Auswirkungen von Virtual-Reality auf Therapiesitzungen
Die Verwendung von Virtual-Reality könnte in Zukunft helfen, den Erfolg von Therapien erheblich zu verbessern. Denn manche Menschen tauschen sich lieber mit einem künstlichen Virtual-Reality-Avatar über erlebten negativen Erfahrungen aus, als mit einer realen Person.
In einer neuen Untersuchung der Edith Cowan University (ECU) in Australien wurde festgestellt, dass viele Personen lieber mit einem Virtual-Reality-Avatar als mit einem echten Menschen über ihre negativen Erfahrungen sprechen. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Virtual Reality“ publiziert.
Therapeutische Gespräche mit einem VR-Avatar
Für die Studie verglichen die Forschenden soziale Interaktionen, bei denen sich Menschen in der Virtual-Reality (VR) unterhalten haben, mit realen Gesprächen von Angesicht zu Angesicht. Das Team nutze Technologie zur vollständigen Erfassung von Gesichts- und Körperbewegungen. So konnte in der VR ein Avatar erschaffen werden, welcher seinem realen Gegenstück sehr ähnelt. Die Forschenden analysierten, wie eine Interaktion mit dem Avatar verglichen mit einem realen Menschen ausfällt.
Die Teilnehmenden bewerteten für die Untersuchung ihre Erfahrungen anhand von Faktoren wie Vergnügen, wahrgenommenem Verständnis, Komfort, Unbehaglichkeit und dem Ausmaß, in dem sie das Gefühl hatten, Informationen über sich selbst preiszugeben, erklärt Studienautor Dr. Shane Rogers von der Edith Cowan University.
Unterschiede in der sozialen Interaktion
„Im Großen und Ganzen bewerteten die Teilnehmenden die soziale Interaktion in der VR als ähnlich wie die Interaktion von Angesicht zu Angesicht, mit Ausnahme der Nähe, bei der sich die Teilnehmenden von Angesicht zu Angesicht einander etwas näher fühlten”, berichtet Dr. Rogers in einer Pressemitteilung der ECU.
Zunahme der Nutzung von VR ist zu erwarten
Es gibt die VR-Technologie zwar schon seit einer längeren Zeit, aber besonders die Verwendung von Motion Capture zur Verbesserung der Virtual-Reality könnte nach Aussage von Dr. Rogers dazu führen, dass diese Technologie Einzug in den Alltag erhählt.
„Diese Technologie hat das Potenzial für eine breite Anwendung in einer Reihe von Bereichen, wie z. B. in der Unterhaltung, im Geschäftsleben, im Tourismus, in der Bildung und in der Therapie”, erläutert Dr. Rogers.
30 Prozent der Teilnehmenden sprachen lieber mit Avatar
„Die Studie ergab, dass 30 Prozent der Menschen es vorzogen, negative Erfahrungen über VR zu erzählen. Dies bedeutet, dass sich die Therapie für neue Menschen öffnen könnte, die sich bei traditionellen persönlichen Gesprächen nicht wohlfühlen“, berichtet der Mediziner weiter.
Effektive Behandlung aus der Ferne in Aussicht
So könnten Therapeuten und Therapeutinnen gegebenenfalls eine Behandlung effektiv aus der Ferne durchführen. Denn die virtuelle Realität ermögliche, Gespräche von Person zu Person in einem Raum zu führen, obwohl sich beide beteiligten Parteien in der Realität eigentlich in ihrem eigenen Zuhause befinden.
Dr Rogers geht davon aus, dass die soziale Interaktion in der virtuellen Realität in den nächsten fünf Jahren eher alltäglich wird, als wie bisher zu einer Nische zu zählen. Die Gründe hierfür seien vielseitg. „Leistungsfähigere Computer werden erschwinglicher, VR-Headsets und Peripheriegeräte werden weiterentwickelt, und benutzerfreundlichere Softwareplattformen für die VR-Interaktion sind verfügbar und werden aktualisiert”, erklärt der Experte.
Zukünftig soll weiter analysiert werden, wie sich Bewegungstreue und Grafik auf die Erfahrung der benutzenden Personen auswirken. Und auch das generelle Potenzial von VR für therapeutische Zwecke sollte laut Dr. Rogers weiter untersucht werden. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Shane L. Rogers, Rebecca Broadbent, Jemma Brown, Alan Fraser, Craig P. Speelman: Realistic Motion Avatars are the Future for Social Interaction in Virtual Reality; in: Virtual Reality (veröffentlicht 03.01.2022), Virtual Reality
- Edith Cowan University: Virtual Reality could help make therapy easier (veröffentlicht 05.01.2022), ECU
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.