Erfolg einer Depressionsbehandlung voraussagen
Depressive Störungen gehören laut Fachleuten zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Schätzungen zufolge erkranken bis zu 20 von 100 Menschen irgendwann in ihrem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch depressiven Verstimmung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Erkrankung zu therapieren. Fachleute berichten nun, dass ein weiterer Fortschritt in der Depressionsbehandlung nahen könnte.
Die Depression ist eine ernste Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst, mit Störungen von Körperfunktionen einhergeht und erhebliches Leiden verursacht, erklärt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe auf ihrer Webseite. Betroffene können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien. Doch es gibt gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung. Schlafveränderungen könnten künftig den Erfolg einer Therapieform voraussagen, berichtet nun die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) in einer aktuellen Mitteilung.
Nicht alle sprechen gleichermaßen auf die Behandlungen an
Depression gehören zu den häufigsten psychiatrischen Krankheiten. Über ein Drittel der Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens eine solche Erkrankung. Zwar existieren verschiedene Behandlungsansätze, aber nicht alle Betroffenen sprechen gleichermaßen auf die vorhandenen Therapien an.
Bei den meisten Behandlungsoptionen ist der Therapieerfolg nicht sicher und tritt erst nach einigen Wochen ein. Forschende sind jetzt auf der Suche nach verlässlichen Biomarkern, die frühzeitig Hinweise auf die am besten geeignete und erfolgversprechendste Therapieform bieten könnten. Dies wäre ein großer Fortschritt in der Depressionsbehandlung. Sind diese womöglich im Schlaf zu finden?
Ja, laut der DGSM gibt es Hinweise darauf, dass sich im Schlaf Indikatoren für die jeweilige Depressionsform finden lassen. Besonders interessant sind hier die in der Depression veränderten REM-Schlafparameter, der landläufig auch als Traumschlaf bezeichnet wird. Er scheint unter anderem eine wichtige Bedeutung für die emotionale Verarbeitung zu haben.
So zeigen beispielsweise Menschen nach belastenden Lebensereignissen oft mehr REM-Schlaf beziehungsweise der REM-Schlaf tritt früher in der Nacht auf. Diese möglichen Zusammenhänge zwischen REM-Schlaf-Regulation sowie der Behandlung depressiver Erkrankungen untersuchte eine Studie des Schlaflabors des Zentrums für Integrative Psychiatrie Kiel.
Ansprechen auf eine Therapie zuverlässig vorhersagen
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patientinnen und Patienten mit einer scheinbar ausgeprägteren Fehlregulation des Traumschlafs besser auf Antidepressiva ansprechen, während Personen mit scheinbar besserer REM-Regulation tendenziell mehr von der psychotherapeutischen Behandlung profitierten“, erläutert Dr. Julia Lechinger, Diplompsychologin und an dieser Studie beteiligte wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Die Wissenschaftlerin hofft, dass die Studienergebnisse einen Beitrag in Richtung personalisierter Medizin liefern können, um dadurch perspektivisch den Erfolg der Depressionsbehandlung zu verbessern. Diese Hoffnung teilt auch PD Dr. med. Thorsten Mikoteit, der an einer aktuellen Untersuchung zur präzisen Steuerung einer Antidepressiva-Therapie beteiligt ist.
„Wenn man eine Depression mit einem Antidepressivum behandelt, muss man in der Regel vier bis fünf Wochen abwarten, bis klar ist, ob eine Response oder eine NonResponse vorliegt. Andererseits liegt die Ansprechrate nur bei 50%. Für Non-Responder bedeutet das einen Therapiewechsel nach vier Wochen mit wiederum Wartezeit und ungewissem Ausgang“, so Mikoteit.
„Mit einer Schlaf-EEG Untersuchung nach einer Woche Therapie lässt sich anhand der Präfrontalen Theta-Cordance im REM-Schlaf (PTC-R) zuverlässig das Therapieansprechen vorhersagen“, sagt der Leitende Arzt der Psychiatrischen Dienste und des Schlafmedizinischen Zentrums der Solothurner Spitäler AG.
Seine Studie ergab, dass durch die biomarkergeleitete Behandlung die Rate der Therapieversager signifikant reduziert werden konnte. Die Präfrontale Theta Cordance ist ein Biomarker, der schon nach einer Woche das Ansprechen auf eine Antidepressiva-Therapie zuverlässig vorhersagt. So ist es möglich, ungünstige Verläufe zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu identifizieren und durch sofortige Änderung der Behandlung ein Nicht-Ansprechen auf die Therapie zu vermeiden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin: Naht ein Fortschritt in der Depressionsbehandlung?, (Abruf: 27.10.2021)
- Stiftung Deutsche Depressionshilfe: Was ist eine Depression?, (Abruf: 27.10.2021), Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.