Verbindung zwischen Omega-3 und Vorhofflimmern?
In den letzten Jahren kamen verschiedene Studien bereits zu dem Ergebnis, dass Omega-3-Fettsäuren möglicherweise nicht vor Vorhofflimmern schützen, sondern dieses sogar begünstigen könnten. Eine aktuelle Forschungsarbeit sollte jetzt Aufschluss darüber geben, ob Omega-3-Nahrungsergänzungsmittel in Form von Fischöl vor Vorhofflimmern schützen oder möglicherweise das Risiko sogar erhöhen.
Viele Menschen nehmen in der Hoffnung auf Gesundheitsvorteile Fischölpräparate mit Omega-3-Fettsäuren zu sich. In einer aktuellen Meta-Analyse unter Beteiligung des Brigham and Women’s Hospital wurde untersucht, wie sich die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren auf die Entstehung von Vorhofflimmern auswirkt. Die Ergebnisse der Studie können in dem englischsprachigen Fachblatt „Circulation“ nachgelesen werden.
Was ist Vorhofflimmern?
Vorhofflimmern stellt die häufigste Form von Herzrhythmusstörungen dar. Bei Vorhofflimmern zieht sich das Herz unregelmäßig und manchmal auch zu schnell zusammen. Schätzungen zufolge sind weltweit 33 Millionen Menschen von Vorhofflimmern betroffen. Die Erkrankung kann zu Blutgerinnseln, Schlaganfall, Herzversagen und anderen herzbedingten Komplikationen führen, berichtet das Team.
Jüngste Forschungsarbeiten legen nahe, dass weder Vitamin D, noch die in Fischöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren die Entwicklung von Vorhofflimmern verhindern. Andere klinische Studien wiesen jedoch auf ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern bei Personen hin, welche mit Omega-3-Fettsäuren behandelt wurden, was für Verwirrung unter Fachleuten sorgte.
Dosis bestimmt Risiko für Vorhofflimmern
Um die möglichen Gründe für die Unterschiede zwischen den Ergebnissen dieser Untersuchungen weiter zu ergründen, wurde jetzt eine Meta-Analyse durchgeführt, in der die Ergebnisse mehrerer wissenschaftlicher Studien zusammengefasst wurden. Dieser analytische Vergleich zwischen den Studien legt nahe, dass das Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln, von der Dosis der Omega-3-Fettsäuren abhängt, so das Team.
Für die Analyse wurden die Daten von 81.210 Personen ausgewertet, welche an sieben klinischen Studien teilgenommen hatten. Das Durchschnittsalter lag bei 65 Jahren und 39 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen.
Von diesen Menschen nahmen 72,6 Prozent an klinischen Studien teil, in denen weniger als ein Gramm oder maximal ein Gramm Omega-3-Fettsäure pro Tag untersucht wurde. Die übrigen 27,4 Prozent waren in klinischen Studien eingeschrieben, in denen mehr als ein Gramm des Nahrungsergänzungsmittels pro Tag verwendet wurde, berichten die Forschenden.
Richtiger Fisch besser als Fischölpräparate?
„Unser Ziel war es, der breiten medizinischen Fachwelt und den Patienten Klarheit, Antworten und umsetzbare Informationen zu liefern“, so Studienautorin Professorin Dr. Christine M. Albert in einer Pressemitteilung.
Die Ergebnisse deuten nach Ansicht der Expertin jedoch darauf hin, dass es möglicherweise keine eindeutige Antwort auf die Frage gibt, ob Fischöl gut oder schlecht für Vorhofflimmern ist. Die Antwort hänge von der Dosis ab, fügt die Medizinerin hinzu.
49 Prozent erhöhtes Risiko durch zu viel Omega-3-Fettsäuren
Es stellte sich nach Aussage der Fachleute heraus, dass Menschen, die mehr als ein Gramm Omega-3-Fettsäuren pro Tag zu sich nahmen, ein um 49 Prozent erhöhtes Risiko dafür aufwiesen, Vorhofflimmern zu entwickeln, verglichen mit lediglich zwölf Prozent der Personen, welche ein Gramm oder weniger des Ergänzungsmittels pro Tag zu sich nahmen.
Aufgrund dieser neuen Informationen rät das Team, dass vor Einnahme hochdosierter Omega-3-Fettsäurepräparate, zunächst das potenzielle Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern ärztlich abgeklärt werden sollte. Zusätzlich sollten die Menschen über die möglichen Anzeichen und Symptome der Erkrankung informiert werden, damit eine frühzeitige Diagnose gestellt und eine angemessene Behandlung eingeleitet werden kann, so die Forschenden.
In zukünftiger Forschung sollten Menschen systematisch auf Vorhofflimmern und damit zusammenhängende unerwünschte Folgen überwacht werden, um das Risiko-Nutzen-Verhältnis besser zu bestimmen, fordert Professorin Dr. Albert.
Hohe Einnahme von Fischöl nur auf ärztlichen Rat
„Für die Patienten scheint das Risiko, Vorhofflimmern zu entwickeln, relativ gering zu sein, wenn sie ein Gramm oder weniger Fischöl pro Tag einnehmen. Die Einnahme von mehr als einem Gramm Fischöl pro Tag sollten Sie indes nur auf Anraten Ihres Arztes vornehmen“, so die Medizinerin.
Wovon hängt das Risiko für Vorhofflimmern ab?
In der aktuellen Studie ließ sich nicht feststellen, ob es Personen gibt, welche bei der Einnahme von Fischöl generell ein höheres Risiko haben, Vorhofflimmern zu entwickeln, berichtet das Team. Das Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken, steige mit dem Alter und betreffe häufiger Männern als Frauen. Zu den zusätzlichen Risikofaktoren gehören neben Alter und Geschlecht auch Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Herzklappenfehler, Fettleibigkeit und Diabetes, erläutern die Forschenden.
Infektionen und chirurgische Eingriffe erhöhen Risiko
Während einer Infektion oder direkt nach einem chirurgischen Eingriff ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Vorhofflimmern auftritt. Stress, Koffein und Alkohol können ebenfalls Anfälle auslösen und auch Menschen, welche wiederholt schwere Ausdauerbelastungen wie Marathonläufe absolvieren, könnten Vorhofflimmern entwickeln. Wie genau Fischöl das Risiko für Vorhofflimmern bei Personen mit solchen anderne Risikofaktoen erhöht, sei jedoch noch unklar. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Baris Gencer, Luc Djousse, Omar T. Al-Ramady, Nancy R. Cook, JoAnn E. Manson, Christine M. Albert: Effect of Long-Term Marine Omega-3 Fatty Acids Supplementation on the Risk of Atrial Fibrillation in Randomized Controlled Trials of Cardiovascular Outcomes: A Systematic Review and Meta-Analysis; in: Circulation (veröffentlicht 06.10.2021), Circulation
- Cedars-Sinai Medical Center: Omega-3 Supplements Could Elevate Risk of Atrial Fibrillation (veröffentlicht 06.10.2021), Cedars-Sinai Medical Center
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.