Spezielles Nasenspray könnte gegen Demenz helfen
Die Behandlung von Demenzerkrankungen mit nasal verabreichten Wirkstoffen wird seit längerem erforscht und dieses Jahr wurde bereits eine erste klinische Studie an Menschen gestartet, die einen Nasenspray mit Protollin gegen Alzheimer nutzt. Forschende der Osaka City University (Japan) kommen nun zu dem Ergebnis, dass auch ein Nasenspray aus dem Antibiotikum Rifampicin und dem pflanzlichen Wirkstoff Resveratrol gegen Demenz eingesetzt werden könnte.
Das Forschungsteam hat eine Kombination aus Rifampicin und Resveratrol entwickelt und in Mausmodellen nachgewiesen, dass dessen nasale Verabreichung die kognitiven Funktionen verbessert und die negativen Nebenwirkungen einer alleinigen Verabreichung von Rifampicin vermeidet. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem Fachmagazin „Frontiers in Neuroscience“ veröffentlicht.
Wirksame Behandlung fehlt bislang
„Die Zahl der Demenzpatienten nimmt weltweit zu, manche Quellen sagen eine Verdoppelung der Patienten alle 20 Jahre voraus. Es gibt jedoch noch immer keine wirksame Behandlung für diese Krankheit”, so Studienautor Tomohiro Umeda von der Osaka City University. Nasal verabreichte Wirkstoffe haben jedoch in ersten Studien bereits vielversprechendes Potenzial bei der Beseitigung der Proteinablagerungen im Gehirn gezeigt, die als Ursache für Demenz vermutet werden.
Antibiotikum gegen Proteinablagerungen
Ablagerungen der Proteine Amyloid-β, Tau und α-Synuclein im Gehirn gelten als mögliche Ursache von Demenzerkrankungen. Die Proteine bilden dabei sogenannte Oligomere. In früheren Forschungsarbeiten haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Osaka City University bereits an Mäusen nachgewiesen, dass das Antibiotikum Rifampicin die Oligomere aus dem Gehirn entfernt und die kognitiven Funktionen verbessert. Problematisch waren dabei allerdings die Nebenwirkungen, wie schwere Leberschäden.
Kombination mit Resveratrol
„Um die negativen Nebenwirkungen des bestehenden Medikaments Rifampicin zu bekämpfen, dachten wir daran, es mit der hepatoprotektiven Wirkung von Resveratrol zu kombinieren“, erläutert Studienleiter Professor Takami Tomiyama von der Osaka City University weiter. Resveratrol ist ein Antioxidans, das zum Beispiel in Weintrauben und Himbeeren in höheren Konzentrationen enthalten ist und auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird.
In der aktuellen Studie verabreichten die Forschenden Mäusen mit Alzheimer-Krankheit, einer frontotemporalen Demenz und einer Lewy-Körperchen-Demenz eine fest dosierte Kombination aus Rifampicin und Resveratrol intranasal an fünf Tagen pro Woche über einen Zeitraum von insgesamt vier Wochen. Dabei beobachteten sie die Veränderungen der kognitiven Funktionen und der Gehirnpathologie der Tiere.
Deutliche positive Effekte
Durch die Behandlung haben sich die kognitiven Funktionen der Mäuse deutlich verbessert, die Anhäufung von Oligomeren wurde gehemmt und der sogenannte Synaptophysinspiegel normalisierte sich. „Darüber hinaus blieben die Blutspiegel von Leberenzymen, einem Marker für Leberschäden, der normalerweise bei Rifampicin ansteigt, bei der Kombination mit einer festen Dosierung normal“, berichten die Forschenden.
Darüber hinaus sei im Hippocampus eine erhöhte Expression des Wachstumsfaktors BDNF festzustellen gewesen, was mit Rifampicin allein nicht der Fall war. BDNF trägt zum Schutz von Neuronen und Synapsen bei und fördert deren Wachstum.
Vielversprechender Ansatz gegen Demenz
Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Wirkstoff-Kombination in fester Dosierung sowohl in Bezug auf die Sicherheit als auch auf die Wirksamkeit Rifampicin allein überlegen ist, berichten die Forschenden. Die nasale Verabreichung einer fest dosierten Kombination aus Rifampicin und Resveratrol könnte demnach ein vielversprechenden Ansatz zur Therapie von Demenzerkrankungen sein. Auch wären dabei laut Aussage der Forschenden nur sehr niedrige Dosierungen des Antibiotikums erforderlich. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Tomohiro Umeda, Ayumi Sakai, Keiko Shigemori, Ayumi Yokota, Toru Kumagai, Takami Tomiyama: Oligomer-Targeting Prevention of Neurodegenerative Dementia by Intranasal Rifampicin and Resveratrol Combination – A Preclinical Study in Model Mice; in: Frontiers in Neuroscience (veröffentlicht 13.12.2021), frontiersin.org
- Osaka City University: Stopping dementia at the nose with combination of rifampicin and resveratrol (veröffentlicht 27.12.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
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