Viele Nahrungsmittel sind mit Mineralöl-Rückständen belastet
Aromatische Mineralöle stehen unter Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu wirken. Dennoch fand ein Verbraucherschutzverein in Proben von über 150 Lebensmitteln in rund jedem achten Nahrungsmittel diese potenziellen Schadstoffe. Betroffen sind auch weit verbreitete Produkte wie Nuss-Nougat-Cremes, Brühwürfel und Margarinen von bekannten Marken.
Der Verbraucherschutzverein foodwatch testete 152 Lebensmittel aus verschiedenen europäischen Ländern auf aromatische Mineralöle. In Produkten, die auch in Deutschland angeboten werden, wie Nutella, Nusspli, Knorr-Brühwürfel und Bratensaucen wurden Mineralöl-Mengen gefunden, die der Verbraucherschutzverein für gesundheitlich bedenklich hält. Die Testergebnisse können auf der Webseite von foodwatch eingesehen werden.
Welche Risiken gehen von Mineralölen in Lebensmitteln aus?
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als wahrscheinlich krebserregend und erbgutschädigend eingestuft. Zudem scheinen die Mineralöle einen ungünstigen Einfluss auf das Hormonsystem zu haben und können Hormonstörungen begünstigen. Eine unbedenkliche Aufnahmemenge gibt es der Behörde zufolge nicht. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt zu der Einschätzung: „Grundsätzlich sind solche Kontaminationen von Lebensmitteln unerwünscht.“
Warum sind Mineralöle in Lebensmitteln?
Laut foodwatch können Mineralöle in allen Abläufen während der Prozesskette in die Lebensmittel gelangen, angefangen von der Ernte, über die Weiterverarbeitung bis hin zur endgültigen Verpackung. Mineralöle werden in der Industrie für zahlreiche Zwecke eingesetzt. Sie dienen beispielsweise als Staubbindemittel, Schmierfett in Produktionsmaschinen, Trennmittel, Poliermittel oder als Bestandteil von Klebstoffen. Zudem bestehe eine gewisse Grundbelastung in der Umwelt.
Warum gibt es keine Grenzwerte für Mineralöl-Belastung?
Die Aufnahme der Rückstände verursacht keine direkten Beschwerden. Mineralöle werden eher mit negativen Langzeiteffekten in Verbindung gebracht, die aber schwer nachzuweisen sind. „Eine gesundheitliche Bewertung ist aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich“, erklärt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Seit dem Jahr 2017 hat die Europäische Kommission ein Überwachungsprogramm für Mineralöl-Kontaminationen eingerichtet.
Mineralöl-Rückstände in Lebensmitteln weit verbreitet
Der Verbraucherschutzverein foodwatch testete nun bereits zum dritten Mal gängige Lebensmittelmittel vom europäischen Markt im Labor auf Mineralöle. Die Produkte wurden in Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und in den Niederlanden angeboten. Die Proben wurden in zwei unabhängigen Laboren gleichzeitig getestet.
Nutella und Knorr-Brühwürfel hatten die höchste Belastung
In 19 der 152 Lebensmitteln (12,5 Prozent) wurden Mineralölrückstände nachgewiesen. Als Nachweisgrenze legte der Verein einen Wert von 0,5 Milligramm MOAH pro Kilogramm fest. Dieser Wert wurde von einigen Produkten deutlich überschritten. So wies eine in Deutschland verkaufte Charge Nutella 2,3 Milligramm MOAH pro Kilogramm auf, bei einer Charge Knorr-Bouillonwürfel waren es sogar 82 Milligramm pro Kilogramm.
Verbraucherschutzverein fordert Grenzwert für Mineralöl
Laut foodwatch müssten solche Lebensmittel eigentlich sofort zurückgerufen werden. Die Verbraucherschützerinnen und Verbraucherschützer fordern deshalb einen EU-weiten Grenzwert für Mineralölbelastungen. Laut Saskia Reinbeck von foodwatch ist dieser Zustand nicht hinnehmbar. „Obwohl das Problem gefährlicher Mineralölverunreinigungen seit Jahren bekannt und vollständig lösbar ist, gibt es noch immer keinen Grenzwert“, mahnt die Verbraucherschützerin in einer Pressemitteilung zu den Testergebnissen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- foodwatch e. v.: Lebensmittel mit Mineralöl belastet (veröffentlicht: 09.12.2021), foodwatch.org
- foodwatch e. v.: Toxische Mineralöle in Lebensmitteln, Testergebnisse 2021 (PDF, Stand: Dezember 2021), foodwatch.org
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu Mineralölbestandteilen in Lebensmitteln (Stand: 8. Dezember 2020), bfr.bund.de
- EFSA: Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Abruf: 10.12.2021), efsa.europa.eu
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.