MS: Neue MRT-Technik ein vielversprechendes Werkzeug
Die Multiple Sklerose (MS) ist trotz jahrzehntelanger Forschung noch immer nicht heilbar. Allerdings lässt sich der Krankheitsverlauf häufig positiv beeinflussen und dadurch die Selbstständigkeit und eine möglichst gute Lebensqualität der Betroffenen länger erhalten. Wichtig dafür ist in der Regel eine frühe Diagnose. Helfen könnte dabei eine neue Technik, über die Forschende aus Österreich nun berichten.
Eine möglichst frühe Diagnose und Behandlung ist bei Multipler Sklerose (MS) ausschlaggebend, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern. Dabei spielt die Magnetresonanz-Tomographie (MRT) als bildgebendes Verfahren eine wesentliche Rolle. Wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt, wurde auf der Suche nach immer besseren Methoden an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien im Rahmen eines Forschungsprojekts eine neue MRT-Technik angewandt, die den Weg zu einer schnelleren Bewertung der Krankheitsaktivität bei MS ebnen könnte.
Entscheidend für die Prognose ist eine frühe Diagnose
Die Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die sich in Veränderungen (Läsionen) vor allem im Gehirn manifestiert. MS ist bis heute unheilbar, kann jedoch gut behandelt werden.
Entscheidend für die Prognose ist eine frühe Diagnose, bei der laut den Fachleuten möglichst detailreiche bildgebende Verfahren einen hohen Stellenwert einnehmen. Mittels herkömmlicher MRT können die Läsionen im Gehirn zwar entdeckt werden, doch forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Methoden, die die Veränderungen in einem früheren, mikroskopischen oder biochemischen Stadium erkennen lassen. Als vielversprechendes Werkzeug hat sich hier die Protonen-MR-Spektroskopie genannte Methode herausgestellt.
Mit dieser Technik ging die Forschungsgruppe um Eva Niess (vormals Heckova) und Wolfgang Bogner von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin der MedUni Wien gemeinsam mit Forschenden der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Wien im Rahmen ihrer kürzlich in dem Fachjournal „Radiology“ veröffentlichten Studie noch einen Schritt weiter in die Tiefe.
Für den Vergleich der neurochemischen Veränderungen im Gehirn von 65 MS-Patientinnen und -patienten mit denen von 20 gesunden Kontrollpersonen setzte das Team auf MR-Spektroskopie mit einem sieben Tesla starken Magneten. Dieses besonders leistungsstarke Bildgebungsinstrument wurde von Forschenden der MedUni Wien mitentwickelt und wird seit seiner Inbetriebnahme 2008 am Exzellenzzentrum für Hochfeld-MR der MedUni Wien zu wissenschaftlichen Untersuchungen zum Beispiel des Gehirns verwendet.
Neurochemische Veränderungen sichtbar machen
Mit dem 7-Tesla-MRT konnten die Forscherinnen und Forscher der MedUni Wien nun MS-relevante Neurochemikalien identifizieren, also Chemikalien, die an der Funktion des Nervensystems beteiligt sind. „Damit konnten wir Gehirnveränderungen in Regionen sichtbar machen, die in der konventionellen MRT unauffällig erscheinen“, erläutert Studienleiter Wolfgang Bogner.
Laut der Hauptautorin der Studie, Eva Niess, könnten diese Erkenntnisse in Zukunft eine bedeutende Rolle bei der Versorgung von MS-Erkrankten spielen: „Einige neurochemische Veränderungen, die wir mit der neuen Technik sichtbar machen konnten, treten schon früh im Krankheitsverlauf auf und können nicht nur mit Behinderungen korreliert sein, sondern auch das weitere Fortschreiten der Krankheit vorhersagen.“
Bis diese Erkenntnisse in die klinische Anwendung einfließen können, seien den Fachleuten zufolge noch weitere Forschungsarbeiten nötig. Aber schon jetzt könne gesagt werden, dass die Ergebnisse die spektroskopische 7-Tesla-MR-Bildgebung als wertvolles neues Hilfsmittel bei der Diagnose von Multipler Sklerose und bei der Behandlung von MS-Patientinnen und -patienten erweisen.
„Wenn sich die Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen, könnte dieses neue Neuroimaging-Verfahren zu einem Standard-Bildgebungsinstrument für die Erstdiagnose und für die Überwachung von Krankheitsaktivität und Therapie bei MS-PatientInnen werden“, so Bogner.
Die Methode ist derzeit lediglich auf dem aktuell in Österreich einzigen 7-Tesla-MRT an der MedUni Wien und nur zu Forschungszwecken verfügbar. Das wissenschaftliche Team um Eva Niess und Wolfgang Bogner arbeitet jedoch daran, das neue Verfahren für den Einsatz in klinischen Routine-MRT-Scannern weiterzuentwickeln. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Medizinische Universität Wien: Neue MRT-Technik könnte Diagnose und Therapie von Multipler Sklerose verbessern, (Abruf: 18.01.2022), Medizinische Universität Wien
- Eva Heckova, Assunta Dal-Bianco, Bernhard Strasser, Gilbert J. Hangel, Alexandra Lipka, Stanislav Motyka, Lukas Hingerl, Paulus S. Rommer, Thomas Berger, Petra Hnilicová, Ema Kantorová, Fritz Leutmezer, Egon Kurca, Stephan Gruber, Siegfried Trattnig, Wolfgang Bogner: Extensive Brain Pathologic Alterations Detected with 7.0-T MR Spectroscopic Imaging Associated with Disability in Multiple Sclerosis; in: Radiology, (veröffentlicht: 04.01.2022), Radiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.