Übergewichtige Kinder entwickeln häufiger Herzkomplikationen
Im Laufe der Corona-Pandemie haben viele Betroffene ein paar Kilo Körpergewicht zugelegt. In den USA ist der Anteil an stark übergewichtigen Kindern während der Pandemie von 19 auf 22 Prozent angestiegen. Ein amerikanisches Forschungsteam fand nun Hinweise darauf, dass sich das spätere Risiko für die Entwicklung von Herzkrankheiten und Diabetes erhöht, wenn im Kinder- und Jugendalter bereits starkes Übergewicht vorliegt.
Forschende der University of Georgia (USA) zeigten, dass Kinder und Jugendliche mit hohem BMI oft Anzeichen von Arterienversteifung entwickeln. Arterienversteifung ist ein bedeutender Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Versteifung der Gefäße wirkt sich nach Ansicht der Arbeitsgruppe negativ auf das Herz-Kreislauf-System aus – sowohl akut als auch in der zukünftigen Entwicklung. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem auf Übergewicht spezialisierten Fachjournal „Pediatric Obesity“ vorgestellt.
Bauchfett und Arteriensteifigkeit gemessen
Im Rahmen der Studie wurde das viszerale Fett im Bauchraum sowie die Steifigkeit der Arterien von über 600 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gemessen. Beide Faktoren beeinflussen das Herz-Kreis-Laufsystem im hohen Maße, denn Viszeralfett umgibt lebenswichtige Organe im Bauraum und kann deren Funktion beeinträchtigen. Steife Arterien zwingen das Herz dazu, stärker zu arbeiten, als es müsste, um das Blut durch den Körper zu pumpen.
Die Ergebnisse der Messung zeigen, dass sich bei übergewichtigen jungen Menschen eine deutlich höhere Menge von viszeralen Fett um die Organe anlagert. Zudem waren die Arterien der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen im Durchschnitt steifer als bei den normalgewichtigen Altersgenossen.
Steifere Arterien bei übergewichtigen Kindern
„Eine wirklich wichtige Botschaft ist, dass die arterielle Steifigkeit, die Kinder für Herz-Kreislauf-Erkrankungen prädisponiert, bei Personen mit einem hohen BMI am stärksten ausgeprägt zu sein scheint“, resümiert Ernährungswissenschaftler Joseph Kindler aus dem Forschungsteam. Zudem sei Übergewicht einer der größten Risikofaktoren für die Entstehung von Typ-2-Diabetes, eine Stoffwechselkrankheit die auch bei Kindern immer häufiger diagnostiziert wird.
Ein riskantes Dominospiel
„Je steifer die Arterie, desto schneller bewegt sich das Blut durch diese Blutgefäße, und das kann schädlich sein und unser System überlasten“, erläutert Kindler. Wenn sich diese Probleme häufen, sei es wie ein Dominospiel, bei dem ein Faktor aus dem Gleichgewicht gerät und alle verbundenen Faktoren mitreißt. Letztendlich kann dies zu tiefgreifenden Gesundheitsproblem führen.
Kardiovaskuläre Risiken beginnen in der Kindheit
Laut den Forschenden gibt es derzeit nur wenige Studien über kardiovaskuläre Risiken bei Jugendlichen. Viele Fachleute gehen aber davon aus, dass die negativen Veränderungen des kardiovaskulären Systems, die zu Krankheiten und Herzinfarkten führen, bereits in der Kindheit und Jugend beginnen können.
Wo soll angesetzt werden?
„Wir wollen, dass Kinder bis ins Erwachsenenalter ein starkes, gesundes Leben führen“, betont Kindler. Um dies zu erreichen, müssten jedoch alle Faktoren bekannt sein, die die Gesundheit nachhaltig beeinflussen, damit an der richtigen Stelle angesetzt werden kann. Ist die Ernährung der Schlüssel, körperliche Betätigung, Schlaf oder womöglich bislang unbekannte Mechanismen?
Diabetes im Kindesalter besonders verheerend
Kindler warnt davor, dass Typ-2-Diabetes im Kinder- und Jugendalter besonders verheerende Auswirkungen auf den weiteren Lebensverlauf haben kann. „Viele Körpersysteme neigen dazu, sich schneller zu zersetzen, wenn die Krankheit in den Wachstumsjahren auftritt, als im Erwachsenenalter“, betont Kindler. Vor allem Organe wie das Gehirn, die Nieren, die Knochen und die Leber werden bereits früh angegriffen. Um so wichtiger sei es zu verstehen, wie wir dieser Krankheit vorbeugen können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- University of Georgia: Overweight children are developing heart complications (veröffentlicht: 14.12.2021), news.uga.edu
- Simon Higgins, Babette S. Zemel, Joseph M. Kindler, et al.: Visceral fat and arterial stiffness in youth with healthy weight, obesity, and type 2 diabetes; in: Pediatric Obesity, 2021, onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.