Schlecht eingestellter Bluthochdruck schädigt das Hirn
Millionen Menschen leiden an Bluthochdruck (Hypertonie). Nach der Diagnose wird Betroffenen in der Regel empfohlen, den Blutdruck durch einen gesünderen Lebensstil mit mehr Bewegung und ausgewogener Ernährung zu senken. Meist kommen zusätzlich Arzneimittel zum Einsatz. Wenn der Blutdruck aber trotz medikamentöser Behandlung schlecht eingestellt ist, kann es zu Schäden im Gehirn kommen.
Erst kürzlich berichtete ein internationales Forschungsteam, dass erhöhter Blutdruck die Alterung des Gehirns beschleunigt. Und auch schlecht eingestellter Bluthochdruck hat laut einer neuen Studie negative Auswirkungen auf das menschliche Hirn.
Weiße Flecken im Gehirn
Wie die Universität Duisburg-Essen (UDE) in einer aktuellen Mitteilung erklärt, sind weiße Flecken im Gehirn, sogenannte White Matter Hyperintensities (WMH), oft auf Magnetresonanztomographie-Aufnahmen älterer Menschen zu sehen.
Sie können Teil des normalen Alterungsprozesses sein, jedoch auch einen relevanten Krankheitswert besitzen, beispielsweise im Rahmen von Demenzerkrankungen.
WMH werden heutzutage häufig als Indikator für Kleingefäßerkrankungen angesehen, also Schädigungen der feinsten Blutgefäße im Hirn.
Eine neue, in der Fachzeitschrift „Hypertension“ veröffentliche Studie zeigt jetzt: WMH treten bei Hypertonie auf und sind besonders stark ausgeprägt, wenn der Bluthochdruck zwar medikamentös behandelt wird, aber trotzdem nicht gut eingestellt ist.
Das konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Klinik für Neurologie und dem Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Universitätsmedizin Essen/UDE sowie dem Institut für Neurowissenschaften und Medizin des Forschungszentrum Jülich und des Instituts für Anatomie I der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf nachweisen. Die Forschenden griffen für ihre Analysen auf Daten der bevölkerungsbasierten 1000Gehirne Studie zurück.
Schädigung der Funktion des Gehirns
Neben höherem Alter gilt Hypertonie als wichtigster Risikofaktor für die Entstehung der Kleingefäßerkrankungen. Besonders ein langjähriger und/oder schlecht eingestellter Bluthochdruck schädigt das Gehirn über verschiedene Mechanismen wie beispielsweise Minderdurchblutung und Entzündungsprozesse.
Der in der aktuellen Studie beschriebene deutliche Zusammenhang zwischen WMH und Blutdruck untermauert insbesondere die Bedeutung eines gut eingestellten Blutdrucks.
„Ein hoher und vor allem ein schlecht eingestellter Blutdruck verursacht Schäden im Gehirn und kann somit auch die Funktion des Gehirns schädigen“, erklärt Dr. Janine Gronewold, Erstautorin der neuen Studie.
„WMH sind offensichtlich späte Folgen von Bluthochdruck. In zukünftigen Studien wollen wir daher frühere Marker für strukturelle und funktionelle Hirnschäden durch Bluthochdruck untersuchen, um schwerwiegende späte Folgen wie zum Beispiel Demenz zu verhindern“, so Prof. Dr. Dirk M. Hermann von der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universität Duisburg-Essen: 1000 Gehirne: Schlecht eingestellter Blutdruck lässt das Hirn leiden, (Abruf: 17.10.2021)
- Janine Gronewold, Martha Jokisch, Sara Schramm, Christiane Jockwitz, Tatiana Miller, Nils Lehmann, Susanne Moebus, Karl-Heinz Jöckel, Raimund Erbel, Svenja Caspers, Dirk M Hermann, Heinz Nixdorf Recall Study Investigative Group: Association of Blood Pressure, Its Treatment, and Treatment Efficacy With Volume of White Matter Hyperintensities in the Population-Based 1000BRAINS Study; in: Hypertension, (veröffentlicht: 11.10.2021), Hypertension
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.