Verbindung zwischen Vitamin-D und Entzündungen
Vitamin-D kann durch Immunzellen verursachte Entzündungen reduzieren, was äußerst relevant für die Reaktion bei Erkrankungen an COVID-19 sein könnte. Ist es möglich, Vitamin-D erfolgreich zur Behandlung von COVID-19 einzusetzen?
In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Fachleuten der Purdue University wurde festgestellt, dass Vitamin-D durch T-Zellen verursachte Entzündung reduziert. Diese Zellen sind wichtig für das Immunsystem und ein Teil der Immunantwort auf eine COVID-19-Infektion. Die neuen Erkenntnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Nature Immunology“ publiziert.
Mechanismus wie Vitamin-D Entzündungen reduziert
„Unsere Arbeit zeigt einen Mechanismus auf, durch den Vitamin D die durch T-Zellen verursachte Entzündung reduziert. Diese sind wichtige Zellen des Immunsystems und Teil der Immunantwort auf die Infektion, die COVID-19 verursacht. Weitere Forschungen, insbesondere klinische Studien und Tests an Patienten, sind jedoch notwendig, bevor dies als Behandlungsoption angenommen werden kann”, erläutert Studienautor Dr. Majid Kazemian von der Purdue University in einer Pressemitteilung.
Frühere Studien haben laut Aussage der Fachleute bereits gezeigt, dass Vitamin-D in der Lage ist, die durch T-Zellen verursachte Entzündung zu reduzieren. Dabei erfolgten auch Untersuchungen an entzündeten Zellen der Lunge, welche charakteristisch für die schwersten und gefährlichsten Verläufe von COVID-19 sind. Es sei zwar wichtig zu wissen, dass ein Medikament wirkt, aber genauso wichtig sei es, zu verstehen, wie und warum das Medikament wirkt, betonen die Forschenden.
Wie beeinflussen Viren Lungenzellen?
Die Forschenden untersuchten zuvor bereits in einer Studie, wie Viren Lungenzellen beeinflussen. In dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass Viren einen biochemischen Weg (das Immun-Komplement-System) aktivieren können. Daher suchten die Fachleute nun nach Möglichkeiten, wie sich dieser Weg unterbrechen lässt und wie sich die anschließende Entzündung lindern lässt.
Das Team analysierte einzelne Lungenzellen von acht Menschen mit COVID-19. Dabei stellten die Fachleute fest, dass in den Lungenzellen von Menschen mit COVID-19 ein Teil der Immunreaktion auf Hochtouren lief und die Lungenentzündung verschlimmerte.
So schützt Vitamin-D vor Entzündungen
„Bei normalen Infektionen durchlaufen die Th1-Zellen, eine Untergruppe der T-Zellen, eine pro-inflammatorische Phase. In der pro-inflammatorischen Phase wird die Infektion beseitigt, dann schaltet das System ab und geht in die anti-inflammatorische Phase über. Vitamin D trägt dazu bei, diesen Übergang von der pro-inflammatorischen zur anti-inflammatorischen Phase der T-Zellen zu beschleunigen. Wir wissen es nicht genau, aber wir vermuten, dass das Vitamin daher möglicherweise Patienten mit schweren, durch Th1-Zellen verursachten Entzündungen helfen könnte“, erklärt Studienautor Dr. Kazemian.
Bei manchen Menschen, die an COVID-19 erkrankt sind, scheint die sogenannte pro-inflammatorische Phase der Th1-Zellen nicht ausgeschaltet zu sein, möglicherweise weil diese Personen nicht genug Vitamin-D in ihrem Körper hatten oder weil etwas an der Reaktion der Zellen auf Vitamin-D abnormal war, so das Team weiter.
Bessere Erholung von COVID-19 dank Vitamind-D?
Es sei daher möglich, dass das Hinzufügen von Vitamin-D zu den bestehenden Behandlungen in Form eines vorgeschriebenen hochkonzentrierten intravenösen Metaboliten den betroffenen Personen hilft, sich besser von einer Infektion mit COVID-19 zu erholen. Die Fachleute betonen jedoch, dass es sich hierbei bisher lediglich um eine Theorie handelt, welche noch nicht getestet wurde.
„Wir haben herausgefunden, dass Vitamin D – eine spezielle Form davon, nicht die Form, die man in der Apotheke kaufen kann – das Potenzial hat, Entzündungen im Reagenzglas zu reduzieren, und wir haben herausgefunden, wie und warum es das tut. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass wir keine klinische Studie durchgeführt haben, und die Ergebnisse unserer Experimente im Reagenzglas müssen in klinischen Studien an tatsächlichen Patienten getestet werden“, fügt Studienautor Kazemian hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Purdue University: Researchers study the link between vitamin D and inflammation (veröffentlicht 18.11.2021), Purdue University
- Bingyu Yan, Daniel Chauss, Luopin Wang, Erin West, et al.: SARS-CoV-2 drives JAK1/2-dependent local complement hyperactivation; in: Science Immunology (veröffentlicht 02.04.2021), Science Immunology
- Daniel Chauss, Tilo Freiwald, Reuben McGregor, Bingyu Yan, Luopin Wang, et al.: Autocrine vitamin D signaling switches off pro-inflammatory programs of TH1 cells; in: Nature Immunology (veröffentlicht 11.11.2021), Nature Immunology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.