Was tun bei Schmerzen in den Beinen?
Ein regelmäßiger oder immer wiederkehrender Schmerz, welcher ein Bein betrifft oder in dieses ausstrahlt, kann auf eine sogenannte Radikulopathie (Schädigung der Nervenwurzeln) zurückgehen. Mögliche Ursache für eine Radikulopathie ist beispielsweie ein Bandscheibenvorfall. Der Wirbelsäulenchirurg Dr. Dominic Pelle von der Cleveland Clinic in den USA erläutert, welche Behandlungsansätze bei ausstrahlenden Schmerzen im Bein in Frage kommen.
Grad der Schädigung bestimmen
Zunächst rät der Experte den Betroffenen, sich dringend ärztlich untersuchen zu lassen, um so den Grad der Schädigung (von leicht bis schwer) einzuschätzen. Zur Behandlung von ausstrahlenden Schmerzen im Bein gibt es laut Dr. Pelle anschließend in der Regel vier Behandlungsstufen. Je nach Schweregrad der Schmerzen werde durch eine ärztliche Untersuchung die Empfehlung für eine oder mehrere der folgenden Maßnahmen ausgesprochen.
Entzündungshemmende Medikamente
Wenn eine Nervenwurzel durch einen Bandscheibenvorfall entzündet oder durch normale Degeneration aufgrund des Alterns gereizt ist, lassen die Schmerzen oftmals durch entzündungshemmende Medikamente nach, erläutert der Mediziner in einer aktuellen Pressemitteilung der Cleveland Clinic. Wenn frei erhätliche entzündungshemmende Medikamente (beispielsweise Ibuprofen) nicht wirksam sind, könne mit verschreibungspflichtigen entzündungshemmenden Arzneien oder einer Steroidbehandlung gegen die Beschwerden angegangen werden, solange keine Anzeichen einer signifikanten Muskelschwäche vorliegen, berichtet Dr. Pelle.
Physikalische Therapie hilft 80 Prozent der Betroffenen
Zudem könne eine physikalische Therapie eingeleitet werden, um die vom Nerv versorgten Muskeln zu stärken und zu dehnen. Bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall werden häufig Dehnungsübungen, Übungen zur Stärkung des Rückens oder ein sogenanntes McKenzie-Rückenprogramm eingeleitet, erläutert der Experte weiter.
Diese Übungen können die Symptome mit der Zeit lindern. Bei etwa 80 Prozent der betroffenen Personen mit ausstrahlenden Beinschmerzen klingen die Schmerzen ohne Operation von selbst ab, erläutert Dr. Pelle.
Injektionen gegen Beinschmerzen
Wenn die Schmerzen und andere Symptome trotz dieser Maßnahmen länger als sechs bis acht Wochen anhalten, können Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zur Klärung der Ursache durchgeführt werden. So kann beispielsweise ein Bandscheibenvorfall festgestellt werden, welcher eine Nervenkompression verursacht, oder eine Nervenkompression durch altersbedingte arthritische Veränderungen, erläutert der Experte.
Beides kann zu einer Verengung des Spinalkanals oder der sogenannten Foramina führen, was als Stenose bezeichnet wird und Druck auf das Rückenmark oder die Nerven in den eingeengten Bereichen ausübt, so Pelle. Wenn die Untersuchungen eine dieser Erkrankungen aufzeigen, könne eine Behandlung mit einer Wirbelsäuleninjektion in Betracht gezogen werden.
Bei diesen Injektionen handelt es sich nicht um entzündungshemmende Steroide, sondern um Steroidbehandlungen, welche gezielt in den Bereich der Kompression oder Entzündung gespritzt werden, wodurch die Nervenwurzel beruhigt wird, erläutert der Fachmann. Mitunter sei für einen solchen Prozess lediglich eine Injektion erforderlich, es könne jedoch auch weiterer Injektionen bedürfen.
Chirurgische Bewertung der Schmerzen
Wenn die Wirbelsäuleninjektionen zwar eine gewisse Linderung mit sich bringen, diese aber nicht von Dauer ist, folge eine Bewertung der chirurgischen Optionen. „Zu diesem Zeitpunkt würden wir den Patienten untersuchen und die Bildgebung überprüfen. Dann besprechen wir die chirurgischen Optionen, einschließlich der Risiken und Vorteile, und vor allem das zu erwartende Ergebnis“, berichtet Dr. Pelle.
Sport gegen ausstrahlende Beinschmerzen
Grundsätzlich sollte bei anhaltende Schmerzen, die ins Bein ausstrahlen laut Dr. Pelle ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Außerdem sei es allgemein wichtig, dass betroffene Personen Sport treiben und Übungen zur Stärkung des Rückens machen, um die Muskeln aktiv zu halten.
„Fahren Sie mit Ihren normalen Aktivitäten fort, soweit Sie dazu in der Lage sind. Wenn Ihre Muskeln nicht mehr benutzt werden, schwächt dies das strukturelle Stützsystem des Körpers für Ihre Wirbelsäule und erschwert die Genesung“, fügt der Mediziner hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Cleveland Clinic: 4 Ways To Treat Radiating Pain in Your Leg (veröffentlicht 12.01.2020), Cleveland Clinic
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.