Herzkrankheiten sind weiterhin die häufigste Todesursache
Zwei Drittel aller Deutschen sterben an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Damit sind Krankheiten wie Herzinfarkt und Co die Todesursache Nummer Eins. Es gibt allerdings Unterschiede in der Republik bei den Sterblichkeitsraten. Gerade in den ostdeutschen Bundesländern sterben mehr Menschen an einem Herzanfall, als im Westen.
Dies geht aus dem aktuellen „Herzbericht 2015″ hervor, welcher am Mittwoch in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Demnach würden in Sachsen-Anhalt mehr als doppelt so viele Menschen an einem Herzinfarkt versterben als z.B. in Hamburg und Schleswig-Holstein.
Die Herzmedizin hat in den vergangenen Jahrzehnten beeindruckende Fortschritte gemacht. Dennoch stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie die koronare Herzerkrankung (KHK) oder Herzrhythmusstörungen weiterhin die häufigste Todesursache mit insgesamt mehr als 338.000 Opfern im Jahr dar. Dies zeigt der neue „Herzbericht 2015“, welcher auf Statistiken des Jahres 2013 beruht und nun von der Deutschen Herzstiftung sowie den Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), Herzchirurgie (DGTHG) und Kinderkardiologie (DGPK) veröffentlicht wurde.
Demnach habe sich zwar die Zahl der Sterbefälle durch Herzerkrankungen insgesamt zwischen 1990 und 2013 deutlich um 17,2% verringert – doch bei bestimmten Leiden wie Herzklappenkrankheiten und Herzrhythmusstörungen sei den Experten zufolge ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Auch regional werden dem Bericht nach große Unterschiede deutlich, denn in ostdeutschen Bundesländern versterben weiterhin deutlich mehr Menschen an einem Herzinfarkt und dessen Vorläuferkrankheit, der koronaren Herzkrankheit (KHK), als in westlichen Ländern.
Sachsen-Anhalt verzeichnet doppelt so viele Herzinfarkt-Opfer wie Hamburg
Die Herzinfarktsterblichkeit erreichte dabei in Sachsen-Anhalt mit 99 (2012: 103) Gestorbenen pro 100.000 Einwohnern den höchsten Wert, so die Mitteilung der Herzstiftung. Auf Platz zwei und drei folgten Brandenburg mit 98 (2012: 105) und Sachsen mit 93 (2012: 94) Todesfällen. Demgegenüber wurden für Schleswig-Holstein nur 43 (2012: 46) Fälle pro 100.000 Einwohnern dokumentiert, Hamburg verzeichnete 48 (2012: 52) und Baden-Württemberg 57 (2012: 60) Todesopfer infolge eines Herzinfarkts.
Problematisch sei jedoch, dass gerade in den ostdeutschen Ländern die medizinische Versorgung nicht dem Bedarf entspreche, so Prof. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung. „Was nicht sein darf ist, dass die Bundesländer mit der geringsten Kardiologendichte zugleich gegen eine überdurchschnittlich hohe Infarktsterblichkeit ankämpfen wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern“, wird der Experte in der Mitteilung zitiert. Denn während im Jahr 2013 beispielsweise in Bremen ein Kardiologe für rund 18.4000 Einwohner zuständig war, musste ein Herz-Spezialist in Thüringen knapp 35.000 Einwohner versorgen.
Mehr Raucher und Bluthochdruckpatienten in Ländern mit hoher Infarktsterblichkeit
Neben dem zeigte sich, dass in Bundesländern mit einer überdurchschnittlich hohen Herzinfarktsterblichkeit meist auch die wichtigsten Risikofaktoren für die KHK bzw. einen Herzinfarkt wie Rauchen, Bluthochdruck, Übergewicht und metabolisches Syndrom deutlich häufiger auftreten. Demnach war vor allem in Sachsen-Anhalt der Anteil der Raucher und Menschen mit starkem Übergewicht vergleichsweise hoch, zudem lebten hier prozentual auch die meisten Menschen mit Bluthochdruck.
„Zugleich zeigt unsere Analyse ganz deutlich, dass auch sozial ungünstige Aspekte wie hohe Arbeitslosigkeit und ein hoher Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss in diesen Regionen stärker vertreten sind und für die Erklärung der überdurchschnittlichen Infarktsterblichkeit eine wichtige Rolle spielen“, erläuterte Prof. Dr. med. Andreas Stang, Leiter des Zentrums für Klinische Epidemiologie (ZKE) am Universitätsklinikum Essen, in einer weiteren Mitteilung.
Soziale Aspekte spielen eine zentrale Rolle bei der Prävention
Wie die Herzstiftung berichtet, würden sich aus dem Bericht wichtige neue Anhaltspunkte für eine gezielte Präventionsstrategie ergeben. Denn die Ergebnisse würden gerade für die überdurchschnittlich stark betroffenen Länder Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen ein bestimmtes Risikoprofil der Bevölkerung aufdecken, welches sich in Ländern mit durchschnittlichen Sterblichkeitsziffern in dieser Form nicht zeige, so Prof. Dr. med. Andreas Stang weiter. Dementsprechend sei nun dringender Handlungsbedarf seitens der Gesundheitspolitik notwendig, indem Präventionsmaßnahmen wie z.B. Bewegungsprogramme in Betrieben und Schulen und eine Verschärfung des Nichtraucherschutzes umgesetzt würden.
„Soziale Faktoren müssen dabei unbedingt in den Fokus der Prävention genommen werden. Denn drohende oder bestehende Arbeitslosigkeit begünstigen einen ungesunden Lebensstil etwa durch Stress, Depression, sportliche Inaktivität und ungesunde Ernährung und infolgedessen das Risiko für KHK und Herzinfarkt“, betonte Prof. Stang. Zudem müssten bislang unentdeckte Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen frühzeitig durch Vorsorge-Untersuchungen erkannt und konsequent behandelt werden. (nr)
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