Rauchende laut Studie mit zunehmendem Alter sozial isolierter und einsamer
Frühere wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen, die isoliert und einsam sind, eher rauchen. Eine neue Studie, die die erste ihrer Art ist, zeigt nun, dass das Rauchen selbst auch zu einem höheren Maß an Isolation und Einsamkeit führen kann.
Die Studie, die vor kurzem in der Fachzeitschrift „The Lancet Regional Health Europe“ veröffentlicht wurde und von Forschenden des Imperial College London (ICL) und des University College London (UCL) geleitet wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen Rauchen und der Entwicklung von sozialer Isolation und Einsamkeit.
Gute Gründe für den Rauchstopp
Laut einer Mitteilung stellte sich heraus, dass Menschen, die rauchten, im Laufe der Zeit ihre sozialen Kontakte verringerten und im Vergleich zu Nichtrauchenden weniger sozial engagiert und einsamer wurden.
„Unsere Untersuchungen deuten darauf hin, dass Rauchen zusätzlich zu den bekannten körperlichen Auswirkungen des Rauchens auch für Aspekte der psychischen und sozialen Gesundheit schädlich ist“, sagt Studienautor Dr. Keir Philip vom National Heart & Lung Institute am ICL.
„Einige Leute denken, dass Rauchen eine soziale Aktivität ist, aber unsere Studie unterstützt diese Annahme nicht – Raucher wurden im Laufe der Zeit tatsächlich sozial isolierter und einsamer als Nichtraucher.“
Er fügt hinzu: „Unsere Ergebnisse tragen zum bestehenden Wissen in diesem Bereich bei und legen die Existenz eines Teufelskreises aus Rauchen, sozialer Isolation und Einsamkeit nahe. Diese Forschung liefert noch mehr Gründe, warum Menschen versuchen sollten, dieses Jahr mit dem Rauchen aufzuhören.“
Verringerung der sozialen Kontakte
Für die neue Studie wurden Daten der English Longitudinal Study of Aging (ELSA) verwendet, die aus einer national repräsentativen Stichprobe von 8.780 Personen im Alter von 50 Jahren und älter in England besteht. Die soziale Isolation und Einsamkeit der Teilnehmenden wurden über 12 Jahre (zu Beginn, dann nach 4, 8 und 12 Jahren) erhoben.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fanden heraus, dass aktuelle Rauchende zu Beginn der Studie eher einsam und sozial isoliert waren als Nichtrauchende. Sie hatten weniger häufige soziale Interaktionen mit Familie sowie Freundinnen und Freunden, beschäftigten sich seltener mit gemeinschaftlichen und kulturellen Aktivitäten und lebten eher allein.
Rauchen war mit einer stärkeren Verringerung der sozialen Kontakte, einer Zunahme des sozialen Rückzugs und einer Zunahme der Einsamkeit im Laufe der Zeit verbunden. Diese Ergebnisse blieben auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status bestehen.
Mögliche Faktoren
Die Studie ist eine Beobachtungsstudie, so dass die Ursachen für diesen Zusammenhang nicht bestimmt werden können, aber die Autorinnen und Autoren spekulieren, dass diese auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen sein könnten.
Rauchende haben beispielsweise ein erhöhtes Risiko, an Atemnot und anderen körperlichen Gesundheitsproblemen, einschließlich Lungen- und Herzerkrankungen, zu erkranken, die ihre Sozialisationsfähigkeit einschränken.
Ebenso ist das Rauchen mit einem erhöhten Risiko für psychische Gesundheitsprobleme wie Angstzuständen und Depressionen verbunden, die sich auf die Art und Weise auswirken können, wie jemand Kontakte knüpft. Außerdem haben Freundinnen und Freunde von Rauchenden häufiger selbst geraucht und sind daher oft vorzeitig gestorben.
Andere soziale Faktoren umfassen die verminderte soziale Akzeptanz des Rauchens im Allgemeinen und insbesondere durch die Ausweitung der Gesetze zum Rauchverbot, die eingeführt wurden, um die durch das Passivrauchen verursachten Schäden zu verringern.
Rauchen schadet der Gesundheit
„Die meisten Menschen wissen bereits, dass Rauchen ein Gesundheitsrisiko darstellt. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Raucher mit zunehmendem Alter auch eher sozial isoliert und einsam werden“, so Professor Nick Hopkinson, ein weiterer Studienautor vom National Heart & Lung Institute am ICL.
„Diese Ergebnisse sind ein weiterer Grund für die Regierung, die erforderlichen Maßnahmen einzuführen, um ihre Ambitionen für ein rauchfreies Jahr 2030 zu verwirklichen. Dazu gehören eine „Verschmutzungsabgabe“ auf die Gewinne der Tabakindustrie und die Anhebung des gesetzlichen Alters für Tabakverkäufe von 18 auf 21 Jahre.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Imperial College London: New findings suggest smoking increases social isolation and loneliness, (Abruf: 09.01.2022), Imperial College London
- Keir EJ Philip, Feifei Bu, Michael I Polkey, Jamie Brown, Andrew Steptoe, Nicholas S Hopkinson, et al.: Relationship of smoking with current and future social isolation and loneliness: 12-year follow-up of older adults in England; in: The Lancet Regional Health Europe, (veröffentlicht: 02.01.2022), The Lancet Regional Health Europe
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.