramm Vitamin D pro Tag zugeführt.
Nahrungsergänzung nur wenn Defizit nachgewiesen wurde
Ist daher die Verwendung von mit Vitamin D angereicherten Lebensmitteln empfehlenswert? Nein, meint das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Laut den Fachleuten steht die körpereigene Bildung des Vitamin D und damit die Empfehlung, Vitamin D durch Sonnenbestrahlung der Haut zu bilden, im Vordergrund.
Die Einnahme von Vitamin D-Präparaten (also eine zusätzliche Zufuhr über die Ernährung hinaus) wird nur dann empfohlen, wenn eine unzureichenden Versorgung ärztlich nachgewiesen wurde und wenn eine gezielte Verbesserung der Versorgung, weder durch die Ernährung noch durch die körpereigene Vitamin D-Bildung durch Sonnenbestrahlung zu erreichen ist.
Zu diesen Risikogruppen zählen: Personen, die sich bei Sonnenschein kaum oder gar nicht beziehungsweise nur mit gänzlich bedecktem Körper im Freien aufhalten oder Menschen mit dunkler Hautfarbe. Zu den Personen, die nicht ausreichend und regelmäßig in die Sonne gehen, gehören vor allem mobilitätseingeschränkte, chronisch kranke und pflegebedürftige ältere Menschen.
Bei diesen Personengruppen kommt es vergleichsweise öfter zu ernst zu nehmenden behandlungsbedürftigen Zuständen von Unterversorgung oder Mangel an Vitamin D. Hinzu kommt, dass mit dem Alter die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu bilden, deutlich abnimmt und der körpereigene Beitrag zur Vitamin-D-Versorgung zusätzlich sinkt, wenn der Aufenthalt in der Sonne unzureichend ist.
Überdosierung kann schwerwiegende Folgen haben
Wer dennoch zu Nahrungsergänzungsmitteln greift, sollte vorsichtig sein. Denn eine Vitamin D-Überversorgung kann gesundheitliche Folgen haben.
Grundsätzlich gilt: Vitamin D-Überdosierungen und dadurch mögliche Nebenwirkungen sind nicht durch eine exzessive Sonnenbestrahlung der Haut, sondern ausschließlich durch eine überhöhte orale Zufuhr möglich.
Im Falle der zusätzlichen Aufnahme von Vitamin D über Vitamin D-Präparate ist laut dem BfR zu berücksichtigen, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für Erwachsene und für Kinder ab elf Lebensjahren eine tolerierbare Gesamtzufuhrmenge pro Tag von 100 Mikrogramm Vitamin D und für Kinder bis zehn Lebensjahre von 50 Mikrogramm Vitamin D abgeleitet hat.
Diese tolerierbaren Gesamtzufuhrmengen pro Tag beziehen sich auf die Vitamin D-Zufuhr aus sämtlichen Lebensmitteln (einschließlich Vitamin D-Präparate und angereicherte Lebensmittel).
Dem RKI zufolge entstehen bei einer übermäßig hohen Einnahme von Vitamin D im Körper erhöhte Kalziumspiegel (Hyperkalzämie), die akut zu Übelkeit, Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfen, Erbrechen oder in schweren Fällen zu Nierenschädigung (Nierensteine, Nierenverkalkung), Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Tod führen können.
Weil Vitamin D im Körper gespeichert werden kann, ist neben einer akuten auch eine schleichende Überdosierung möglich. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D, (Abruf: 06.10.2021), Deutsche Gesellschaft für Ernährung
- Robert Koch-Institut: Antworten des Robert Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D, (Abruf: 06.10.2021), Robert Koch-Institut
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D, (Abruf: 06.10.2021), Bundesinstitut für Risikobewertung
- Robert Koch-Institut: Ist zu viel Vitamin D schädlich?, (Abruf: 06.10.2021), Robert Koch-Institut
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.