Herzkranke sollten besonderes Augenmerk auf Eisen-Wert legen
Krankenhausaufenthalte bei vorliegender Herzschwäche sind nicht selten auf einen Eisenmangel im Blut zurückzuführen, warnen Fachleute der Deutschen Herzstiftung. Ein Bluttest auf Eisenmangel könne insbesondere bei herzkranken Personen Entgleisungen vorbeugen.
Expertinnen und Experten der Deutschen Herzstiftung e.V. sowie der Deutschen Stiftung für Herzforschung machen auf den Zusammenhang zwischen Eisenmangel und Entgleisungen bei Herzschwäche aufmerksam. Denn zwischen beiden Krankheiten bestehen Wechselwirkungen, die eine Klinikeinweisung erforderlich machen können.
Herzschwäche erhöht Risiko für Eisenmangel
Eisenmangel ist die am weitesten verbreitete Mangelerscheinung des Menschen. Die Ursachen können jedoch sehr unterschiedlich sein. Die häufigsten Gründe für einen Eisenmangel sind starke Menstruationsblutungen und unzureichende Aufnahme von Eisen über die Ernährung.
Betroffene mit chronischen Herzkrankheiten wie Herzschwäche (Herzinsuffizienz) haben ein besonders hohes Risiko, einen Eisenmangel im Blut zu entwickeln. Dies liegt unter anderem daran, dass Menschen mit bestehender Herzinsuffizienz weniger Eisen aus der Nahrung über den Darm aufnehmen können. Zudem kann das bereits im Körper gespeicherte Eisen aufgrund von Entzündungsprozessen, die mit einer Herzschwäche verbunden sind, schlechter freigesetzt werden.
Eisenmangel erhöht Risiko für Herzbeschwerden
Bei bestehendem Eisenmangel fehlt dem Körper Energie, denn alle Körperzellen benötigen Eisen zur Energiegewinnung – vor allem der Herzmuskel ist auf eine hohe Energiezufuhr angewiesen. Ohne Eisen kommt es zu einem Mangel an roten Blutkörperchen. In Folge kann nicht genug Sauerstoff in die Organe transportiert werden. Das Herz versucht dies durch schnelleres Pumpen auszugleichen, was sich durch Herzrasen oder durch Herzrhythmusstörung-ähnliche Symptome äußern kann.
In Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen an einer Herzschwäche. Rund jede zweite Person mit Herzinsuffizienz ist laut einer großen europäischen Studie ebenfalls von Eisenmangel betroffen. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung sind über 480.000 Klinikeinweisungen pro Jahr auf eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz zurückzuführen. Viele diese Fälle könnten durch eine bessere Kontrolle der Eisenwerte im Blut verhindert werden.
Eisenmangel verschlechtert den Herzinsuffizienz-Verlauf
Ein Eisenmangel stellt eine zusätzliche Belastung für den gesamten Organismus dar, der durch die vorliegende Herzerkrankung ohnehin schon geschwächt ist. Das macht Eisenmangel-Betroffene auch anfälliger für Infektionen. „Ein routinemäßiges Überprüfen des Eisenstoffwechsels bei Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche ist deshalb besonders wichtig“, bestätigt der Kardiologe Professor Dr. med. Thomas Voigtländer. Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
Eisenwerte bei Verdacht auf Herzschwäche überprüfen
Die Deutsche Herzstiftung unterstützt die neue Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), die empfiehlt, dass bei allen Patientinnen und Patienten, bei denen ein Verdacht auf chronische Herzschwäche vorliegt, auch der Eisenstatus im Blut überprüft werden sollte.
Personen mit Herzerkrankungen sollten Eisen-Werte prüfen
„Ärzte können einen Eisenmangel per Bluttest leicht bestimmen: Eine Erhebung weniger Blutwerte, darunter das Serum-Ferritin (Speichereisen), der Transferrin-Wert (Transporteisen) und der Hämoglobin-Wert, reicht dafür häufig aus“, ergänzt Kardiologe Dr. med. Thomas M. Helms. Ein unbehandelter Eisenmangel könne Folgen für den Krankheitsverlauf bei herzkranken Menschen haben. Ein Verdacht auf Eisenmangel sollte daher immer ärztlich abgeklärt werden.
Warnzeichen für Eisenmangel
„Eisenmangel führt insbesondere zu Müdigkeit, Leistungsabfall und Konzentrationsschwäche der meist ohnehin geschwächten Herzpatienten und beeinträchtigt deren Lebensqualität“, erklärt Professor Voigtländer. Eine Studie aus dem Jahr 2020 habe bereits gezeigt, dass eine intravenöse Eisenzufuhr zu einer Verbesserung der Lebensqualität und zu weniger Krankenhausaufenthalten bei den Betroffenen führt.
Tabletten können den Eisen-Bedarf nicht immer decken
Da bei Herzschwäche-Betroffenen Eisen aus dem Darm, das über die Ernährung aufgenommen wurde, nicht ausreichend verarbeitet wird, können Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen den Mangel nicht immer ausgleichen. Eine Kurzinfusion mit Eisen-Carboxymaltose sei in diesen Fällen eine effektive Maßnahme. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Herzinsuffizienz? Jetzt Eisen-Wert im Blut testen lassen (veröffentlicht: 26.11.2021), idw-online.de
- Deutsche Herzstiftung: Bedrohliche Herzschwäche: Hilft Eisentherapie? (veröffentlicht: 17.02.2020), herzstiftung.de
- IJsbrand T.Klip, Josep Comin-Colet, Adriaan A.Voors, et al.: Iron deficiency in chronic heart failure: An international pooled analysis; in: American Heart Journal, 2013, sciencedirect.com
- ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure (veröffentlicht: 27.08.2021), academic.oup.com
- Piotr Ponikowski, Bridget-Anne Kirwan, Stefan D Anker, et al.: Ferric carboxymaltose for iron deficiency at discharge after acute heart failure: a multicentre, double-blind, randomised, controlled trial; in: The Lancet, 2020, thelancet.com
Wichtiger Hinweis:
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