Lungenembolie: Symptome, Diagnose und Therapie
In den vergangenen Monaten ist das Thema Lungenembolie verstärkt in das öffentliche Interesse gerückt, nachdem berichtet wurde, dass es in sehr seltenen Fällen nach Corona-Impfungen zu verstopften Lungengefäßen kam. Was vielen nicht bekannt ist: Eine Lungenembolie kann zu lebensgefährlichen Herz-Komplikationen führen. Fachleute informieren über Symptome, Diagnose und Therapie.
Bei einer Lungenembolie ist ein Blutgefäß verstopft, das die Lunge mit Blut versorgt. Der Verschluss entsteht meist durch ein Blutgerinnsel, das aus dem Bein oder dem Becken stammt, wird auf dem Portal „gesund.bund.de“ des Bundesministeriums für Gesundheit erklärt. Durch das verstopfte Gefäß staut sich das Blut zwischen Herz und Lunge. Eine Lungenembolie ist ein Notfall und muss unbedingt schnell behandelt werden.
Wechselwirkungen zwischen Herz und Lunge
Wie die Deutsche Herzstiftung in einer aktuellen Mitteilung schreibt, stellen Herzinfarkt und Schlaganfall die häufigsten Todesursachen unter den Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar, gefolgt von der akuten Lungenembolie. Bei einer solchen Lungenembolie wird ein Blutgerinnsel (Thrombus) über das Venensystem verschleppt und verschließt eine oder mehrere Lungenarterien, woraufhin das Herz schwer belastet werden kann. Eine Thrombose entsteht am häufigsten im tiefen Venensystem der Beine sowie des Beckens, ganz selten im rechten Herzvorhof oder in den Venen der oberen Gliedmaßen.
„Die Lungenembolie ist ein Paradebeispiel für die vielen Wechselwirkungen zwischen Herz und Lunge. Viele Menschen wissen nicht, dass Lungenerkrankungen zu lebensbedrohlichen Belastungen für Herz und Kreislauf werden und umgekehrt viele Erkrankungen des Herzens die Lunge bedrohen können“, erläutert der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
„In Notfallsituationen ist daher die rasche diagnostische Abklärung wichtig: liegt die Ursache am Herzen oder an der Lunge?“
Häufig ohne merkliche Beschwerden
Tückisch an der Lungenembolie ist, dass sie häufig ohne merkliche Beschwerden verlaufen oder – im Einzelfall – zum akuten Herz-Kreislauf-Versagen (kardiogener Schock) führen kann. „Die Symptome einer Lungenembolie sind vielfältig und recht uneindeutig“, sagt der Kardiologe Dr. Dr. med. Lukas Hobohm vom Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz. „Häufig stehen Luftnot, Schmerzen in der Brust und Schmerzen beim Einatmen, eine Herzfrequenz von über 100 Herzschlägen pro Minute oder ein vorübergehender Bewusstseinsverlust, auch Synkope genannt, im Vordergrund.“
D-Dimer-Bluttest kann helfen
Bei Patientinnen und Patienten, die mit kardiogenem Schock eingeliefert werden, ist bei Verdacht auf eine Lungenembolie die Ursache per Notfall-Algorithmus zu sichern, „damit die Blutgerinnsel gegebenenfalls rasch mit Medikamenten oder mit einem Katheter aufgelöst beziehungsweise entfernt werden können“, erklärt Hobohm.
Bei den rund 90 Prozent Patientinnen und Patienten mit akuter Lungenembolie, die sich bei Klinikaufnahme nicht im kardiogenen Schock befinden, wird die Diagnose schrittweise auf Basis der Symptome und klinischen Befunde gestellt. Ein sogenannter D-Dimer-Bluttest kann bei der Einschätzung einer Lungenembolie als wahrscheinliche Ursache helfen. Dieser Test weist Eiweiße (D-Dimere) nach, die im Körper beim Abbau von Blutgerinnseln entstehen.
Die Dauer des Klinikaufenthalts bei einer Lungenembolie hängt von Faktoren wie zum Beispiel Alter und Begleiterkrankungen ab. Zur Vermeidung von Komplikationen sei die Nachbeobachtung nach drei bis sechs Monaten laut den Fachleuten besonders wichtig.
Wie lange Blutverdünner einnehmen?
Die Akutbehandlung unterschiedet sich ebenfalls je nach Schwere der Lungenembolie. Bei stabilen Betroffenen mit nachgewiesener Lungenembolie reichen blutgerinnungshemmende Medikamente (sogenannte Blutverdünner), meistens in Tablettenform oder vorübergehend per „Bauchspritze“. „Die gerinnungshemmende Medikation sollten Patienten nach erstmaliger akuter Lungenarterienembolie mindestens drei bis sechs Monate lang verabreicht werden. Dann wird die Fortführung der Therapie erneut sorgfältig geprüft“, so Prof. Dr. med. Stavros Konstantinides, ärztlicher Direktor des Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz .
Die Therapiedauer kann individuell sehr unterschiedlich sein. Sie kann binnen drei Monaten nach Krankenhausentlassung, wenn die akute Lungenembolie durch bestimmte Thrombose-Risikofaktoren ausgelöst wurde, beendet werden oder sie muss dauerhaft sein auf Basis der neuen Gerinnungshemmer NOAK (Neue orale Antikoagulanzien) wie Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban. Diese Behandlung auf unbestimmte Zeit begründen Medizinerinnen und Mediziner mit dem verbesserten Sicherheitsprofil der NOAK und dem Ziel das Wiederauftreten von Thrombosen zu verhindern.
Eine unbefristete blutgerinnungshemmende Therapie birgt jedoch auch das Risiko gefährlicher Blutungen. Das Risiko für Blutungen ist im ersten Monat der Behandlung erhöht, nimmt dann ab und bleibt über die weitere Zeit hinweg stabil. Als typische Risikofaktoren für Blutungskomplikationen gelten ein Lebensalter über 75 Jahre, frühere Blutungen oder Schlaganfall, aktive Krebserkrankungen, eine bereits länger bestehende (chronische) Niereninsuffizienz, eine anderweitige blutverdünnende Therapie (Thrombozytenhemmung, etwa mit Aspirin oder Clopidogrel) oder eine schlecht kontrollierte Blutverdünnung.
Auslöser sind oft tiefe Venenthrombosen
Tiefe Venenthrombosen (TVT) sind eine häufige Ursache für eine akute Lungenembolie. Risikofaktoren für TVT sind unter anderem eine längere Bettruhe im Krankenhaus nach einem Knochenbruch oder einer Verletzung, größere Operationen sowie Blutgerinnungsstörungen.
Auch das Zusammenspiel aus Risikofaktoren wie Alter über 60 Jahre, familiäre Veranlagung (Eltern oder Geschwister hatten eine Thrombose), Herzschwäche, Krebserkrankung, Adipositas, Rauchen oder stark ausgeprägte Krampfadern erhöht das Risiko einer Thrombose. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Herzstiftung: Lungenembolie: Gefahr fürs Herz durch Verschluss von Lungengefäßen, (Abruf: 21.12.2021), Deutsche Herzstiftung
- Bundesministerium für Gesundheit: Lungenembolie, (Abruf: 21.12.2021), gesund.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.