Wie sich Östrogen auf den Körper auswirkt
Es ist bekannt, dass eine Mangel an Östrogen im Körper negative Folgen haben kann, wie beispielsweise Hitzewallungen und eine Gewichtszunahme. Dies gilt insbesondere in der Perimenopause und Postmenopause. Aber Östrogen hat auch positive Auswirkungen. So kann es unter anderem die Stimmung verbessern und Herz und Gehirn schützen. Die Gynäkologin Dr. Swapna Kollikonda von der Cleveland Clinic in den USA erläutert, wie Östrogen funktioniert und warum es so wichtig für den Körper ist.
Was ist Östrogen?
Östrogen ist ein Hormon, welches für viele Funktionen im Körper verantwortlich ist. Bei Frauen trägt es beispielsweise zur Entwicklung und Erhaltung des Fortpflanzungssystems und von Merkmalen wie Brüsten und Schamhaaren bei, so die Expertin.
Anstieg von Östrogen ab der Pubertät
„Östrogen ist ein Hormon, dass von den Eierstöcken ausgeschüttet wird“, berichtet Dr. Kollikonda in einer aktuellen Pressemitteilung der Cleveland Clinic. Es reguliert bei Frauen den Menstruationszyklus während des reproduktiven Alters. Mit Beginn der Pubertät steigt der Östrogenspiegel an. Jeden Monat, wenn der Östrogenspiegel ansteigt, bereitet sich die Gebärmutterschleimhaut auf die Befruchtung vor. Wenn der Östrogenspiegel sinkt, setzt die Menstruation ein, erläutert die Expertin.
Im Alter sinkt der Östrogenspiegel
Mit zunehmendem Alter beginnt der Östrogenspiegel schließlich zu sinken, was dann letztendlich zur Menopause führt, die das Ende der reproduktiven Jahre markiert. „Mit zunehmendem Alter lässt die Funktion der Eierstöcke nach, und die Zahl der Eibläschen in den Eierstöcken nimmt ab. Dadurch sinkt der Östrogenspiegel. Das ist ein normaler Alterungsprozess“, erläutert Dr. Kollikonda.
Vorteile von Östrogen
Es sei bekannt, dass sich Östrogen vor allem auf das Fortpflanzungssystem auswirkt. Doch die neuste Forschung habe gezeigt, dass Östrogen sich auf fast alle Organsysteme positiv auswirkt. Beispielsweise sei es gut für das Herz, da Östrogen das kardiovaskuläre Gewebe gesund halte. Es trage außerdem auch dazu bei, den Blutdruck stabil zu halten.
Ein hoher Spiegel an Östrogen trage auch dazu bei, die sogenannten Triglyceride (eine Art von Fett) im Blut niedrig zu halten. Und ein hoher Östrogenspiegel erhöht zudem das gesunde HDL-Cholesterin und senkt das LDL-Cholesterin, berichtet die Medizinerin.
Weitere Auswirkungen auf das Herz werden zur Zeit noch untersucht. So hätten Untersuchungen beispielsweise gezeigt, dass Herzerkrankungen bei Personen zunehmen, welche sich vor der Menopause einer bilateralen Oophorektomie (Entfernung beider Eierstöcke) unterziehen.
Östrogen schützt das Gehirn und verbessert Gedächtnis
Indem Östrogen dabei hilf, das Gehirn zu durchbluten, trage es zu einer Schutzwirkung bei. Und Östrogen verbessere das Gedächtnis und die Feinmotorik, so Dr. Kollikonda. Sollten Menschen Schwierigkeiten haben sich zu konzentrieren, könne ein niedriger Östrogenspiegel durchaus die Ursache sein. Ebenso bestehe ein Zusammenhang mit der Gesundheit des Gehirns im Alter und das Östrogen schütze auch vor Entzündungen und Krankheiten.
Östrogen verbessert Muskelmasse und Knochendichte
Östrogen ist wichtig für das Wachstum der Knochen und die Verbesserung der Muskelmasse und trägt zum Schutz vor Osteoporose bei, erläutert Dr. Kollikonda. „In den Wechseljahren nimmt die Knochenmasse aufgrund des Östrogenrückgangs ab und macht die Knochen schwach und brüchig, so dass sie leichter brechen”, ergänzt die Expertin.
Östrogen verbessert die Stimmung
Stimmungsschwankungen, welche häufig kurz vor der Menstruation auftreten, können ebenfalls durch den schwankenden Östrogenspiegel verursacht werden, berichtet Dr. Kollikonda weiter. Östrogen sei dafür bekannt, dass es den Serotoninspiegel reguliert und die Wirksamkeit der Endorphine unterstützt. Es könne auch dazu beitragen, die Nerven zu schützen und das Nervenwachstum zu fördern. Bisher bleibe aber immer noch unklar, ob ein niedriger oder hoher Östrogenspiegel die Stimmung beeinflussen kann.
Auswirkungen auf das Liebesleben
Östrogen ist wichtig für das Sexualleben, da es dafür sorgt, dass die Vagina feucht bleibt und sich Sex angenehm anfühlt, so die Gynäkologin. Sollte der Östrogenspiegel niedrig sein, werde quasi weniger Gleitmittel produziert. „In den Wechseljahren nimmt die Elastizität der Vagina ab. Sex kann sehr schmerzhaft sein“, erläutert Dr. Kollikonda. Hier gebe es jedoch Vaginalcremes oder -lotionen, welche in diesem Fall helfen.
Macht es Sinn, Östrogen einzunehmen?
Ärztliche Beratung kann helfen, auf diese Frage die richtige Antwort zu finden. Beispielsweise können Bluttests feststellen, ob der Östrogenspiegel niedrig ist. Nach ärztlicher Beratung könne dann eine Hormonersatztherapie verschrieben werden, die das Östrogen ergänzt. Östrogen kann dabei auf verschiedenste Art und Weise verabreicht werden, beispielsweise durch orale Medikamente, Pflaster, Gel, Creme oder Spray. Die richtige Anwendung und Dosierung sollte fachärztlich bestimmt werden.
In der Vergangenheit hat es laut der Gynäkologin häufig Bedenken darüber gegeben, dass eine Hormonersatztherapie das Risiko für Brustkrebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. Doch neuste Forschung zeigt, dass Östrogen von Vorteil sein kann, wenn die Hormonersatztherapie eher früher als später begonnen wird, fügt Dr. Kollikonda hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: Estrogen: What It Does and 5 Benefits (veröffentlicht 05.01.2021), Clelveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.