Gesundheitliche Vorteile durch Folat
Eine ausreichende Aufnahme von Folat und Folsäure hat nicht nur positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System und die Entwicklung des menschlichen Nervensystems, sondern könnte nach neuesten Erkenntnissen auch vor Alzheimer schützen. Der Neuropsychiater der Cleveland Clinic Dr. Aaron Ritter erläutert, welche Gesundheitsvorteile Folsäuere und Folat bieten und welche Lebensmittel sich für die Aufnahme eignen.
Unterschied zwischen Folat und Folsäure?
Folat ist ein B-Vitamin, das natürlich in der Nahrung vorkommt. Es hilft zum Beispiel bei der Herstellung von DNA und anderem genetischen Material und spielt zusätzlich auch eine wichtige Rolle bei der Zellteilung. Bei Folsäure, welche in Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln enthalten ist, handelt es sich um eine synthetische Version von Folat, erläutert Dr. Ritter in einer Pressemitteilung der Cleveland Clinic.
Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab laut dem Experten, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen Folsäure und der Vorbeugung von Alzheimer besteht. Die Studie habe gezeigt, dass der Folsäurespiegel von Personen mit Alzheimer niedriger war, verglichen mit gesunden Menschen, und dass eine täglich aufgenommene Folatmenge von 400 mcg das Alzheimer-Risiko reduzieren könnte.
Zwar sind nach Ansicht von Dr. Ritter noch weitere Untersuchungen nötig, um einen Kausalzusammenhang zu bestätigen, doch deuten die bisherigen Erkenntnisse darauf hin, dass niedrige Folsäurespiegel das Risiko für Alzheimer leicht erhöhen. Dabei ließen sich „die Vorteile von Folsäure am besten durch die Verringerung von Entzündungen im Gehirn erklären“, so der Experte der Cleveland Clinic.
Dr. Ritter berichtet weiter, dass Folsäure auch die neurofibrillären Tangles (abnormale Ansammlungen eines Proteins namens Tau) und das Amyloid-Protein reduziert, welche typisch für Alzheimer sind. Doch sei mehr Forschung nötig, um zu ermitteln, ob und wie das B-Vitamin zur Vorbeugung von Alzheimer beitragen kann.
Wie verbreitet ist Folatmangel?
Ein Folatmangel kommt in der Allgemeinbevölkerung nur selten vor, doch bestimmte Gruppen haben ein erhöhtes Risiko wie :
- Schwangere,
- Säuglinge,
- Kinder,
- Menschen, die Medikamente zur Geburtenkontrolle, oder Methotrexat (ein Chemotherapeutikum) und Metformin (ein Medikament zur Blutzuckerkontrolle bei Typ-2-Diabetes) einnehmen,
- Personen mit Krankheiten wie Lebererkrankungen und Zöliakie.
Folat senkt Blutdruck
Wenn Menschen täglich ausreichend Folat aufnehmen, ist dies laut dem Experten mit einigen gesundheitlichen Vorteilen verbunden. So habe sich zum Beispiel in einer Studie gezeigt, dass eine höhere Folsäurezufuhr zu einem niedrigeren Blutdruck und einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im späteren Leben beiträgt.
Geringeres Risiko für Herzinfarkte
Auch senke Folat den sogenannten Homocysteinspiegel. Homocystein ist eine Aminosäure, die beim Abbau von Proteinen entsteht und die Arterien verhärten sowie das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhen kann, erläutert der Experte.
Folat reduziert Risiko altersbedingter Makuladegeneration
Die Ursache der altersbedingten Makuladegeneration (AMD), einer Augenerkrankung, welche das zentrale Sehen beeinträchtigt, ist laut Dr. Ritter immer noch nicht vollständig geklärt. Einerseits könnten Entzündungen und oxidativer Stress eine wichtige Rolle spielen, andererseits gehe man davon aus, dass auch ein erhöhter Homocysteinspiegel die Entstehung der altersbedingten Makuladegeneration begünstigt.
In diesem Zusammenhang habe eine Studie gezeigt, dass die tägliche Einnahme von 2.500 mcg Folsäure das Risiko für altersbedingte Makuladegeneration um bis zu 40 Prozent reduzieren kann, so der Experte.
Folat unterstützt gesunde Entwicklung von Embryos
In den ersten Monaten der Schwangerschaft können sogenannte Neuralrohrdefekte (NTDs) wie beispielsweise Spina bifida auftreten. Liegen niedrige Spiegel von Folat- und Vitamin B12 vor, erhöht dies nachweislich das Risiko für solche Neuralrohrdefekte.
„Folat ist sehr wichtig für die Neuroentwicklung im Mutterleib, da es das Neuralrohr verschließt und die Entwicklung von Gehirn, Schädel und Rückenmark des Babys unterstützt. Grundsätzlich ist Folat eines der wichtigsten Vitamine für die Entwicklung des Nervensystems“, erläutert Dr. Ritter. Daher sollte in der Schwangerschaft oder bereits in der Planung der Schwangerschaft Folsäure eingenommen werden, empfiehlt der Experte.
Lebensmittel zur Folat-Aufnahme
Folat kommt natürlich in verschiedenen Lebensmitteln vor. Die beste Möglichkeit, mehr von diesem B-Vitamin aufzunehmen, ist eine folatreiche Ernährung. Laut dem Experten sollten erwachsene Personen 400 Mikrogramm Folat pro Tag zu sich nehmen und bei Schwangeren liege der Wert bei 600 bis 1.000 Mikrogramm täglich. Zu Aufnahme von Folat eignen sich dabei folgende Lebensmittel:
- Edamame,
- Bananen,
- Eier,
- Linsen,
- Rosenkohl,
- Spargel,
- Spinat,
- Avocados,
- schwarze Bohnen,
- rote Beete,
- Orangen,
- Brokkoli,
- Nüsse und Samen.
Nebenwirkungen durch viel Folsäure
Die Wahrscheinlichkeit, dass Folsäure im Körper umgewandelt wird, ist größer, wenn das Vitamin auf natürliche Weise mit der Nahrung aufgenommen wird, ergänzt der Experte. Bei der Einnahme von Folsäure (zum Beispiel als Nahrungsergänzungsmittel) sei indes Vorsicht geboten, da Folsäure Magenkrämpfe, Durchfall, Schlaflosigkeit und Übelkeit auslösen kann. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Folate Benefits and 13 Folate-Rich Foods to Try (veröffentlicht 03.11.2021), Cleveland Clinic
- Xiaohong Zhang, Guangyi Bao, Debiao Liu, Yu Yang, Xuezhi Li, et al.: The Association Between Folate and Alzheimer's Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis; in: Frontiers in Neuroscience (veröffentlicht 14..04.2021), Frontiers in Neuroscience
- Pengcheng Xun, Kiang Liu, Catherine M. Loria, Deborah Bujnowski, James M. Shikany, et al.: Folate intake and incidence of hypertension among American young adults: a 20-y follow-up study; in: American Journal of Clinical Nutrition (04.04.2012), American Journal of Clinical Nutrition
- William G. Christen, Robert J. Glynn, Emily Y. Chew, Christine M. Albert, JoAnn E. Manson: Folic Acid, Pyridoxine, and Cyanocobalamin Combination Treatment and Age-Related Macular Degeneration in Women; in: JAMA Internal Medicine (veröffentlicht 23.02.2009), JAMA Internal Medicine
Wichtiger Hinweis:
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