Wie entstehen Gefäßschäden bei Menschen mit Diabetes?
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes scheint eine veränderte Funktion der roten Blutkörperchen eine Schädigung der Blutgefäße zu verursachen, die ihrerseits zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie beispielsweise Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Forschenden des Karolinska Institutet in Schweden wurde festgestellt, dass eine veränderte Funktion der roten Blutkörperchen bei Typ-2-Diabetes zu Gefäßschäden beiträgt. Dieser Effekt wird durch niedrige Werte eines wichtigen Moleküls in den roten Blutkörperchen verursacht. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Diabetes“ publiziert.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Diabetes
Menschen mit Typ-2-Diabetes haben bekanntlich ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, berichtet das Team. Im Laufe der Zeit könne Typ-2-Diabetes die Blutgefäße schädigen, was dann möglicherweise zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führe. Die genauen Krankheitsmechanismen, welche den kardiovaskulären Schäden bei Typ-2-Diabetes zugrunde liegen, sind laut den Forschenden jedoch noch weitgehend unbekannt. Und es gebe derzeit noch keine Behandlung, mit der solche Schäden verhindert werden können.
Hauptaufgabe von roten Blutkörperchen
Die wichtigste Aufgabe von roten Blutkörperchen ist der Sauerstofftransport zu den Körperorganen. Bei Typ-2-Diabetes weisen genau diese Blutkörperchen jedoch eine Funktionsstörung auf, wodurch sie als Vermittler von Gefäßkomplikationen fungieren können, berichten die Fachleute.
In der aktuellen Studie haben die Forschenden anhand der Zellen von Personen mit Typ-2-Diabetes und Mäusen untersucht, welche molekularen Veränderungen in den roten Blutkörperchen die schädlichen Auswirkungen bei Typ-2-Diabetes erklären könnten.
Deutlich reduzierte Spiegel von microRNA-210
So fand das Team heraus, dass die Spiegel eines kleinen Moleküls mit der Bezeichnung microRNA-210 in den roten Blutkörperchen von 36 Personen mit Typ-2-Diabetes im Vergleich zu den roten Blutkörperchen von 32 gesunden Teilnehmenden deutlich reduziert ausfielen. Sogenannte Mikro-RNAs gehören laut Aussage der Fachleute zu einer Gruppe von Molekülen, welche als Regulatoren der Gefäßfunktion bei Diabetes und anderen Erkrankungen dienen.
Reduzierte microRNA-210 veränderte Gefäßproteine
Die Reduzierung der microRNA-210 führte in den Versuchen zu Veränderungen spezifischer Gefäßproteine und zu einer Beeinträchtigung der Funktion der Endothelzellen der Blutgefäße. In Laborexperimenten gelang es dem Team zudem durch die Wiederherstellung des microRNA-210-Spiegels in den roten Blutkörperchen, die Entwicklung von Gefäßschäden durch spezifische molekulare Veränderungen zu verhindern.
Bisher unbekannte Ursache für Gefäßschäden identifiziert
„Die Ergebnisse weisen auf eine bisher unerkannte Ursache für Gefäßschäden bei Typ-2-Diabetes hin. Wir hoffen, dass die Ergebnisse den Weg für neue Therapien ebnen werden, die den microRNA-210-Spiegel in den roten Blutkörperchen erhöhen und dadurch Gefäßschäden bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verhindern“, fügt Studienautor Zhichao Zhou vom Karolinska Institutet in einer Pressemitteilung hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Zhichao Zhou, Aida Collado, Changyan Sun, Yahor Tratsiakovich, Ali Mahdi, et al.: Downregulation of Erythrocyte miR-210 Induces Endothelial Dysfunction in Type 2 Diabetes; in: Diabetes (veröffentlicht 25.10.2021), Diabetes
- Karolinska Institutet: Lack of important molecule in red blood cells causes vascular damage in type 2 diabetes (veröffentlicht 09.11.2021), Karolinska Institutet
Wichtiger Hinweis:
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