Entgiften: Sind Detox-Produkte zu empfehlen?
“Detox” liegt im Trend. Durch eine gesunde Ernährung mit viel Obst- und Gemüsesäften, Entspannungsübungen und Bädern sollen Schadstoffe und Gifte im Körper gebunden und ausgeschieden werden. Zudem sind im Handel zahlreiche Produkte zu finden, die beim Entgiften helfen sollen. Sind solche Artikel aber wirklich zu empfehlen?
Der Trend um das Entgiften (Detox ist die Abkürzung für Detoxifikation und bedeutet Entgiftung) des eigenen Körpers hält an. Entsprechend vielfältig ist mittlerweile das Angebot an Produkten: von Nahrungsergänzungsmitteln über Pflaster und Pulver bis hin zu Tees, Smoothies oder Müslis. Die Werbung verspricht, dass solche Produkte den Körper reinigen, Giftansammlungen abbauen oder ausscheiden, zur Gewichtsreduktion beitragen oder das allgemeine Wohlbefinden fördern. Was von den Zutaten und deren Wirkung zu erwarten ist, erklärt Annett Reinke, Lebensmittelrechtsexpertin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg (VZB) in einer aktuellen Mitteilung.
Keine wissenschaftlichen Beweise
Können Detox-Produkte wirklich halten, was die Werbung verspricht? „Nein. Die entgiftende Wirkung all dieser Produkte ist wissenschaftlich nicht bewiesen – seien es Nahrungsergänzungsmittel, die angeblich die Verdauung fördern oder die Fettverbrennung optimieren, oder Pflaster, die der Haut Schadstoffe entziehen sollen“, erklärt Reinke.
„Für die Entgiftung des Körpers sind vor allem Leber und Niere zuständig, unterstützt von Darm und Lunge. Häufig werben Hersteller von Detox-Produkten damit, dass eine Entgiftungskur den Körper ‚entschlackt‘. So genannte ‚Schlacken‘ gibt es aber gar nicht. Wissenschaftlich auch nicht belegt ist die Aussage, Detox-Produkte könnten beim Abnehmen helfen oder das Immunsystem stärken“, so die Expertin.
„Letztlich verwenden Anbieter den Begriff ‚Entgiften‘ nur als Werbung und zielen auf gesundheitsbewusste Käufer:innen, die bereit sind, dafür viel Geld zu bezahlen. Werbeaussagen mit dem Begriff ‚Detox‘ sind auf Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln nicht erlaubt, gerade weil die versprochene Wirkung wissenschaftlich nicht belegt werden konnte. Trotzdem finden sich gerade im Internet noch viele Angebote, die unzulässig mit dem Begriff ‚Detox‘ oder inzwischen mit ähnlichen Bezeichnungen wie ‚freetox‘ und ‚antitox‘ werben.“
Erhöhte Ausscheidung von Mineralstoffen
Welche Zutaten sind in den angeblichen Detox-Produkten enthalten? „Nahrungsergänzungsmittel enthalten oft Zutaten wie Aloe Vera, Grünen Tee, Heilerde, Kürbiskerne sowie verschiedene Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Bei Detox-Pflastern wird mit Inhaltsstoffen wie Vitamin C, exotischen Pflanzen und Kräuterextrakten geworben“, erläutert Reinke.
Können sogenannte Detox-Produkte schaden? „Die Einnahme von Produkten mit entwässernden Zutaten über einen längeren Zeitraum kann zur erhöhten Ausscheidung von Mineralstoffen wie Natrium, Kalium, Calcium oder Magnesium führen. Mit der Folge, dass der Elektrolyt-Haushalt des Körpers gestört wird. Bei der gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten können die Inhaltsstoffe solcher Produkte zudem unerwünschte und gefährliche Wechselwirkungen verursachen“, warnt die Lebensmittelrechtsexpertin.
Zudem kann eine strenge Detox-Diät auf Dauer zu einem Nährstoffmangel etwa an Protein und Fett führen, erklärt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Hierbei ist laut den Fachleuten auch zu bedenken, dass ein sehr rigides Essverhalten mit extrem niedriger Protein- und Energiezufuhr die Gefahr von Essstörungen erhöhen kann.
Was wirklich helfen kann
Was kann tatsächlich helfen? „Es ist sinnvoll, die Aufnahme von potenziell schädlichen Stoffen möglichst gering zu halten. Das gelingt Verbraucher:innen, indem sie auf Nikotin und Alkohol verzichten. Beim Backen, Rösten und Toasten die Lebensmittel zum Schutz vor Acrylamid nur ‚vergolden‘ und nicht verkohlen“, so Reinke.
„Reis sollte immer mit reichlich Wasser gekocht und zuvor gründlich gewaschen werden – so wird eine Arsenbelastung gering gehalten.“ Auch Obst und Gemüse sollten Verbraucherinnen und Verbraucher „vor dem Verzehr immer gründlich waschen und bei Blattgemüse – zum Schutz vor Schwermetallen – die äußeren Blätter sowie den Strunk entfernen“, erklärt die Expertin.
„Innereien und Waldpilze können radioaktiv oder mit Schwermetallen belastet sein, insofern sollten sie nur gelegentlich auf dem Speiseplan stehen. Zum Wohlbefinden trägt zudem regelmäßige Bewegung an der frischen Luft sowie ausreichendes Trinken bei.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Entgiftungsdiäten, (Abruf: 06.12.2021), Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.