Neuer „Öko-Mantel“ für Gemüse und Obst
Obst und Gemüse verdirbt teilweise schnell. Die Heidelbeeren, die im Supermarkt noch lecker aussahen, sind im schlechtesten Fall bereits am nächsten Tag mit einer Schimmelschicht überdeckt. Helfen könnten Verpackungen, die aber die Umwelt belasten. Ein Forschungsteam aus der Schweiz fand nun eine Lösung, mit der Gemüse und Obst länger haltbar gemacht werden kann und gleichzeitig die Umwelt geschützt wird.
Forschende der Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) haben gemeinsam mit der Supermarktkette Lidl Schweiz eine Schutzschicht aus Cellulose für Früchte und Gemüse entwickelt. Die neuartige Ummantelung wird aus sogenanntem Trester hergestellt, einem Material aus ausgepressten Frucht- und Gemüseschalen. Ziel des Projektes ist es, Verpackungsmüll zu vermindern und den Anteil an weggeworfenen Obst und Gemüse zu reduzieren. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „ACS Sustainable Chemistry & Engineering“ vorgestellt.
Unmengen Plastikmüll durch Verpackungen
Plastikverpackungen zum Schutz von Obst und Gemüse sorgen für beträchtliche Mengen an Müll. Die neue Schutzbeschichtung aus Cellulose, die in Auftrag von Lidl entwickelt wurde, basiert auf nachwachsenden Rohstoffen. Die damit beschichteten Früchte und Gemüse bleiben bedeutend länger frisch, ohne dass sie eine zusätzliche Plastikverpackung benötigen.
Die EMPA besitzt bereits jahrzehntelange Forschungserfahrung mit Cellulose-Produkten. Diese Expertise ließen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Ummantelung einfließen. Die Cellulose-Schicht kann direkt auf das Obst und das Gemüse aufgetragen werden, um die Haltbarkeit deutlich zu verlängern. Bananen konnten so beispielsweise eine Woche länger aufbewahrt werden.
Schutzbeschichtung kann erdölbasierte Verpackungen ersetzen
„Das grosse Ziel ist, dass solche natürlichen Coatings in der Zukunft viele erdölbasierte Verpackungen ersetzen können“, erörtert Gustav Nyström. Er ist Leiter der Empa-Forschungsabteilung. Zur Herstellung der Schicht werden die festen Rückstände verwendet, die nach dem Auspressen des Saftes von Obst, Gemüse oder Pflanzen übrig bleiben.
Schicht ist verzehrbar und abwaschbar
Solche Pflanzenrückstände wurden bislang in Biogasanlagen verbrannt oder als Dünger auf Felder aufgetragen. Nun soll aus dem Abfallprodukt eine Schutzbeschichtung für frische Produkte hergestellt werden. Die Beschichtung kann entweder direkt auf die Früchte aufgesprüht werden oder die entsprechende Ware kann darin eingetaucht werden. Die Endverbraucher können die Schicht dann einfach abwaschen. Aber das Coating kann auch bedenkenlos verzehrt werden. Es besteht sogar die Möglichkeit, darin wichtige Zusätze wie Vitamine oder Antioxidantien zu integrieren.
Erster Test in der Schweiz
Nach Angaben der Forschenden wird die Schutzbeschichtung in den nächsten zwei Jahren zusammen mit Lidl Schweiz und einem Obst- und Gemüselieferanten getestet. Bei erfolgreichem Test sollen die Beschichtung dann anschließend in allen 150 Lidl Filialen in der Schweiz eingesetzt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- L. Amoroso, K.J. De France, G. Nyström, et al.: Sustainable Cellulose Nanofiber Films from Carrot Pomace as Sprayable Coatings for Food Packaging Applications; in: ACS Sustainable Chem. (2021); DOI: 10.1021/acssuschemeng.1c06345., pubs.acs.org
- Empa: Öko-Mantel für Bananen (veröffentlicht: 04.01.2022), empa.ch
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.