Sechs Kräuter und Gewürze mit klinischer Relevanz
Gewürze verleihen dem Essen den letzten Schliff, doch viele Gewürze enthalten auch chemische Verbindungen, die medizinisch genutzt werden können. Bereits in der Antike wurden Kräuter und Gewürze zur Behandlung verschiedener Beschwerden eingesetzt. In aktuellen Forschungen wurden bioaktive Substanzen identifiziert, die für die Effekte verantwortlich sind. Sechs Kräuter mit medizinischem Potenzial wurden nun in einer Übersichtsarbeit vorgestellt.
Forschende um den Chemiker Professor Atta-ur-Rahman vom Kings College London und der University of Cambridge haben den fünften Band einer Übersichtsarbeit veröffentlicht, in der wissenschaftliche Erkenntnisse über Gewürze mit medizinischem Potenzial zusammengefasst werden. Die sechs Gewürze Schwarzkümmel, Zimt, Sumach, Gewürznelke, Ackerminze und Ingwer wurden neu in die Übersicht aufgenommen. Die Arbeit wurde kürzlich unter dem Titel „Science of Spices & Culinary Herbs“ veröffentlicht.
Gewürznelke (Syzygium aromaticum)
Die Gewürznelke wird laut der Forschungsgruppe hauptsächlich in Indonesien produziert und weltweit gehandelt. Die Verwendung von Gewürznelken lässt sich in Syrien durch archäologische Funde bis ins Jahr 1700 vor Christus zurückverfolgen. Abgesehen von der kulinarischen Verwendung haben die chemischen Verbindungen in der Gewürznelke ein großes Potenzial für kosmetische, medizinische, ernährungsbezogene und landwirtschaftliche Anwendungen. Gewürznelken nehmen in verschiedenen traditionellen Heilpraktiken eine besondere Stellung ein.
Gewürznelken zählen zu den stärksten Antioxidantien
Nach Angaben der Arbeitsgruppe gehört die Gewürznelke zu den stärksten bekannten antioxidativen Quellen, die bislang in Pflanzen gefunden wurden. Zu den medizinisch relevanten Substanzen gehören unter anderem Phenole, Monoterpene, Sesquiterpene und weitere Kohlenwasserstoffverbindungen. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören Eugenol, Eugenolacetat und β-Caryophyllen. Diese Substanzen bieten eine breite Palette biologischer Aktivitäten.
Nach Angaben der Forschenden wirken diese chemischen Verbindungen
- antimykotisch,
- herbizid,
- krebshemmend,
- entzündungshemmend,
- antioxidativ,
- antiviral,
- antimikrobiell,
- antidiabetisch,
- antithrombotisch,
- schmerzlindernd,
- insektenabweisend.
Weiterführende Informationen finden Sie in dem Artikel „Gewürznelke (Syzygium aromaticum)“.
Schwarzkümmel (Nigella sativa)
Der Echte Schwarzkümmel (Nigella sativa) ist eine einjährige Pflanze, die in Südwestasien heimisch ist. Traditionell werden die Samen oder das daraus gewonnene Öl bei einer Reihe von gesundheitlichen Beschwerden verwendet, insbesondere bei Diabetes, Verdauungsstörungen, Arthritis und Asthma.
Die Forschenden verweisen auf Laborstudien, die gezeigt, dass die Samen eine antihyperlipidämische (gegen erhöhte Blutfett-Werte), krampflösende, antimikrobielle, blutdrucksenkende und krebshemmende Wirkung haben. Zudem besitzen die Inhaltsstoffe nachweislich schmerzlindernde und wundheilende Eigenschaften.
Schwarzkümmel gegen Diabetes
Die Samen sind insbesondere bei Stoffwechselstörungen von klinischem Interesse, da sie sich positiv auf Bluthochdruck und Diabetes auszuwirken und dabei unterstützen, den Fettgehalt des Körpers zu reduzieren. Zudem wird derzeit in mehren klinischen Studien das Potenzial von Schwarzkümmel zur Behandlung von Unfruchtbarkeit, Krebs, Asthma, Fettleber und rheumatischer Arthritis untersucht.
Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Schwarzkümmels
Die wichtigsten bioaktiven Bestandteile des Schwarzkümmels sind ätherische Öle wie Thymochinon und Alkaloide, darunter Pyrazolalkaloide wie Nigellidin und Nigellizin sowie Isochinolinalkaloide wie Nigellimin-N-oxid.
Zusätzliche Informationen finden Sie in dem Artikel „Schwarzkümmel – Schwarzkümmelöl: Wirkung und Anwendung“.
Ackerminze (Mentha arvensis L.)
Die Ackerminze ist ein traditionelles Kraut aus der Familie der Lamiaceae, das in der ganzen Welt verbreitet ist. In der Antike wurde die Ackerminze weitläufig in Europa angebaut. Im 19. Jahrhundert wurde der Anbau auch in Japan, China und weiteren asiatischen Ländern populär. In den letzten 47 Jahren gab es der Arbeitsgruppe zufolge zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über die Inhaltsstoffe der Ackerminze.
Die gesammelten Erkenntnisse deuten darauf hin, das Substanzen von Mentha arvensis (L.) Potenzial als Wirkstoff in Arzneimitteln für die Behandlung verschiedener Erkrankungen hat. Das Kraut wirkt laut den Studien
- antimikrobiell,
- antioxidativ,
- strahlenschützend,
- geschwürhemmend,
- neuroleptisch,
- nierenschützend,
- krebshemmend,
- antiemetisch (gegen Übelkeit und Erbrechen),
- schmerzlindernd,
- antiallergisch,
- entzündungshemmend.
Zusätzliche Informationen und Anwendungen finden Sie in dem Artikel „Ackerminze – Mentha arvensis“.
Ingwer (Zingiber officinale Rosc.)
Ingwer ist ein weit verbreitetes Gewürz, das seit Jahrhunderten als Heilmittel verwendet wird. In der traditionellen indischen Heilkunde Ayurveda wird Ingwer in vielen Rezepturen zur Behandlung verschiedener Krankheiten verwendet. Es gilt im ayurvedischen Medizinsystem als eine der wichtigen Heilpflanzen.
Ingwer: Anwendung im Ayurveda
Im Ayurveda wird frischer Ingwer allein oder zusammen mit anderen Arzneimitteln unter anderem bei Übelkeit, Verdauungsstörungen, Fieber, Schnupfen, Bronchialasthma, Husten, Durchfall, Magersucht, Hämorrhoiden, Ödemen, Unterleibsstörungen, Ohnmacht, Urtikaria, Ohrenschmerzen und rheumatischer Arthritis eingesetzt.
Getrockneter Ingwer findet Einsatz allein oder mit anderen Arzneimitteln bei Fieber, Durchfall, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Malabsorptionssyndrom, Hämorrhoiden, Übersäuerung, Bauchschmerzen, Herzkrankheiten, Bauchknoten, Erkrankungen des Unterleibs, Ödemen, Schluckauf, Bronchialasthma, Husten, Alkoholismus, rheumatoide Arthritis, Filarien, Mundkrankheiten, Ohrenkrankheiten, Augenkrankheiten, Erkrankungen des Kopfes, zur Reinigung der Muttermilch, Gelbsucht und Skorpionvergiftung.
Aktuelle Forschungsarbeiten über Ingwer
Nach Angaben des Forschungsteams haben aktuelle Studien gezeigt, dass Substanzen aus dem Ingwer nachweislich wirksam sind bei postoperativer Übelkeit und Erbrechen, übermäßigen Menstruationsblutungen, Dysmenorrhoe, Krebs, Diabetes und rheumatischen Erkrankungen. Die Wurzeln sind reich an ätherischen Ölen, die medizinisch relevante Wirkstoffe wie [6]-Gingerol, [6]-Shogaole, Zingiberol, Zingiberon und α-Zingiberen enthalten. Die chemischen Inhaltsstoffe haben das Potenzial zur medizinischen Verwendung gegen Arthritis, Entzündungen, Diabetes, Bakterien, Krebs und Pilz-Infektionen.
Weitere Informationen finden Sie in dem Artikel „Ingwer – Wirkung, Rezepte und selber pflanzen“.
Zimt (Cinnamomum verum)
Zimt wird aus den Blättern und der Wurzel des Ceylon-Zimtbaums (Cinnamomum verum) gewonnen. Das Gewürz hat eine lange Tradition sowohl in der Ernährung als auch in der Medizin. Die klinisch relevanten Inhaltsstoffe des Zimts unterscheiden sich jedoch zum Teil erheblich in Abhängigkeit von der botanischen Herkunft, den klimatischen Bedingungen, dem Ernteverfahren und den Herstellungsprozessen. Ätherische Öle des Zimtbaums können aus der Rinde, dem Blatt und der Wurzel gewonnen werden. Auch die Öle unterscheiden sich teilweise stark in der chemischen Zusammensetzung.
In der traditionellen Medizin wird Zimtrinde beispielsweise gegen Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, Typ-2-Diabetes, Lungeninfektionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und neurologischen Störungen eingesetzt. In Rahmen von Studien der letzten Jahrzehnte zeigten Inhaltsstoffe des Zimts eine antioxidative, antimikrobielle, krebshemmende und entzündungshemmende Wirkung. Auch die Wirksamkeit zur Kontrolle des Blutzucker- und Lipidspiegels wurde belegt.
Weitere Informationen finden Sie in dem Artikel „Zimt – Inhaltsstoffe, Wirkungen und Anwendung“.
Sumach (Rhus coriaria)
Sumach stammt von der Pflanze Gerber-Sumach (Rhus coriaria) und wird weltweit als Gewürz und Farbstoff eingesetzt. Neben diesen bekannten Verwendungszwecken besitzt Sumach eine Reihe von medizinisch relevanten Inhaltsstoffen, vor allem wichtige primäre und sekundäre Metaboliten. Studien zu Sumach haben eine antioxidative, antimikrobielle, antimykotische, entzündungshemmende, antidiabetische und krebshemmende Wirkung belegt.
Darüber hinaus haben die Inhaltsstoff positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Wie die Forschenden berichten, sind derzeit sogar Studien in Planung, in denen die Wirksamkeit von Sumach gegen COVID-19 untersucht werden soll. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Atta-ur-Rahman, M. Choudhary , Sammer Yousuf, et al.: Science of Spices and Culinary Herbs - Latest Laboratory, Bentham Science, 2021, DOI: 10.2174/97898149981541210501, eurekaselect.net
- Bentham Science: Science of spices and culinary herbs (veröffentlicht: 29.12.2021), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.