Hypertonie: Zunehmend auch jüngere Menschen betroffen
Millionen Menschen leiden an Bluthochdruck (Hypertonie). Sie sind damit einem erhöhten Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausgesetzt. Oft wird unterschätzt, dass hohe Blutdruckwerte auch bei vielen jüngeren Menschen zu finden sind. Fachleute haben daher wichtige Informationen zum Thema speziell auch für Jüngere zusammengefasst.
Prof. Ulrich Laufs, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) und Dr. Ulrike Rudolph, Oberärztin in der Kardiologie berichten in einer aktuellen Mitteilung über das Thema Bluthochdruck, ganz speziell auch bei jüngeren Menschen – und sie gehen unter anderem darauf ein, welche alternativen Heilmethoden es gibt und was es bei der Medikamenteneinnahme zu beachten gibt.
Zunehmend mehr Jüngere betroffen
Hypertonie gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder auch Schlaganfall. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) haben etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland, also etwa ein Drittel aller Erwachsenen, einen zu hohen Blutdruck.
Daher sollte jede und jeder ihren beziehungsweise seinen Blutdruck kennen und spätestens ab dem 40. Lebensjahr mit regelmäßigen Messungen beginnen. Denn was vielen nicht bekannt ist: Schon junge Menschen können unbemerkt unter Bluthochdruck leiden.
„Bluthochdruck galt lange Zeit als Alterskrankheit. Doch tatsächlich ist es so, dass wir zunehmend auch bei jüngeren Menschen erhöhte Blutdruckwerte finden. Man schätzt sogar, dass fünf Prozent aller Kinder und Jugendlichen bereits einen zu hohen Blutdruck haben“, sagt Prof. Laufs, Chefkardiologe am UKL.
Ursachen seien Risikofaktoren wie Rauchen und Adipositas (Fettleibigkeit), Begleiterkrankungen, eine familiäre Veranlagung, aber auch Gründe, die bisher noch nicht bekannt sind.
Ab wann von einem erhöhten Blutdruck gesprochen wird
Der Mediziner erläutert, ab wann von einem erhöhten Blutdruck gesprochen wird: „Die übliche Definition bezieht sich auf die Ruhemessung in der Arztpraxis, da gilt ein Wert ab 140 zu 90 mmHg als Bluthochdruck des ersten Stadiums. Bei Messungen im privaten Umfeld über mehrere Tage hinweg sollte der Durchschnittswert nicht über 135 zu 85 mmHg liegen. Ist dies der Fall, muss man hier schon von einem erhöhten Blutdruck, einem sogenannten Hypertonus Stufe 1, ausgehen“, so Prof. Laufs.
Hypertonie vermeiden
„Alles was die Gefäßinnenhaut belastet, führt zu einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck. Vor allem das Rauchen von Zigaretten und erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte gelten als Risikofaktoren“, erklärt der Kardiologe.
Im Umkehrschluss reduziere alles, was günstig ist für die Gefäßinnenhaut, die Gefahr, Bluthochdruck zu entwickeln. „Neben dem Verzicht auf das Rauchen ist körperliche Aktivität das A und O. Man sollte also idealerweise dreimal pro Woche ‘schwitzen’ – je mehr Bewegung, desto besser. Und auch eine herzgesunde Ernährung hat natürlich positive Effekte auf den Blutdruck“, beschreibt Prof. Laufs mögliche Vorbeugemaßnahmen.
Alternative Heilmethoden
Wenn ein zu hoher Blutdruck festgestellt wird, ziehen viele Betroffene zunächst alternative Heilmethoden wie Hausmittel beziehungsweise Heilpflanzen in Betracht, um eine Medikamenteneinnahme zu vermeiden.
Oberärztin Dr. Ulrike Rudolph weiß, worauf es beim Blutdruck senken ankommt: „Zunächst sollte man seinen Lebensstil überprüfen: Kann ich meinen Salzkonsum reduzieren? Gelingt es mir, mehrfach pro Woche leichten Ausdauersport zu treiben? Kann ich aufhören zu rauchen und auf Alkohol weitgehend verzichten? Hat Anspannung/Dauerstress etwas mit meinem Blutdruck zu tun und kann ich Entspannung im Alltag integrieren?“
Die Medizinerin ergänzt: „Lebensstiländerungen brauchen Zeit. Daher ist es meist sinnvoller, den Blutdruck zunächst medikamentös zu senken. Blutdrucktabletten sind in Studien in ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit sehr gut untersucht.“
Ergänzend kann die Wirkung pflanzlicher Arzneimittel helfen: Weißdorn, Melisse, Lavendel, grüner Tee, Bärlauch oder auch Rote Beete haben laut der Kardiologin eine leichte blutdrucksenkende Wirkung.
Die Wirksamkeit auf den Blutdruck ist hier jedoch häufig nur minimal – und auf die Blutdrucksenkung kommt es an. Oft übersehen wird auch, dass pflanzliche Arzneimittel zum Teil schwere Nebenwirkungen haben können. Dr. Ulrike Rudolph zufolge ist der „Aderlass“ zur Dauertherapie einer Blutdruckerkrankung nicht geeignet.
Wichtiges zur Medikamenteneinnahme
Wenn sich zu hoher Blutdruck auch durch gesundheitliche Maßnahmen oder alternative Heilmethoden nicht mehr senken lässt, wird meist die Einnahme von Medikamenten nötig. Dabei ist unter anderem zu beachten, dass die Tablette immer zur gleichen Tageszeit eingenommen werden muss. Sie darf auch nicht weggelassen werden, nur weil der Blutdruck trotz Vergessen der Einnahme weiter normal erscheint.
„Man kann ganz klar sagen, dass eine Tabletteneinnahme einmal pro Woche nicht ausreicht“, so Prof. Laufs. „Heute genügt zwar, anders als früher, in vielen Fällen eine Tablette täglich. Diese modernen Tabletten wirken quasi 24 Stunden, so dass die Wirksamkeit auch am nächsten Tag nicht gleich weg ist. Um jedoch einen stabilen blutdrucksenkenden Effekt aufzuzeigen, müssen diese Tabletten regelmäßig eingenommen werden“, führt der Arzt aus.
Wann das Medikament im Tagesverlauf eingenommen wird, richtet sich vor allem nach dem persönlichen Lebensstil: „Ich empfehle jüngeren Menschen, die Tablette gleich morgens beim Zähneputzen einzunehmen, den Blister am besten neben den Zahnputzbecher zu legen, das klappt häufig am besten“, sagt Laufs. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Leipzig: „Wir finden zunehmend Bluthochdruckwerte bei jüngeren Menschen“, (Abruf: 21.11.2021), Universitätsklinikum Leipzig
- Robert Koch-Institut: Blutdruck in Deutschland: Daten und Fakten, (letzter Abruf: 23.03.2024), Robert Koch-Institut
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.