Wie sinnvoll ist eine Boosterimpfung?
Neue Studienergebnisse zeigen, dass der Schutz durch die Impfung gegen COVID-19 mit der Zeit abnimmt. Dies legt nahe, dass eine dritte Dosis (Boosterimpfung) gerechtfertigt ist, um Menschen effektiv vor einer Infektion zu schützen.
In einer aktuellen Untersuchung unter Beteiligung von Forschenden von Leumit Health Services in Israel wurde festgestellt, dass 90 Tage nach Erhalt einer zweiten Dosis des Impfstoffs von Pfizer-BioNTech ein allmählicher Anstieg des Risikos einer COVID-19-Infektion auftritt. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in der englischsprachigen Fachzeitschrift „BMJ“ publiziert.
Wiederanstieg der Infektionen nach Impfkampagne
Israel war eines der ersten Länder, welches im Dezember des Jahres 2020 eine groß angelegte COVID-19-Impfkampagne durchgeführt hat. Trotzdem war seit dem Juni 2021 ein Wiederanstieg der Infektionen zu verzeichnen, so die Fachleute.
Schutz vor COVID-19 lässt mit der Zeit nach
Die neuen Ergebnisse bestätigen laut den Forschenden, dass der Impfstoff von Pfizer-BioNTech in den ersten Wochen nach der Impfung einen ausgezeichneten Schutz bietet, aber es gebe Hinweise für einen mit der Zeit nachlassenden Schutz.
Durchbruchsinfektionen trotz hoher Impfraten
Weltweit tragen groß angelegte COVID-19-Impfkampagnen dazu bei, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, doch selbst in Ländern mit hohen Impfraten kann es zu sogenannten Durchbruchsinfektionen kommen, so das Team. Dies ist nach Ansicht der Forschenden auf einen allmählichen Verlust der Immunität im Laufe der Zeit zurückzuführen.
Eine Untersuchung der seit der Impfung verstrichenen Zeit und des Infektionsrisikos könne wichtige Hinweise für die Notwendigkeit einer dritten Impfung und für deren bestmöglichen Zeitpunkt liefern. Daher analysierten die Fachleute jetzt die elektronischen Gesundheitsdaten von 80.057 Personen mit einem durchschnittlichen Alter von 44 Jahren. Bei diesen Menschen war mindestens drei Wochen nach ihrer zweiten Injektion einen PCR-Test durchgeführt worden. Die Forschenden fügen hinzu, dass es bei den untersuchten Personen keinerlei Hinweise auf eine frühere COVID-19-Infektion gab.
Von den 80.057 Teilnehmenden wiesen insgesamt 7.973 (9,6 Prozent) ein positives Testergebnis auf. Diese Personen wurden dann mit negativen Kontrollpersonen desselben Alters und derselben ethnischen Gruppe verglichen, welche in der gleichen Woche getestet wurden, erläutern die Forschenden in einer aktuellen Pressemitteilung.
Rate positiver Testergebnisse nahm mit der Zeit zu
Es zeigte sich, dass die Rate der positiven Ergebnisse mit der Zeit anstieg, die seit der zweiten Impfdosis verstrichen war, so das Team. Beispielsweise wurden über alle Altersgruppen hinweg 1,3 Prozent der Teilnehmenden 21 bis 89 Tage nach einer zweiten Dosis positiv getestet. Nach 90 bis 119 Tagen lag der Anteil schon bei 2,4 Prozent, nach 120 bis 149 Tagen bei 4,6 Prozent, nach 150 bis 179 Tagen bei 10,3 Prozent und nach 180 Tagen oder mehr bei 15,5 Prozent, berichten die Fachleute.
Infektionsrisiko stieg deutlich an
Nach der Berücksichtigung von anderen möglichen einflussreichen Faktoren stellten die Forschenden schließlich fest, dass das Infektionsrisiko mit der Zeit, die seit der zweiten Dosis verstrichen war, deutlich anstieg.
Das Team berichtet weiter, dass verglichen zu den 90 Tagen nach einer zweiten Dosis, das Infektionsrisiko in allen Altersgruppen nach 90 bis 119 Tagen um das 2,37-fache anstieg. Nach 120 bis 149 Tagen war das Risiko dann um das 2,66-fache und nach 150 bis 179 Tagen um das 2,82-fache erhöht. Nach 180 Tagen oder mehr zeigte sich schließlich immer noch ein um das 2,82-fach erhöhtes Risiko, so die Fachleute.
Die Forschenden betonen, dass die Interpretation der Ergebnisse durch das Beobachtungsdesign allerdings eingeschränkt ist. Sie fügen hinzu, dass es nicht auszuschließen sei, dass andere, nicht berücksichtigte Faktoren wie beispielsweise Haushaltsgröße, Bevölkerungsdichte oder Virusstamm eine Auswirkung gehabt haben könnten.
Belastbare Ergebnisse der Studie
Als weitere Einschränkung könnte laut dem Team betrachtet werden, dass es sich nicht um eine große Studie mit Personen handelte, welche alle denselben Impfstoff erhalten hatten. Trotzdem lasse die detaillierte Analyse der Daten darauf schließen, dass die Ergebnisse durchaus belastbar sind.
Risiko für Durchbruchinfektion stieg progressiv an
Letztendlich kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass bei Personen, welche zwei Dosen des Impfstoffs von Pfizer-BioNTech erhalten hatten, der Schutz im Laufe der Zeit abzunehmen schien, und das Risiko einer sogenannten Durchbruchinfektion im Vergleich zu dem Schutz, der während der ersten 90 Tage bestand, progressiv anstieg. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine dritte Impfstoffdosis in Erwägung gezogen werden sollte, resümieren die Fachleute. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ariel Israel, Eugene Merzon, Alejandro A Schäffer, Yotam Shenhar, Ilan Green, et al.: Elapsed time since BNT162b2 vaccine and risk of SARS-CoV-2 infection: test negative design study; in: BMI (veröffentlicht 25.11.2021), BMJ
- BMJ: Study finds gradual increase in covid infection risk after second vaccine dose (veröffentlicht 24.11.2021), BMJ
Wichtiger Hinweis:
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