Forschende haben im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie zwei bislang unbekannte Symptome identifiziert, die auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hinweisen können. Ein auffällig dunkler Urin sowie verstärktes Durstgefühl können neben weiteren Anzeichen auf die schwerwiegende Krebserkrankung hindeuten.
Insgesamt könnten die neuen Erkenntnisse zu den Symptomen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs die Diagnose erheblich erleichtern und somit auch eine frühere Behandlung mit besseren Erfolgsaussichten ermöglichen.
Was sind eindeutige Alarmsymptome bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?
In der aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden der University of Oxford wurde eine Reihe von Symptomen identifiziert, welche mit Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung stehen, darunter auch Durstgefühl und dunkler Urin. Eindeutige Alarmsymptome sind laut Aussage der Forschenden Gelbsucht und gastrointestinale Blutungen.
Die entsprechenden Studienergebnisse wurden auf dem NCRI-Festival 2021 präsentiert und in der englischsprachigen Fachzeitschrift „British Journal of General Practice“ veröffentlicht.
23 Anzeichen für Bauchspeicheldrüsenkrebs bestätigt
Laut Aussage der Forschenden konnten in der Studie 23 Anzeichen für Bauchspeicheldrüsenkrebs bestätigt werden. Es habe sich außerdem gezeigt, dass die Symptome bei den Betroffenen oft schon bis zu einem Jahr vor der Krebsdiagnose auftraten. Die alarmierenden Symptome seien im Schnitt drei Monate vor der Diagnose aufgetreten.
Laut den Fachleuten besteht die Hoffnung, dass die Ergebnisse der Studie die Überlebenschancen von betroffenen Personen verbessern könnten, indem sie helfen, durch ärztliche Untersuchungen die Krankheit früher zu diagnostizieren, insbesondere, wenn Betroffene mehrere scheinbar unspezifische Symptomen aufweisen.
Diagnose von Bauchspeichelkrebs kommt häufig zu spät
Bauchspeicheldrüsenkrebs hat nach Aussage des Teams die niedrigste Überlebensrate aller häufigen Krebsarten, auch, weil bei den meisten Menschen die Diagnose erst in einem späten Stadium gestellt wird.
In die aktuellen Untersuchung haben die Forschenden nun versucht, die frühen Anzeichen von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu bestimmen, um eine entsprechende Berücksichtigung bei der Diagnose zu ermöglichen.
Für die Studie wurden die aus einer großen elektronischen Datenbank (Qresearch) stammenden Daten von insgesamt 24.236 Personen ausgewertet, bei denen zwischen dem Jahr 2000 und 2017 in England Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde.
Das Team untersuchte dabei die Symptome der Teilnehmenden zu verschiedenen Zeitpunkten, bevor bei ihnen der Krebs diagnostiziert wurde, und verglichen sie mit den Symptomen anderer Personen, bei denen kein Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde.
Schwerwiegende Symptome für Bauchspeicheldrüsenkrebs
Es gab schwerwiegenden Symptome (Gelbsucht und Blutungen im Magen oder Darm), welche am stärksten mit der Diagnose eines sogenannten duktalen Pankreas-Adenokarzinoms (PDAC), der häufigsten Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs, und pankreatischer neuroendokriner Neoplasmen (PNEN), einer selteneren Form von Bauchspeicheldrüsenkrebs, verbunden waren, berichtet das Team.
Zusätzlich stellten die Fachleute fest, dass Durst und dunkler Urin zwei bisher noch unbekannte Symptome für PDAC darstellen.
„Wenn Bauchspeicheldrüsenkrebs früher diagnostiziert wird, haben die Patienten eine höhere Überlebenschance. Es ist möglich, die Diagnose bereits beim Besuch des Hausarztes zu stellen, aber sowohl die Patienten als auch die Hausärzte müssen über die mit Bauchspeicheldrüsenkrebs verbundenen Symptome informiert sein”, betont Studienautor Dr. Liao von der University of Oxford in einer aktuellen Pressemitteilung des National Cancer Research Institute.
Diese Symptome deuten auf Pankreaskarzinom hin
Im Rahmen der neuen Untersuchung wurden die nachfolgenden 23 Symptome identifiziert, welche mit der Diagnose eines Pankreaskarzinoms in Zusammenhang stehen:
- Gelbfärbung der Haut,
- Blutungen im Magen oder Darm,
- Schluckbeschwerden,
- Durchfall,
- veränderte Stuhlgewohnheiten,
- Erbrechen,
- Verdauungsstörungen,
- Bauchschmerzen,
- Gewichtsverlust,
- Verstopfung,
- Fett im Stuhl,
- Schwellungen im Bauchraum,
- Übelkeit,
- Blähungen,
- Sodbrennen,
- Fieber,
- Müdigkeit,
- Appetitlosigkeit,
- Juckreiz,
- Rückenschmerzen,
- Durst und dunkler Urin.
Neun dieser Symptome wurden dabei auch mit PNEN in Verbindung gebracht (Gelbfärbung der Haut, Blut im Stuhl, Durchfall, Veränderung der Stuhlgewohnheiten, Erbrechen, Verdauungsstörungen, Bauchumfang, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust), fügen die Fachleute hinzu.
Symptome traten ein Jahr vor Diagnose auf
Obwohl die meisten Symptome nicht spezifisch für Bauchspeicheldrüsenkrebs waren und auch auf andere gutartige Erkrankungen zurückzuführen sein könnten, stellten die Forschenden fest, dass bei Teilnehmenden, bei denen Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, die Wahrscheinlichkeit höher war, dass einige dieser unspezifischen Symptome ein Jahr vor der Diagnose auftraten.
„Diese neuen Erkenntnisse ermöglichen es uns, weitere Arbeiten zum Verständnis von Symptomen durchzuführen, die auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hindeuten könnten. Dies wird den Hausärzten helfen, Entscheidungen darüber zu treffen, wer zu dringenden Untersuchungen überwiesen werden soll, insbesondere wenn Patienten mehrere scheinbar unspezifische Symptome aufweisen“, fügt Dr. Liao hinzu.
Als Einschränkungen der Untersuchung nennt der Experte, dass einige der ältesten Daten keine Angaben darüber enthielten, in welchem Stadium sich der Krebs der erkrankten Personen zum Zeitpunkt der Diagnose befand.
Daher konnte da Team nicht analysieren, welche Symptome mit einem frühen und welche mit einem späten Krankheitsstadium verbunden waren.
Da es sich bei PNEN außerdem um eine seltenere Krebserkrankung handele, seien nur wenige Daten aus dem Studienzeitraum verfügbar, was es schwieriger mache, andere mögliche Symptome zu identifizieren, fügt der Mediziner hinzu.
Verbessertes Risikovorhersagemodell
Die Ergebnisse der neuen Studie könnten nun zur Aktualisierung von QCancer verwendet werden, einem Risikovorhersagemodell, welches auf der Grundlage der QResearch-Datenbank erstellt wurde.
Dieses Modell sollt Medizinerinnen und Medizinern helfen, Menschen mit einem hohen Bauchspeicheldrüsenkrebs-Risiko zu identifizieren, um bei ihnen weitere Untersuchungen durchzuführen.
Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern
„Das Wissen um die frühen Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist entscheidend, wenn wir die Patienten früher diagnostizieren und die Überlebensrate bei Bauchspeicheldrüsenkrebs verbessern wollen. Diese Forschung könnte Hausärzten und ihren Patienten helfen, mehr über die Anzeichen von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erfahren“, berichtet die nicht an der Studie beteiligte Onkologin am Addenbrooke’s Hospital in Cambridge, Dr. Pippa Corrie.
„Diese neue Analyse und das QCancer-Tool selbst schließen eine klaffende Lücke in der Art und Weise, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wird.
Es könnte Hausärzten eine dringend benötigte Möglichkeit bieten, Patienten mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko zu identifizieren, damit sie früher zu diagnostischen Tests überwiesen werden können und letztlich eine Behandlung erhalten, bevor es zu spät ist“, fügt Dr. Chris Macdonald, Leiter der Forschungsabteilung von Pancreatic Cancer UK, abschließend hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Weiqi Liao, Ashley K. Clift, Martina Patone, Carol Coupland, Arturo González-Izquierdo, et al.: Identifying symptoms associated with diagnosis of pancreatic exocrine and neuroendocrine neoplasms: a nested case-control study of the UK primary care population; in: British Journal of General Practice (veröffentlicht 28.10.2021), British Journal of General Practice
- National Cancer Research Institute: New symptoms identified that could help doctors diagnose pancreatic cancer (veröffentlicht 08.10.2021), National Cancer Research Institute
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.